"700 Jahre ist es her, dass die ehemalige Siedlung Godwicz in den alten Lehenbüchern von Würzburg erstmals erwähnt wurde. Da die Geschichtsforschung ein Hobby von mir ist und ich mich gerne mit Dingen aus der Vergangenheit beschäftigte, wollte ich die Erstnennung und Geschichte meines Geburtsortes erforschen und die Dokumentation nun auch der Allgemeinheit zugänglich machen." Dies betonte Josef Weigmann bei einer Feier am Gemeindezentrum in Breitbrunn, wo er vor Gästen einen Einblick die Geschichte des Weilers Edelbrunn gab.
Bürgermeisterin Ruth Frank erinnerte daran, dass diese Feier "700 Jahre Edelbrunn" eigentlich schon 2020 hätte stattfinden sollen, aber wegen Corona auf 2021 verlegt wurde. Sie stellte eingangs die Frage, was Menschen antreibe, wenn sie sich in ihrer Freizeit mit der Geschichte beschäftigen und wochen- und monatelang Details zusammentragen, um ein stimmiges Bild zu erhalten. Da müsse man ein Faible haben und Detektiv für die Spurenarbeit sein.
Die Chronik von Josef Weigmann sei gut lesbar und für einige Bürger sicher auch ein kleines Nachschlagewerk. Der Gemeinderat habe dafür gesorgt, dass die Chronik gedruckt werden könne und "voller Erwartung werden wir sie heute zu Gesicht bekommen und sind stolz, dass wir dies geschafft haben. Dabei wünsche ich, dass sie einen kleinen Beitrag zur Verwurzelung mit der Heimat und ihrer Geschichte leisten kann und eine Möglichkeit sein kann, die Geschichte vor dem Vergessen zu bewahren. Sie sollte in keinem Haushalt fehlen."
Der 62-jährige Hobby-Heimatforscher Josef Weigmann, ein gebürtiger Edelbrunner, der jetzt im nahen Lauter wohnt, stellte dann einige Inhalte seiner 152-seitigen Ortschronik "Godwicz -Göbitzen – Edelbrunn" vor und begann mit der Namensgebung "Godwicz", die slawisch oder eine Wendensiedlung war, die angelegt wurde, um das Land urbar zu machen. Möglicherweise sei eine Siedlung schon im 10. oder 11. Jahrhundert gegründet worden. Die Slawen wurden damals von den Adeligen angesiedelt zur eigenen Bewirtschaftung und Erzielung ihres Auskommens.
Vielleicht komme der Name aber auch von einem Godwiczi mit Häusern und der Sippe dieses Godwiczi. 1397 sei diese Siedlung aber schon wieder verlassen worden und im Jahr 1342 lese man in einer Urkunde eines Bischofs aus Bamberg von einem "wüsten Dorf". Vor allem, weil die Gegend im Grenzgebiet zwischen Bamberg und Würzburg gelegen habe, gebe es viele Einträge in Büchern, was das Eigentum, Lehensrecht und Streitigkeiten betreffe.
Über Jahrhunderte hinweg sei die Rede von einem verlassenen Dorf gewesen "Godwiczi einst ein Dorf gewesen" oder von "Edelbrunn of der Göbitzen". Spätestens 1599 sei es belegt mit "Edelbrunn" bei einem Eintrag von Peter Zweidler, dem ersten Geometer von Bamberg. "Die Grenzen der Flurkarten sind heute noch erhalten, die Karte ist sehr genau gezeichnet und man kann sich die Darstellung ohne Flugzeug und Drohnen heute gar nicht vorstellen. Es ist auf jeden Fall eine der schönsten Karten von Zweidler."
Im 16. Jahrhundert sind vier Häuser eingezeichnet. Im Zent von Eltmann sei aber nicht von Edelbrunn die Rede, sondern von "Edelhof". Es sei auch der einzige Platz gewesen, wo eine Quelle in diesem Gebiet war. Edelbrunn sei in der Zent von Eltmann aber nicht mit Gütern oder der Ortschaft beschrieben worden. Hintergrund möge die Tatsache sein, "dass zu dieser Zeit die Rotenhan Eigentümer waren, sich eine eigene Siedlung herausgenommen haben mit eigenen Rechten und ohne Steuern."
