Zwei Instrumente standen im Mittelpunkt des klassischen Jahresausklanges in der Magdalenenkirche in Ebelsbach und traten dabei manchmal gemeinsam wie in einem Zwiegespräch auf: Die Orgel als die Königin der Instrumente und die Posaune, die im Zusammenspiel für eine festliche Ergänzung sorgte oder auch als Solistin ihren besonderen Klangcharakter zum Ausdruck brachte. Dahinter standen aber auch die Musiker des „Consortium Musicum“ aus den Niederlanden, die „Meister ihrer Posaune“ sind, oder wie der Kerkrader Organist Tjeu Zeijen, der schon Orgeln in der ganzen Welt bespielte.
Der Vorsitzende der Kulturgemeinde Ebelsbach/Eltmann, Matthias Beck, begrüßte die Besucher in der Magdalenenkirche und gab seiner Freude Ausdruck, dass das Ensemble des „Consortium Musicum“ nun schon zum 9. Male für einen festlichen und klassischen Jahresausklang sorge. Sein Dank galt dem Leiter Professor Harry Fries, der immer wieder eine ansprechende Auswahl von Werken präsentiere, aber auch der Pfarrei Ebelsbach, die ihren schönen und mit einer besonderen Akustik ausgestatteten Kirchenraum zur Verfügung stelle.
Den Auftakt machte das „Hathor-Posaunen-Quartett“ (Prof. Harry Ries, Luc Scholtes, Dion Kowalski und Dominique Steins) mit der Sonate a 4 von Daniel Speer (1636-1707), einem deutschen Kirchen- und Popularmusiker, der später ein großartiger Vertreter der posaunenspezifischen Musik im Frühbarock wurde. Seine Sonate für vier Posaunen ist sehr beliebt, ging auch harmonisch gut ins Ohr, wobei die Tenor-, Alt- und Bassposaunen gleich ihr harmonisches Klangvolumen zum Ausdruck brachten. Das Stück stammte aus der Abhandlung „Neugebackene Tafelschnitz“, die schon mit ihrem Namen die Zuhörer zum Schmunzeln bewegen will wie in Kompositionen mit dem Titel „vierfaches musikalisches Kleeblatt“.
Mit dem „Choral-Prelude: Wachet auf, ruft uns die Stimme“ von Johann Sebastian Bach (1685-1750) spielte Organist Tjeu Zeijen das ganze Klangvolumen der Hoffmann-Orgel aus und Professor Ries meinte, „dass sich die Kirchengemeinde Ebelsbach glücklich schätzen kann, so eine wunderschöne Orgel zu haben. Sie bringt einen so seltenen Urklang einer Orgel hervor, wie man es von einer Orgel erwartet. Aber es gibt nicht viele davon. Viele Kirchengemeinden können sich so eine hervorragende Orgel heute gar nicht mehr leisten und die Ebelsbacher sollten froh sein, eine solche Orgel zu besitzen.“ Sicherlich staunten die Zuhörer dann auch, welche verschiedenen Töne der Organist aus den 86 Registern herausholte, und welch große Bandbreite von Tönen der Orgel ihren strahlenden Glanz verleihen.
Von den Posaunen wurde dann das „Bataglia“ von Heinrich Issac und der „gute Tagesbeginn“ von Guy Morancon geboten, bevor die zwei Mädchen, Brecht Scheuven, mit ihrer Querflöte und Baukje Scheueven mit ihrer Violine weihnachtliche Stimmung in den Kirchenraum brachten und dabei auch von der Orgel begleitet wurden. Harry Ries veranlasste das zu der Bemerkung, dass man es schon als Kind zu großen Leistungen auf Instrumenten bringen und die Musik auch bis ins hohe Alter betreiben könne. Musik spreche auch die Sprache der Gemeinschaft.
Bei dem Solostück „Meditation“ des ungarischen Komponisten Frigyes Hidas (1928-2007) zeigte dann Bassposaunist Rommert Groenhoffs sein Können und eine Vielseitigkeit auf seiner Posaune, wie man es nur von hochkarätigen Musikern erwarten kann. Der Posaunist der „Marine Band der Royal Netherland Navy“ aus Rotterdam konnte deswegen schon zahlreiche internationale Preise gewinnen. Auch in Ebelsbach präsentierte er das ganze Klangvolumen der Bassposaune bis zu den tiefsten Tönen, aber auch die unterschiedliche Akzentuierung mit dem Zug zu Glissando, dem Portato oder auch das Spiel mit einem guten Legato. Dazu kamen die Zeit- und Tempiwechsel bis hinauf in die oberen Register und kein Wunder, dass es als ein „großartiges Stück für alle Bassposaunisten gilt, die nach Soli suchen“. Dass das alles nur mit der richtigen Atmung, einem entsprechenden Ansatz, Timing und Technik zur vollen Entfaltung des Instruments und der Klangfarbe kommen kann, wurde dabei jedem Zuhörer mehr als bewusst. Der große Beifall unterstrich dies auch.
Ein Kontrast dazu dann das englische Tanzstück „Hornpipe“ von Henry Purcell (1659-1695), das eigentlich für Dudelsack geschrieben wurde, aber auch von den Posaunen gekonnt umgesetzt wurde. Mit dem „Trombone Institute of Technology“ von Michael Davis (2011) kam es dann aber zu einer ganz anderen Akzentuierung der Posaune als „Jazz-Instrument“, das Solist Nick Caris aufzeigte und dabei von Bassposaunist Rommert Groenhof begleitet wurde.
Beim Choral „Vom Himmel hoch“ von Johann Pachelbel (1653-1706) entfaltete dann wieder die Orgel ihr ganzes Klangvermögen, diesmal aber mit der getragenen, langsamen Melodie der Pedaltöne, auf die Tjeu Zeijen auf dem Spieltisch die Variationen der beiden Hände mit hohen Tönen legte. Fast glaubte man dann, dass es zum bekannten „Little Drummer Boy“ übergehe, aber es stellte sich als das schottische Volkslied „Highland Cathedral“ heraus, das von Prof. Harry Ries an der kleinen Trommel begleitet wurde. Es zählt inzwischen zu den bekanntesten Dudelsackmelodien. Aber auch wenn der Dudelsack fehlte, wurden die Zuhörer damit in das schottische Hochland entführt und mit der Trommel, der Orgel und den Bläsern wurde ihnen eine Art Gänsehautfeeling geliefert.
Dieses ging dann über in das gemeinsame Schlusslied „Vom Himmel hoch“, das diesmal von allen Instrumenten begleitet wurde und das Gefühl für die Weihnachtszeit noch einmal unterstrich. Natürlich gab es zum Abschluss noch gute Wünsche zum Neuen Jahr und das hätte nicht besser geschehen können als mit dem Volkslied nach der bekannten Melodie „Amazing Grace“ und dem Text „Ein schöner Tag ward uns beschert, wie es nicht viele gibt“ und dem Blick auf das Neue Jahr „Und was das Schicksal dir auch bringt, was immer kommen mag. Es bleibt dir die Erinnerung an einen schönen Tag“. Sicher klang diese Melodie beim Nachhauseweg noch lange nach.