Wenn in diesen Tagen die Abrissbirne im Hain zum Einsatz kommt, trifft das weder Anwohner noch Bewohner des Ottoheims unvorbereitet: "Seit 2018 gab es Versammlungen, in denen die Pläne erklärt wurden, und in der Corona-Zeit alle zwei Wochen digitale oder postalische newsletter an die Angehörigen", erklärte Barbara Blecha, Leiterin des Caritas-Altenpflegezentrums Sankt Otto, vor der Presse.
Anlass war der Beginn einer in zwei Abschnitte gegliederte Bauphase, die Ende 2025 abgeschlossen sein soll. Dieser Zeitplan sei eine Herausforderung, betonte Friederike Müller, Geschäftsführerin der Caritas-Betreibergesellschaft Sankt Heinrich und Kunigunde. Denn die Bauwirtschaft befinde sich generell in diesen Zeiten in einer schwierigen Situation.
stellvertretende Direktorin des Caritasverbands für die Erzdiözese Bamberg
Doch für die Caritas sei es wichtig, an ihrem jetzigen Standort im Haingebiet zu bleiben: "Wir müssen und wir wollen uns modern und zukunftsfähig aufstellen", ergänzte Ursula Kundmüller, stellvertretende Direktorin des Caritasverbandes für die Erzdiözese Bamberg, der Eigentümer der Immobilie Ottoheim und Bauherr ist.
Ganz freiwillig sind die bevorstehenden Maßnahmen nicht, wie Kundmüller einräumte. Denn alle im Altenheimbereich und im Altenwohnheim gelegenen Pflegezimmer und Wohnungen erfüllten nicht mehr die baulichen Mindestanforderungen, wie sie das Pflege- und Wohnqualitätsgesetz (AVPfleWoqG) vorgebe. So habe die "Heimaufsicht" der Stadt Bamberg daher die Betriebserlaubnis für den Altbau an der Ottostraße auf Ende 2024 befristet: "Würde hier nicht saniert, würden 37 Einzelzimmer entfallen", so Friederike Müller.
Wegen der gesetzlich vorgegebenen Einzelzimmerquote von 75 Prozent hätte die gegenwärtige Gesamtzahl von 114 auf 59 Pflegeplätze reduziert werden müssen. "Unser Ziel war gemeinsam mit dem Gestaltungsbeirat der Stadt Bamberg, die Zahl der Plätze und damit auch die Zahl der Arbeitsplätze zu erhalten", so Müller. Zumal die Lage des Ottoheims im Stadtzentrum und am Hain-Park "ausgesprochen attraktiv ist", wie die kontinuierlich hohe Nachfrage und stete Vollbelegung zeigten.
Nach Beendigung der "mit vielen Kompromissen beschlossenen" Baumaßnahmen, zu dem der Abriss des 1956 errichteten Gebäudetraktes in der Ottostraße inklusive Neubau gehört, werden 105 Plätze in insgesamt 86 Zimmern zur Verfügung stehen Insgesamt 43 Plätze in Einzel- und Doppelzimmern sind rollstuhlgerecht. Das gesamte Gebäude wird barrierefrei sein, wie ausführender Architekt Marcus Baier vom kirchlichen Wohnungsunternehmen Joseph-Stiftung den Pressevertretern anhand von Bauplänen erläuterte.
Neu hinzu kommt eine Tagespflege mit entsprechenden Räumlichkeiten für 16 Personen. Ebenfalls neu sind 18 gerontopsychiatrische Pflegeplätze "mit einem gezielten Pflegemanagement", erklärte Friederike Müller. Neu ist auch "ein WG- Bereich" für jüngere Erwachsene mit körperlichen Einschränkungen, die Hilfen benötigen. "Solche Spezialeinrichtungen gibt es nur wenige in Bayern", wusste Müller.
Herzstück der künftigen Gesamteinrichtung soll eine Cafeteria mit überdachter Terrasse im Innenhof bilden. An die Cafeteria schließt sich die Kapelle für 60 Gottesdienstbesucher an: "Kapelle, Innenhof und Cafeteria, die auch einen offenen Mittagstisch anbietet, öffnen sich dem ganzen Wohnquartier im Haingebiet", betonte Einrichtungsleiterin Blecha.
Caritasverbands-Vertreterin Kundmüller nannte die veranschlagten Gesamtkosten für die Baumaßnahmen; 16,4 Millionen Euro. Da es keine staatliche Förderung eines solchen Vorhabens mehr gebe, müsse die Caritas diese Summe aus Eigenmitteln, Darlehen und Investitionsabgaben der Bewohner aufbringen. Das Erzbistum Bamberg leiste jedoch einen Zuschuss zur Kapelle.
Leiterin des Caritas-Altenpflegezentrums Sankt Otto
Angesprochen wurde bei dem Pressetermin natürlich auch der Umstand, dass die bisherigen 15 Seniorenwohnungen wegfallen mussten, und es auch im Neubau keine geben wird. "Da ein viertes Geschoss nicht genehmigt wurde, können wir solche Wohnungen nicht realisieren", bedauerte Friederike Müller die strengen denkmalpflegerischen Auflagen im Haingebiet. "Wir haben den rüstigen Senioren einen ganzen Blumenstrauß an Möglichkeiten angeboten, mit ihnen und ihren Angehörigen Einzelgespräche geführt", blickte Barbara Blecha auf angespannte Wochen nach der "ordentlichen Kündigung" der Wohnungen zurück.
"Auf dem freien Markt hat jeder eine passende Wohnung gefunden und ist jetzt zufrieden", zeigte sich Blecha erleichtert, zumal es seitens der Caritas auch finanzielle Unterstützung für den Umzug gegeben hat. Dennoch ist das Problem nicht vollends aus der Welt geräumt, wie die Hausleiterin zugibt. Eine 92-jährige Frau weigert sich, aus ihrer Wohnung in das Heim überzusiedeln. Hinter dieser Weigerung stünde wohl ein Angehöriger, der nicht gerade zu den Caritas-Freunden gehöre.
Breite Zustimmung dürfte das Ottoheim allerdings für seine Namensänderung finden. Offiziell heißt es ja "Dr.-Robert-Pfleger-Rehabilitations- und Altenpflegezentrum Sankt Otto". Daraus wird nun schlicht "Caritas-Pflegezentrum Sankt Otto".