Die Osternacht im Bamberger Dom war ein "Aufstand gegen die Herren, die das Leben beschneiden, und gegen den Tod! Wir können und sollen mit dem Auferstandenen Aufstand machen gegen den Krieg in der Ukraine und für das Leben der Ukrainer. Wir sollen Aufstand machen gegen Unrecht, Unterdrückung, Böses überall. Ostern ist der Aufstand Gottes gegen alle Lebensfeinde und auch gegen den Tod", sagte Erzbischof Ludwig Schick in seiner Predigt.
Jesu Leben sei nicht nur ein "Aufstand gegen falschen Gottesglauben und für den Glauben an den universalen Gott der Liebe" gewesen, sondern auch ein Aufstand gegen die Hartherzigen, die Ungerechten, die Gewaltmenschen und Kriegstreiber. Am Kreuz gestorben sei Jesus wegen dieser Aufstände, "für das Leben in Fülle für alle". "Jesus ist auferstanden, was zeigt, dass sein Aufstand im Leben und im Tod erfolgreich war", so der Erzbischof. Jesus lebe und wolle "mit uns seinen Aufstand weiterführen", auch wenn so mancher Kreuzweg gegangen werden müsse. "Das Leben wird siegen! Ostern ist das Fest der Hoffnung", betonte Schick.
"Krieg darf nach Gottes Willen nicht sein!"
Auch Hans-Martin Lechner, Dekan des evangelisch-lutherischen Dekanatsbezirks Bamberg, überbrachte am Ostersonntag in der Stephanskirche die hoffnungsvolle "Botschaft des Lebens gerade im Leid der Welt". Lechner räumte ein, dass die Botschaft vom auferstandenen Herrn befremdlich klinge, gerade für die Millionen Menschen, die jetzt "dem entsetzlichen Terror eines an Grausamkeit kaum zu überbietenden Krieges ausgesetzt sind", so der Dekan. Doch die Botschaft von der Auferstehung Jesu müsse gerade jetzt verkündet werden: "Mitten im Leid eröffnet sie die größere Welt Gottes, die Welt des Friedens und der Liebe mitten unter uns."
Ostern geschehe, wo Versöhnung gelinge durch alles Elend hindurch, wo Menschen sehen würden, "wie abwegig es ist aufeinander einzuschlagen und Krieg zu führen", sagte Lechner. Das habe der Ökumenische Rat der Kirchen schon 1948 nach den furchtbaren Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs klargestellt: "Krieg darf nach Gottes Willen nicht sein!" Für Dekan Lechner ist das "ein Wort auch für heute."
Ostern wurde als "große Such-, Hoffnungs- und Friedensbewegung", so Lechner, in allen Bamberger Kirchen gefeiert. Mancherorts wurde im übertragenen Sinne der Stein von des Grabes Tür draußen gewälzt. Am Ostersonntag um fünf Uhr morgens geschah dies auf den Wiesen bei der Auferstehungskirche oder bei St. Matthäus in Gaustadt. Und die Obere Pfarre feierte sogar "aufm Keller": Für den an Corona erkrankten Pfarrer Matthias Bambynek zelebrierte Professor Hanjo Sauer auf dem Wilde-Rose-Keller die Eucharistiefeier, musikalisch schwungvoll gestaltet von der St.-Urbans-Project-Band.
Orgelweihe in der Stephanskirche
Die große Mühleisenorgel in der St.-Stephans-Kirche bekam am Ostersonntag eine kleine Schwester: eine mobile Chororgel, die im Dialog mit der Königin der Instrumente erstmals in einem Gottesdienst erklang, gespielt von Kirchenmusikdirektorin Ingrid Kasper. Die Chororgel, ein Unikat aus der Werkstatt des Bamberger Orgelbauers Thomas Eichfelder, kommt künftig bei liturgischen Feiern sowie bei Konzerten mit Chor und Orchester zu Gehör.
"Je nach Temperatur in der Stephanskirche kann die Orgel umgestimmt werden", erklärt Orgelbauer Eichfelder. Das vom Förderverein für Kirchenmusik an St. Stephan organisierte gute Stück verfügt über sechs Register, sechs Klangfarben, 56 Töne und 336 Pfeifen. Zu den Besonderheiten dieser Chororgel mit einem Prospekt aus Eichenholz gehören ein Horn-Achtfußregister und als "barocke Spielerei ein Vogelgezwitscher", so Eichfelder.