Wenn von Bienen gesprochen wird, denken die meisten Menschen vor allem an die Honigbiene und weniger an die Wildbienen. Mit ihnen beschäftigt sich das "Institut für Biodiversitätsinformation (IfBi) in Ebern unter der Leitung von Dr. Klaus Mandery besonders. "In Deutschland gibt es etwa 500 Bienenarten. Die Hälfte davon steht auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Alle Wildbienen sind nach dem Bundesnaturschutzgesetz geschützt, da sie für die Bestäubung der Blütenpflanzen, der Wildpflanzen und der vom Menschen genutzten Pflanzen von essentieller Bedeutung sind", betont Mandery.
In der „Roten Liste gefährdeter Bienen Bayerns“ des Landsumweltamts, die Mandery mitverfasst hat, sind 561 Bienenarten für Deutschland aufgeführt, von denen 506 in Bayern nachgewiesen wurden. 40 Bienenarten oder acht Prozent gelten als ausgestorben oder verschollen, viele weitere sind stark gefährdet oder bedroht.
Die kleinste Wildbiene wird nur vier Millimeter groß
Mandery misst den Wildbienen, bei denen die kleinste nur vier Millimeter groß wird, eine besondere Bedeutung für das Ökosystem und die Bestäubung von Pflanzen zu. Sie seien unterschiedlich ausgestattet zur Versorgung ihrer Brutzellen mit den Pollen. Damit gehe auch die Nutzung ganz unterschiedlicher Blütentypen einher.
"Langrüsselige Hummeln und Blattschneiderbienen kommen in die längsten Blütenröhren der Schmetterlingsblütler. Die kleinen Maskenbienen als ein anderes Extrem sammeln auf Möhren, Giersch, Bärenklau, Kerbel oder Engelwurz." Viele Wildbienen seien auch für die Landwirtschaft von Bedeutung, "denn Klee und Luzerne werden von Hummeln bestäubt". Hummel würden auch in Gewächshäusern zur Bestäubung von Kulturen eingesetzt, so Mandery.
Zum Erhalt der Wildbienen, bei denen auch die Nistweise sehr speziell sei, könne jeder beitragen. Viele Wildbienen seien Bodennister. Etliche nutzten jegliche Höhlung, die sie finden. "Ursprünglich waren dies nur Bohrlöcher von Käferlarven oder Spalten zwischen den Steinen", so Mandery. Manche knabbern das Mark aus Brombeerranken heraus, um den Nachwuchs unterzubringen. Andere Wildbienenarten besiedeln leere Schneckenhäuser oder leere Pflanzengallen.
Plädoyer für ein wenig Unordnung im Garten
"Mit ein wenig Totholz und Unordnung im Garten kann der Bedarf an Niststellen durchaus gedeckt werden", ist sich Klaus Mandery sicher. Auch der Rasen sollte nicht überall zu dicht sein, damit die erdnistenden Arten Neststandorte finden könnten. Wichtig sei, immer für eine Vielfalt an Blüten in allen Formen, Farben und Größen zu sorgen, so Mandery.
Zu seinen Forschungsthemen gehört auch die Agrarlandschaftsforschung, etwa wie man gegen Verluste von Populationen und Arten vorgehen kann. Dies sollen Projekte mit der Landwirtschaft, zum Beispiel für Biogas-Blühfelder, und mit den Staatsforsten zeigen. "Dabei wird davon ausgegangen, dass die Agrarlandschaft und zunehmend auch der Wald die Wildbienen und die Biodiversität allgemein fördern können und dass es nicht ausreicht, dies alleine in vorhandenen Schutzgebieten zu versuchen", so Mandery.