„ Zum Laufen braucht ihr nichts – geht einfach raus und lauft. Egal, ob langsam oder schnell – Hauptsache Bewegung!“ Auf diese einfache Formel bringt Dieter Baumann seine wichtigste Botschaft an das gut besuchte Auditorium im Rügheimer Schüttbau am Freitag bei seinem Comedy-Programm rund um den Laufsport unter dem Motto: „Die Götter und Olympia“.
Und diese Aussage nehmen ihm alle anwesenden Gäste im Saal gerne ohne zu zögern ab. Denn dieser Mann weiß, von was er redet, als einer der erfolgreichsten deutschen Leichtathleten und Langstreckenläufer überhaupt: Olympiateilnehmer 1988 mit dem Gewinn der Silbermedaille im 5000 Meter-Lauf, Olympiasieger und Goldmedaillengewinner vier Jahre später eben in dieser Disziplin in Barcelona, Europameister 1994 über diese Strecke, danach noch zweimal Vizeeuropameister über diese Disziplin und ungezählte nationale Titel im Laufsport– die Erfolgsliste dieses Ausnahmesportlers mit Bestmarken und Rekorden ist nahezu unendlich.
Und er war an diesem Wochenende auch nicht zufällig hier im Haßbergkreis zu Gast. Denn im Landhotel Rügheim wurde am Freitag das neu geschaffene Laufparadies „Haßberge-Maintal-Steigerwald“ eingeweiht. Und trotz einer leichten Verletzung ließ er sich am Nachmittag bei strahlendem Sonnenschein nicht zweimal bitten und lief den ausgewählten Parcour über gut 11,3 Kilometer mit rund 40 anderen Läufern zur Premiere mit.
Am Abend schreitet Dieter Baumann unter Fanfarenmusik mit der Olympiafahne auf die Bühne, entzündet ein symbolisches Olympisches Feuer und hat im Handumdrehen mit einer Portion Selbstironie die Aufmerksamkeit des Publikums auf seiner Seite. Egal, ob beim Abfragen ihrer Bestzeiten in bestimmten Laufdisziplinen mit entsprechenden Kommentaren (und natürlich seinen Bestzeiten) und eindrucksvoller Mimik oder beim Plaudern aus dem Nähkästchen seiner persönlichen Erlebnisse im Lauf seiner Karriere bei den vielen großen Wettkämpfen.
Die Zuhörer erfahren dabei, das schon ab dem zweiten Tag im Olympischen Dorf durchgehend Siegerpartys gefeiert werden und er im nächsten Leben Luftpistolenschütze wird. Denn dieser Wettkampf findet immer am ersten Tag statt und nicht wie bei den Läufern am letzten. Auch die Anzahl der vom IOC verteilten Kondome an die Sportler bleibt dabei kein Geheimnis. Die Königsdisziplin im Olympischen Dorf aber ist scheinbar das Sammeln und Tauschen von Anstecknadeln der einzelnen Länder. Und als Beweis dazu präsentiert Baumann seinen originalen Hut von Barcelona 1992 mit über 30 Nadeln, wobei Bürgermeister Wolfgang Borst die Ehre zuteil wird, dieses Souvenir aus nächster Nähe zu betrachten.
Aber auch die dubiosen Machenschaften des IOC und andere Meldungen rund um das Thema Olympia finden in seinem eigenwilligen Programm ihren Platz: „Wussten Sie eigentlich, das auch Sepp Blatter Mitglied des IOC ist und sich momentan in einer ,bestechenden' Form befindet?“, fragt Baumann sein Publikum. Auch bei den Themen Kritik an den Winterspielen, exorbitante Werbeeinnahmen des IOC, politische Verhältnisse in den Gastgeberländern oder Zwangsumsiedlungen von Bewohnern für Neubauten von Sportstätten versteht der 49-Jährige keinen Spaß.
„Vor nicht allzu langer Zeit wurde die einzige noch vorhandene Goldmedaille von Jesse Owens bei einer Auktion für 1, 4 Millionen Dollar versteigert. Gibt es hier im Saal jemanden, der sich so etwas kaufen würde?“ Und schwupps hat er einen kleinen Hammer in der Hand und zieht mit einem breiten Grinsen aus seiner Hosentasche seine originale Goldmedaille von Barcelona 1992 am Band heraus. Da war er wieder, der Schelm in seinem Gesicht.
Diese direkte Art kommt beim Publikum gut an genauso wie seine Rubrik Fragen zu Thema Laufen. Auf extra Kärtchen konnten vor der Show die Gäste Fragen an Dieter Baumann notieren, die der Protagonist während des Abends beantwortet: Schadet Sex vor einem Marathon? Haben Läufer besseren Sex? Ist es möglich, einen Marathon zu laufen, ohne Krämpfe zu bekommen? Tragen Sie immer Kompressionskleidung bzw. Strümpfe?
Diese letzte Frage beantwortet Baumann mit einem gekonnten „Striptease“ zu Musik von Joe Cocker und mutiert wieder zu einem Läuferexemplar mit Kompressionskleidung, Vorfußschuhen und Stirnlampe. Alles in allem ein gelungener Abend mit über zwei Stunden Witz, Anekdoten und Information zum Thema Laufsport für das „Laufpublikum“. Aber auch für die bekennenden Nichtläufer, die sogar noch zum Abschluss auf der Bühne vom Hauptdarsteller mit zwei Tuben Zahncreme in Anspielung auf seine Doping Affäre aus dem Jahr 1999 verabschiedet werden.