Bioläden nutzen sie und Discounter, Handwerker können nicht ohne und der Online-Boom wäre nicht möglich. Sie nutzen allen und sie werden genutzt – das sagt schon der Namen: Nutzfahrzeuge.
Dass es ohne sie kaum gehen würde, zeigt schon ihre Zahl: 3210 schwere und leichte Nutzfahrzeuge sind im Landkreis Haßberge in Betrieb. Das zeigt die Auswertung des Fahrzeugbestandes des Kraftfahrt-Bundesamtes. Das sind 121 mehr als im Vorjahr. Über 2,9 Millionen sind es in der ganzen Republik. Trotzdem hat sie keiner mehr richtig lieb: Was unterwegs ist, hat meistens einen Diesel unter der Haube, was die Besitzer mit Blick auf die kommende Bundestagswahl bibbern lässt.
Denn die Diesel-Jäger haben sie fest im Visier: „Diesel-Fahrverbote für alle Fahrzeuge, die den Euro 6/VI Grenzwert auf der Straße überschreiten“, fordert Jürgen Resch von der Deutschen Umwelthilfe (DUH), während die Kanzlerin beteuert, dass sie nichts von der Blauen Plakette hält. Die hätte genau den Fahrverbotseffekt, den die DUH fordert. Und nicht nur die: Schwarz-Grün im Bund wäre ohne Blaue Plakette nicht zu haben.
In Frankfurt läuft gerade die Internationale Automobil-Ausstellung (IAA) für Pkw, aber der Verband der Automobilindustrie läuft sich schon für die Nutzfahrzeug-IAA in Hannover im nächsten Jahr warm. Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), sagt über die Bedeutung der Groß- und Kleinlaster, Menschen- und Materialtransporter: „Es sind Nutzfahrzeuge, die zur letzten Meile ausrücken.“ Mit einem Anteil von über 70 Prozent an der Transportleistung bilden sie „das Rückgrat unseres Verkehrs- und Wirtschaftssystems“, meint Wissmann. „Gleichzeitig dienen sie als Dienstleister und Chauffeur. Sie entsorgen unseren Abfall, helfen bei Umzügen und Rettungseinsätzen und fahren die Kinder zur Schule oder uns zur Arbeit“, meint der VDA-Chef weiter. „Nutzfahrzeuge halten unseren Alltag sozusagen am Laufen“.
Das „Rückgrat der Wirtschaft“ wird jedoch häufig von Verkehrs- und Umweltpolitikern kritisiert. Die Sprinter seien zu schnell, die Lastzüge zu schwer, die Autobahnen zu voll, der Stickdioxidausstoß sei zu hoch und die Autos zu alt.
Doch die 282 Lkw über zwölf Tonnen, die im Kreis Haßberge registriert sind, sind Teil eines recht ausgeklügelten Logistiksystems, das die ganze Republik versorgt und nebenbei hilft, die Staatskasse mit Maut zu füllen. Zahlenmäßig sind die schweren Lkw kleine Fische im Vergleich zu dem, was unter zwölf Tonnen und speziell unter 3,5 Tonnen unterwegs ist. Denn die schweren Lkw und Lastzüge machen bei uns gerade einmal 8,79 Prozent des Nutzfahrzeugbestandes aus.
Insgesamt 2851 Nutzfahrzeuge der kleinen Klassen sind da etwas ganz anderes. Im Landkreis Haßberge machen Fahrzeuge zwischen 2,8 und 3,5 Tonnen mit 2851 rund 88,8 Prozent der Nutzfahrzeuge aus, die Typen zwischen 3,5 Tonnen und zwölf Tonnen stellen mit 419 Fahrzeugen 2,4 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl in der Klasse bis 3,5 to um 125 oder 4,6 Prozent. Bei den Typen zwischen 3,5 Tonnen und zwölf Tonnen sank die Zahl um zwei oder 0,5 Prozent.
Die aktuell 110 Omnibusse, die nicht zu den Nutzfahrzeugen zählen, sind ob ihrer Jahresfahrleistungen auch keine kleinen Umweltfische, wenn sie nicht zur neuesten Generation gehören. Vom VDA heißt es angesichts dieser Zahlen, anlässlich der 67. Internationalen Automobil-Ausstellung für Nutzfahrzeuge in Hannover vom 20. bis 27. September 2018 stelle sich die Frage, „wie die Zukunft der Nutzfahrzeuge aussehen wird“.