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KREIS HAßBERGE
Nur einer schaute nicht weg
Fröhliche Stimmung kann beim Anblick der Blumenwiese aufkommen. Eine solche hatte jedoch Markus Oppelt nicht, als er den gestürzten Senior an der Stelle fand, auf die er zeigt, und seine Bemühungen, andere zum Helfen zu animieren, nicht von Erfolg gekrönt waren.
Foto: Helmut Will | Fröhliche Stimmung kann beim Anblick der Blumenwiese aufkommen. Eine solche hatte jedoch Markus Oppelt nicht, als er den gestürzten Senior an der Stelle fand, auf die er zeigt, und seine Bemühungen, andere zum Helfen ...
Helmut Will
 |  aktualisiert: 27.04.2023 06:48 Uhr

An einem Dienstagmorgen im April 2018 war Markus Oppelt auf dem Weg nach Ebern. Kurz vor dem Ortseingang sah er eine Person, die mit dem Kopf bergabwärts neben einem Radweg lag. Obwohl auch andere Verkehrsteilnehmer den Mann in hilfloser Lage bemerkt hatten, half ihm niemand. Erst Markus Oppelt aus Pfarrweisach nahm sich des auf einen Rollator angewiesenen Mannes an. Deshalb haben das Unternehmen Goodyear und der Automobilclub von Deutschland (AvD) ihn zum „Held der Straße“ des Monats April gekürt. Der Senior lag zwischen der Zufahrt von der B 279 zur Staatsstraße 2278, unmittelbar neben einem Rad- und Fußweg, mit dem Kopf bergabwärts.

„Auf die Situation wurde ich nur deshalb aufmerksam, weil schon vier Fahrzeugführer vor mir angehalten hatten, nach rechts schauten und einer mit der Hand in Richtung des gestürzten Mannes zeigte“, sagt Markus Oppelt. Der Senior versuchte aufzustehen, was ihm aber nicht gelang. „Die Gaffer vor mir fuhren dann einfach weiter“, ärgert sich Markus. Er stellte sein Auto ab und eilte dem alten Mann zu Hilfe. Sein Versuch, diesen wieder auf die Beine zu stellen, gelang nicht sogleich. Hilfe erhoffte er sich von zwei Radfahrern, die an der Sturzstelle vorbeikamen. „Diese bat ich, mir zu helfen und traute meinen Ohren nicht. Mit der lapidaren Antwort, sie hätten keine Zeit, fuhren sie einfach weiter“, sagt Markus sichtlich enttäuscht. Er ist sicher, dass auch noch andere Autofahrer durch sein Winken auf die Situation aufmerksam wurden, aber niemand hielt an und half ihm, den Mann aus seiner misslichen Lage zu holen. „Ein Radfahrer der ankam, es war einer mit Migrationshintergrund, hielt an, stieg von seinem Fahrrad und kam meiner Bitte um Hilfe nach.“

Gemeinsam gelang es Markus und seinem Helfer, den älteren, erschöpften und offensichtlich hilflosen Mann wieder auf die Beine zu stellen bzw. auf seinen Rollator zu setzen, damit er sich erholen konnte. Der Senior war froh und beteuerte, dass er nun schon alleine zurechtkomme.

Der Mann, der Markus geholfen hatte, war zwischenzeitlich mit seinem Fahrrad weitergefahren. Markus begab sich nun ebenfalls auf dem Weg zu seinem Auto. Als er sich noch einmal umsah, lag der Mann jedoch schon wieder rücklings im Graben.

„Ich versuchte nun wieder, jemanden durch Winken zum Helfen zu bewegen – aber vergebens. Neugierige Blicke ja, aber Hilfe nein“, schimpft der Pfarrweisacher. Er entschloss sich nun, mit seinem Mobiltelefon die Polizei zu rufen. Sein Originalton: „Es kamen Menschen, auf die man sich verlassen kann. Eine freundliche Polizeibeamtin und ihr ebenso freundlicher Kollege waren binnen weniger Minuten am Ort des Geschehens, halfen und brachten den glücklicherweise unverletzt gebliebenen Mann, der ein paar Hundert Meter weiter entfernt wohnte, nach Hause. Das Geschehen beschäftigt mich heute noch“, so Markus Oppelt. Er kann und will nicht begreifen, was in Köpfen von Menschen vorgeht, die schauten, die Notsituation des Mannes erkannten, aber einfach weiterfuhren: „Einen Notruf abzusetzen, wäre doch das Mindeste, was man erwarten könnte.“ Ihm fallen Meldungen ein von Gaffern, die Unfallstellen filmen und Rettungskräfte behindern. Der Pfarrweisacher ist einfach fassungslos: „Es sollte selbstverständlich sein, Menschen in Notsituationen zu helfen. Jeder sollte daran denken, dass auch er schon morgen auf Hilfe angewiesen sein könnte.“ Grund des Sturzes war ein Defekt am Rollator, sagt Markus. „Der ältere Herr konnte wohl wegen defekter Bremsen den Rollator bergab nicht mehr halten und fiel so unglücklich, dass er nicht mehr von alleine auf die Beine kam.“

Der Senior, es handelt sich um eine 80-jährigen Mann, wohnt nur etwa 150 Meter von dem Ort des Geschehens entfernt. Wie hat er das alles empfunden? „Ich habe nicht viel mitbekommen“, sagt er, nicht namentlich genannt werden möchte. Er wisse nur, dass die Polizei plötzlich da war und ihn nach Hause brachte. Das kann auch seine Frau bestätigen. Von dem Vorfall habe ihr Mann nichts erzählt. Nach dem Hinweis, dass einige Personen ihrem Mann nicht geholfen hätten, nachdem er gestürzt war, zeigt sie sich betroffen, schüttelt nur wortlos den Kopf, wie zuvor Markus Oppelt, als er von dem Vorfall berichtete.

Der AvD und Goodyear suchen Monat für Monat mutige und selbstlose Helden wie Markus Oppelt. Die Aktion steht unter der Schirmherrschaft des Bundesverkehrsministeriums. Zahlreiche Helden im Straßenverkehr bleiben oft unentdeckt. Deshalb können alle, die einen möglichen „Held der Straße“ kennen, diesen unter www.held-der-strasse.de nominieren.

Markus Oppelt aus Pfarrweisach nahm sich eines auf einen Rollator angewiesenen Mann an, der gestürzt war. Deshalb haben Goodyear und der Automobilclub von Deutschland ihn zum „Held der Straße“ des Monats April 2018 gekürt.
Foto: Adrian Price | Markus Oppelt aus Pfarrweisach nahm sich eines auf einen Rollator angewiesenen Mann an, der gestürzt war. Deshalb haben Goodyear und der Automobilclub von Deutschland ihn zum „Held der Straße“ des Monats ...
 
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