
Mit dem Thema "Depressionen in der Landwirtschaft – ein unterschätztes Problem" haben sich die Ortsbäuerinnen des Landkreises Haßberge bei ihrer Jahrestagung in Kraisdorf auseinandergesetzt. Es fühle sich schlimm an, jeden Tag zu kämpfen, kein Ziel mehr vor Augen zu haben, kein Licht am Ende des Tunnels zu sehen", sagte Referent Christoph Rothaupt, der über das Tabuthema aufklärte. Und aus eigener Erfahrung berichtet, "dass Burnout eine Krankheit ist, die gut behandelbar ist".
In Deutschland sind Untersuchungen zufolge Landwirte viereinhalb Mal häufiger von Burnout betroffen als Menschen aus anderen Berufsgruppen. Fast die Hälfte aller Landwirte sind psychisch belastet. Viele zögerten zu lange, bis sie Hilfe holen. Jede Woche nutzten 20 Personen die Krisenhotline, aber outen sei nicht einfach.
Persönliches Schicksal
Diese dramatischen Zahlen kamen auf den Tisch, als der 40-jährige Christoph Rothhaupt in sein persönliches Schicksal blicken ließ. Vorausgegangen waren in seinem Lebenslauf seine Ausbildung in der Landwirtschaft mit Meisterprüfung und die Führung eines Betriebes mit 75 Milchkühen und 100 Hektar Feld. Mit dem Tod seines Vaters sei es schwieriger geworden und die Hofarbeit sei immer mehr eine Belastung gewesen. Ein Urlaub mit der Familie in Schweden habe für die nächsten drei Jahre zwar Kraft gegeben, aber dann sei es wieder kritischer geworden. Er sei vor 22 Uhr nicht aus dem Stall gekommen, sei kaputt gewesen und ganz abgemagert. "Es ist schwer, zu beschreiben, wie sich das anfühlt. Selbst im Schlaf habe ich mich nicht mehr erholt, bin aufgewacht und war müder als zuvor."

Dazu stellte er ein allgemeines Problem fest: "Viele Landwirte machen ihren Selbstwert am Hof fest. Es wird nur noch an den Betrieb gedacht und an nichts mehr anderes." Man wolle nicht aufgeben, was die Eltern aufgebaut hätten. Erst, als er im Stall zusammengebrochen sei, sei für ihn der Wendepunkt dagewesen, so der Referent. Durch die Therapie wisse er heute mit der Krankheit umzugehen. Die Therapie habe ihn wieder stärker und bewusster gemacht und auch in der eigenen Arbeit kreativer. "Eine Beraterin hat mir das Leben gerettet, ich habe jetzt auch einen eigenen Hofladen und es macht wieder Spaß zu leben."
Rückblick auf Kulinea
Kreisbäuerin Cäcilie Werner sprach beim Rückblick auf die Kulinea von einer tollen Veranstaltung, die trotz weniger Aussteller viele Besucherinennen und Besucher angelockt habe.
BBV-Geschäftsführer Klaus Pieroth nahm zu landwirtschaftlichen und betrieblichen Fragen Stellung und betonte, dass viele Betriebe derzeit mit ihren Mehrfachanträgen für die Ausgleichszahlungen zu kämpfen hätten. Im Rahmen der Agrarreform hätten sich zu Beginn des Jahres Auflagen erhöht, Gelder seien gekürzt worden und das alles führe zu einem enormen Mehraufwand. Außerdem stimmten die Merkblätter für die Fruchtfolge noch nicht, und auch EDV-mäßig gebe es Schwierigkeiten.
Eine besondere Ehrung wurde zum Schluss der Veranstaltung dem langjährigen BBV-Geschäftsführer Gerhard Eller für seine Ernennung zum Ehrenbürger der Gemeinde Pfarrweisach zuteil. Kreisbäuerin Werner und Geschäftsführer Klaus Pieroth betonten mit Stolz, dass von dieser Auszeichnung auch etwas Licht auf den Bauernverband falle, in dem Gerhard Eller so lange tätig gewesen sei.