
Hans-Georg Häfner bleibt für die nächsten drei Jahre Kreishandwerksmeister, danach wünscht sich der Eltmanner aber einen Generationswechsel. Die Innungsobermeister des Landkreises Haßberge wählten bei ihrem Treffen in Zeil den Inhaber von Elektrotechnik Häfner einstimmig und tragen auch das Nachfolgekonzept einmütig mit. "Ich wollte nicht ausgerechnet in dieser Zeit aufhören", erklärte Häfner, der seit 15 Jahren dieses Amt inne hat.
Corona, Lieferengpässe und Nachwuchsmangel
"Die Wertschöpfung beginnt immer mit den Händen", ist das Credo von Hans-Georg Häfner und in diesem Sinne hat er immer selbstbewusst und unermüdlich für das Handwerk Werbung gemacht – sowohl bei der Politik, als auch bei den Schülerinnen und Schülern. Die letzten drei Jahre seien durch Corona noch schwieriger geworden. Lieferengpässe, steigende Preise, Kundschaft oder Mitarbeitende in Quarantäne, keine Hotels für Monteure. Häfners Liste war lang. Nun stehe man vor einer Energie- und Materialkrise wegen des Ukraine-Krieges.
Der Nachwuchs-Mangel habe zuerst die Lebensmittelbetriebe getroffen. Insgesamt habe es in den vergangenen zwei Jahren kaum Bewerbungen von Schulabgängern gegeben, aktuell werde es wieder etwas mehr, doch einen Trend könne man derzeit nicht ablesen. Harsche Kritik übte Häfner an den Kommunen, die in großem Umfang Fachkräfte für die Bauhöfe abwerben, aber nicht ausbilden. Hier müsse zumindest für einen finanziellen Ausgleich gesorgt werden.
Die Ehemaligen müssen noch einmal mit anpacken
Trotz des Rückgangs an Azubis gibt es im Landkreis Haßberge derzeit 1401 Handwerksbetriebe, darunter aber viele Ein- oder Zweimann-Betriebe. Je 1000 Einwohner arbeiten hier 78 Menschen im Handwerk, das sind insgesamt fast 6500 Menschen. Die Zahl der Azubis ging allerdings in den vergangenen fünf Jahren von 566 auf 475 zurück.
Die Neuwahlen bestätigten Hans-Georg Häfner im Amt, sein Stellvertreter bleibt Alfred Kaiser, als weiteres Vorstandmitglied fungiert Michael Ott, Schatzmeisterin bleibt Gitta Klopf.
Beim lockeren Pressegespräch analysierten die Obermeister anschließend die Situation. Viele Metzgereien im Kreis schließen Filialen oder reduzieren die Öffnungszeiten. Obermeister Alfred Kaiser bleibt vom Personalmangel ebenfalls nicht verschont. Man aktiviere derzeit Ehemalige, um die Läden offen zu halten, da jetzt die Corona-Infektionen weitere Lücken in die Personaldecke schlagen. Er und einige wenige schlachten noch selbst, alle anderen sehen mit Sorge auf die Hängepartie beim Schlachthof Bamberg. Wie kritisch die Situation gerade bei den Metzgern ist, zeigt die Zusammenlegung der Innungen. Alfred Kaiser ist jetzt Obermeister für Schweinfurt, Kitzingen, Rhön-Grabfeld, Bad Kissingen und Haßberge.
Wie soll der Azubi zum Arbeitsplatz kommen?
Leider sähen viele Auszubildende die Lehre im Handwerk nur als ersten Schritt – oder als Notlösung, weil es für den Traumberuf nicht genügt hat. Viele Hindernisse haben gar nichts direkt mit dem Beruf zu tun: "Der Azubi mit seinen 16 Jahren muss auch zum Betrieb kommen", sagt Maler-Obermeister Michael Ott, der ein ganzes Jahr lang einen Lehrling abholte und nach Hause fuhr. "Und wenn dann junge Leute aus Ebern nach Schweinfurt in die Berufsschule müssen, weil ums Verrecken keine Zustimmung für eine Beschulung in Bamberg zu bekommen ist, dann ist dieser zeitaufwändige Schulweg nicht nur ärgerlich, sondern für manche sogar ein Grund, den Ausbildungsvertrag nicht zu unterzeichnen", weiß er aus Erfahrung. Gleichzeitig würden aber die Berufsbilder weiter aufgesplittet, so dass die Klassenbildung noch schwieriger wird.
Bei den Friseuren würden eigentlich nur noch drei Betriebe ausbilden, erklärt Oliver Merkel, immer mehr Friseurinnen seien als Soloselbständige unterwegs mit geringen Fixkosten – aber eben auch ohne Option auf Nachwuchs.
Handwerksmeister wollen den Bachelor-Titel nicht
Sehr positiv sehen die Obermeister die neuen Schulpraktika, die den jungen Leuten echte Einblicke in die Berufe bieten, nicht nur ein "Schnuppern". Handwerksbetriebe würden wirklich viel Engagement, persönliche Zuwendung, ja sogar Familienanschluss bieten. Das zeige sich auch an der Tatsache, dass doch immer wieder ehemalige Azubis nach einem Wechsel wieder zurück kommen, weil ihnen das Arbeitsklima im Handwerksbetrieb doch besser gefällt.
Wovon die Handwerksmeister gar nichts halten, ist der "Bachelor professional". Diese Bezeichnung ist gleichwertig mit dem Titel als Handwerksmeister. Die Bezeichnung "Bachelor", die auch für einen Uni-Abschluss steht, soll dabei wiederum die Gleichwertigkeit einer Handwerksausbildung mit einem akademischen Titel . "Der deutsche Handwerksmeister hat weltweit einen guten Ruf. Dem wird ein Bachelor in keinster Weise gerecht", sind sie sich einig.