
1957 war in Kirchaich ein echtes Gründerjahr. Fast der gleiche Kreis junger Männer gründete damals die DJK Kirchaich und hob die Blaskapelle aus der Taufe, die am Wochenende ihren 60. Geburtstag feierte, wie schon die DJK vor einigen Wochen. Daher ging es am Wochenende in Kirchaich auch sehr musikalisch zu und Schirmherr Siegmund Kerker hatte zudem für bestes Festwetter gesorgt.
Mit einem Festkommers begannen die Feierlichkeiten am Freitag. Ein Verein besteht ja nicht einfach so, ein Musikverein schon gar nicht. Sechs Jahrzehnte lang kümmerten sich Funktionäre um die Organisation und sechs Jahrzehnte lang galt es, immer wieder junge Menschen zu motivieren, ein Instrument zu erlernen und dann regelmäßig zu üben und mit der Kapelle aufzutreten.
Dafür dankten Vorsitzender Ralf Dicker und Ehrenvorsitzender Werner Burger ihren Vorgängern im Amt und allen, die sich im Laufe der 60 Jahre im Musikverein engagierten. Ein ehrendes Totengedenken galt all denen, die im Laufe dieser Zeit verstorben sind, darunter auch dem ersten Dirigenten Erich Medelnek und dem Gründungsvorsitzenden Georg Schirm.
„Ohne Kapellen würde etwas fehlen“, stellte Schirmherr Siegmund Kerker fest. In Kirchaich und darüber hinaus habe die Blaskapelle wichtige Akzente gesetzt. Er erinnerte an „grandiose Bezirksmusikfeste“. Wenn er als Bürgermeister dem Kirchaicher Musikverein Großveranstaltungen übertragen hatte, habe er sich immer sicher sein können, dass „das wie am Schnürchen funktioniert“. Trotz des demographischen Wandels sei es dem Musikverein immer gelungen, junge Menschen einzubinden und die Vorteile des Musizierens herauszustellen, denn „Musik entfaltet nicht nur das Talent, sondern auch die Persönlichkeit“. Die Musikvereine seien ein Beispiel dafür, dass der ländliche Raum vor allem durch ehrenamtlichen Einsatz lebt.
Bürgermeister Thomas Sechser, selbst passionierter Blasmusiker, erklärte, dass es kaum ein schöneres Hobby gebe. Wer die Musik liebt, der investiert auch viel Zeit, erhalte aber auch viel zurück. Die Musikkapellen seien nicht wegzudenken aus dem Jahresablauf der Gemeinde, aus den weltlichen und kirchlichen Feiern. Die Blaskapelle Kirchaich sei bekannt für ihre hohe Qualität. Eine Blaskapelle sei mehr als die Summe guter Solisten.
Sie brauche die Harmonie, das blinde Verständnis mit dem Dirigenten und das gute Miteinander. Das hohe Niveau des Orchesters spreche für Hingabe und Fleiß aller Aktiven. Zudem sei es gelungen, diese Hingabe zur Musik auch immer wieder neuen Generationen von Musikern weiterzugeben.
Pfarrer i. R. Ewald Thoma, der am Sonntag auch einen sehr eindrucksvollen Jubiläumsgottesdienst gestaltete, dankte dem Musikverein für die zuverlässige Mitwirkung an den verschiedensten kirchlichen Veranstaltungen, denn „die Musik ist ein Weg, auf dem uns Gott berührt“. Wie das Wort Gottes, so könne man auch die Musik nicht nur mit den Ohren hören, sondern vor allem auch mit dem Herzen. Musik helfe über schwere Zeiten, nehme Sorgen und wirke oft sogar wie Medizin.
Auch die örtlichen Vereine gratulierten herzlich und betonten das gute Miteinander. Ob Sportvereine oder Schützen: Sie alle freuen sich, wenn sie für ihre verschiedenen Anlässe auch auf musikalische Begleitung setzen können.
Neben den besten Glückwünschen hatte der Kreisvorsitzende des Nordbayerischen Musikbundes, Peter Detsch, auch zahlreiche Ehrungen im Gepäck. Er würdigte sowohl die Nachwuchsmusiker, als auch die Langjährigen. Zu einem guten Blasmusiker gehöre neben der Begabung vor allem auch der Wille zum Durchhalten und die Ausdauer beim Üben. Dass die Kirchaicher über diese Tugenden verfügen, hätten sie zuletzt beim Wertungsspiel gezeigt, bei dem sie in der Mittelstufe mit sehr gutem Erfolg abschnitten.
Wie gut die Nachwuchsarbeit funktioniert, zeigte sich bei der Überreichung der neu geschaffenen Mitgliedsnadel des NBMB für neue Musiker. Sie steckt jetzt am Revers von Sebastian Barthelmes, Moritz Heil, Melina Röder, Zoe Geus, Simon Hubert, Luise Graser und Elias Röder.
Die Junior-Nadel für fünf Jahre aktives Musizieren erhielten Pascal Barthelmes, Luana Geus, Lina Burger und Jonas Wirth.
Seit zehn Jahren aktiv sind Johannes Metzner, Laura Wirth, Tina Zimmermann, Nina Pflaum, Marco Wirth, Franziska Stark, Selina Wirth.
Für 20 Jahre wurden ausgezeichnet: Elisabeth Burger, Andreas Metzner, Karina Schnellbächer, Martin Hornung, Kristina Renner, Christian Steinhäuser, Miriam Kundmüller und Tanja Schmitt.
Ein Vierteljahrhundert aktive Musiker sind Ralf Dicker, Petra Wolfschmidt, Michael Kundmüller, Stephan Zöcklein, Stephanie Metzner.
Seit 30 Jahren aktiv sind Gerald Burger, Judith Schmitt und Manfred Schnellbächer, 40 Jahre Werner Burger, Alfred Kundmüller und Günther Wirth.
Für 50 Jahre als aktiver Musiker erhielt Hans Steinhäuser die Ehrennadel in Gold und einen extra Applaus.
Auch ein Musikverein funktioniert nicht ohne Vereinsfunktionäre und so wurden für Tätigkeit in der Vorstandschaft Karina Schnellbächer (10 Jahre), Ralf Dicker und Manfred Schnellbächer (15 Jahre), Günter Wirth für 20 und Werner Burger für 25 Jahre ausgezeichnet. Ein besonderes Dankeschön ging an die anwesenden Gründungsmitglieder Hermann Hofmann, Hermann Schäder, Theo Burger, Gerd Diroll, Josef Stretz und Reinhold Graser.
Den Ehrenabend umrahmten „Priesendorf Brass“. Gäste aus der Umgebung hatten die Kirchaicher dann am Samstag zum Sternmarsch mit Gemeinschaftschor an der Linde, für die Abendunterhaltung sorgten zunächst die „Fidelen Weisbrunner“ und dann „The Funky Chicken“. Der Sonntag begann mit einem Freiluftgottesdienst am Festplatz, es schloss sich ein musikalischer Frühschoppen mit dem Musikverein Dankenfeld an. Am Nachmittag gab der Musikverein Priesendorf ein Gastspiel, den Ausklang bestritten die „Blechstreet Boys“.