Ein wichtiges Kapitel, so Josef Weigmann, sei ihm auch das Leben vom Ende des 18. Jahrhunderts bis nach dem Zweiten Weltkrieg gewesen, sowie die Geschichten mit Zeitzeugen und Flüchtlingen, die dort aufgenommen wurden. Die Leute im Ort seien auch immer kirchlich getrennt gewesen. "Die oberen drei Häuser waren katholisch und die unteren drei Häuser evangelisch und sie suchten auch verschiedene Orte zu ihren Kirchen auf, die katholischen bis nach Stettfeld und die evangelischen bis Rentweinsdorf oder Gleisenau. Die umfangreichen Arbeiten dazu könnten auch für weitere Recherchen eine gute Grundlage sein.
Josef Weigmann dankte zahlreichen Zuarbeitern und Helfern, "ohne die ich es nicht allein geschafft hätte". Dabei erwähnte er besonders Dr. Norbert Kandler, Dr. Joachim Andraschke und Gemeindearchivar Kilian Zettelmeier.
Zeitzeugen berichten
Sabine Kleinsteuber, geb. Diem, kam mit ihrer Mutter mit drei Jahren von Westerhausen nach Eltmann. Die 76-jährige kann sich noch gut erinnern, als sie 1952 in die 1. Klasse kam und noch keine Straße in das eineinhalb Kilometer entfernte Breitbrunn führte. Die Schule dort war nur über einen Feldweg zu erreichen, der matschig und löchrig gewesen sei.
"Im Winter war auch der Hohlweg mit Schnee verweht und man musste richtig durchstapfen, bis wir durchnässt und mit nassen Klamotten in der Schule ankamen. Dort hingen weitere Kleider von uns zum Wechseln. Rückwärts war es nicht anders und als wir heimkamen, wärmten wir unsere Füße mit heißen "Backsteinen" aus der Bratröhre des Herdes. Manchmal waren die Zehen beinahe erfroren." Lehrerin Ottilie Stubenrauch sei mit vier Klassen in einem Raum gewesen. "Einmal haben wir unsere Fingernägel ein wenig lackiert – mit Kugelschreiber. Das war für unsere Lehrerin eine Todsünde und die Strafe folgte auf dem Fuß."
Mit 80 Jahren ist Gerlinde Weigmann derzeit die älteste Einwohnerin von Eltmann und kam als junge Frau vor fast 62 Jahren nach Edelbrunn. "Da gab es noch keine Wasserleitung, sondern fast jeder Hof hatte einen eigenen Brunnen. Als man dann gemeinsam eine Quelle fasste, gab es Probleme, als die ersten Waschmaschinen oder Bäder zu viel Wasser brauchten. Es wurde erst besser mit dem Anschluss an Breitbrunn."
Auch an das erste Telefon kann sie sich noch gut erinnern. "Es handelte sich um einen Zweier-Anschluss mit dem Nachbarn Will. Wenn der eine telefonierte, war dies für den anderen nicht möglich. Es dauerte zwei Jahre lang, bis dann jeder seinen eigenen Anschluss bekam, natürlich noch mit dem Wählrad." Auch die Infrastruktur könnten sich viele kaum mehr vorstellen. "Jeder hatte eine Landwirtschaft mit Kühen oder Pferden zum Einspannen und einen Stall mit Schweinen und anderem Kleintier. Nachbarschaft wurde große geschrieben und so kaufte man sich zu dritt auch den ersten Mähdrescher."
Ein Bürger Edelbrunns war nicht nur in den "Heiligen Ländern" bekannt, sondern in einem weiteren Umkreis, da er als Hausmetzger in den Haushalten und Gastwirtschaften Schweine schlachtete und Wurst machte. Es war Hermann Weigmann, der anfangs mit seinem großen "Heinkelroller" und später mit dem Auto unterwegs war und später auch noch über 20 Jahre die beliebte "Brotzeitstube" in Edelbrunn betrieb und auch damit die Ortschaft bekanntmachte.
Der Haßfurter Helmut Hümmer, der den meisten als Zahnarzt bekannt ist, aber nicht als ehemaliger Edelbrunner, trat dann als Überraschungsgast und mit einem Gedicht auf, mit dem er seinem "Ex-Nachbarn" Josef Weigmann Dankesworte überbrachte und selbst in gekonnter Weise den Ort beschrieb. Rolf Böhm umrahmte die Feier musikalisch mit seinem Akkordeon.