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Haßfurt
Neujahrskonzert mit Cantabile Regensburg
Das Vokalensemble 'Cantabile Regensburg' mit Dirigent Matthias Beckert gilt inzwischen als Perle der Chöre.
Foto: Günther Geiling | Das Vokalensemble "Cantabile Regensburg" mit Dirigent Matthias Beckert gilt inzwischen als Perle der Chöre.
Günther Geiling
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:30 Uhr

Einen besonderen Hörgenuss erlebten die Besucher beim "Neujahrskonzert" des renommierten Vokalensembles "Cantabile Regensburg" in der Stadtpfarrkirche Haßfurt. Mit ihrer Klangfülle, ihrem harmonischen Zusammenklang in der Mehrstimmigkeit und der Qualität ihrer Stimmen verblüfften die Sängerinnen und Sänger und unterstrichen ihre spektakuläre Chorkunst, mit der sie inzwischen zu einem Aushängeschild der deutschen Chorszene wurden und beim Deutschen Chorwettbewerb 2023 das Land Bayern vertreten werden.

Das Ensemble "Cantabile Regensburg" zeigte dabei erneut seine Anziehungskraft für den Raum Haßfurt. Dirigent Matthias Beckert stammt aus dem Knetzgauer Gemeindeteil Westheim und für ihn zählt es schon zur Tradition in seiner Heimat zu Anfang eines Jahres mit seinem Chor zu einem Konzert einzuladen. "Wir haben euch sehr vermisst und ich hoffe, ihr uns auch. Deswegen freuen wir uns außerordentlich, dass wir nach dieser längeren Pause wieder auftreten können", betonte er eingangs und freute sich über den prall gefüllten Konzertsaal der Pfarrkirche.

Achtstimmige Volksliedbearbeitung

Mit dem Abendlied von Matthias Claudius "der Mond ist aufgegangen" und der eigens für das Vocalensemble "Cantabile" vertonten Komposition von Zolt Gardonyi hörte man zu Beginn eine faszinierende Version der achtstimmigen Volksliedbearbeitung. Die Sopranstimmen eröffneten und dann drangen auch immer wieder die übrigen Stimmgruppen in den Vordergrund.

Anschließend wurde die Verbindung des Chores und Dirigenten mit dem Schweizer Komponisten Carl Rütti (*1949) deutlich, mit dessen Requiem man im November beim 11. Bayerischen Chorwettbewerb mit dem Prädikat "hervorragend" in der Kategorie "gemischte Chöre" gewonnen hat. Vom ihm hörte man das Abendgebet aus dem "Book of Common Prayer" mit ""o Lord, open thou our lips" (Herr, öffne du unsere Lippen),", die Vertonung des Gedichtes von Rainer Maria Rilke "Rose" und ""Lighten our Darkness", bei dem das letzte "Amen" eindrucksvoll ausklang. Diese und weitere Werke des Komponisten werden im Sommer von "Cantabile Regensburg" in Kooperation mit dem Bayerischen Rundfunk eingesungen und auf der nächsten CD des Chores erscheinen.

Weihnachtslied aus dem 14. Jahrhundert

Das Konzertprogramm enthielt auch drei Weihnachtslieder des schlesischen Komponisten Carl Thiel (1862-1939), die jedem gleich ins Ohr gingen. Das war zuerst "Adeste fideles" mit seinen lateinischen und deutschen Texten wie "nun freut euch ihr Christen" im katholischen Kirchengesang, wo in einem "Crescendo" der Chorgesang der Bässe ins "triumphieret" oder "frohlocket" und im Refrain "venite adoremus" eintraten. Dem folgten "Preis sei Gott im höchsten Throne" und das fröhliche und gleichzeitig festliche "in dulci jubilo", dem von C. Thiel bearbeiteten Weihnachtslied aus dem 14. Jahrhundert, beim dem die Chorstimmen sich in gegeneinander laufenden Texten begegneten.

Professor Matthias Beckert bei seinem Dirigat.
Foto: Günther Geiling | Professor Matthias Beckert bei seinem Dirigat.

Der Chor kam dann mit den teilweise kraftvollen und schwierigen Motetten von Carl Rütti, dessen Begeisterung für die englische Chortradition auf seine Tätigkeit am Konservatorium in London zurückgeht. Die vier Motetten über Johannes den Täufer für Chor a cappella stellten eine Art Porträt dar, wo man Johannes als schreiende und rufende Stimme in der Wüste hörte mit "bereitet dem Herrn den Weg!" Die Übertragung des Textes in den Gesang ging dabei so weit, dass der Komponist den Unterschied zwischen Jesus und Johannes in der Weise ausdrückte, dass er den Chor für Johannes in weniger Stimmen (vier stimmen, drei Stimmen und manchmal sogar eine Stimme in demselben Ton) teilte, aber für die Taufe Jesu die Besetzung auf acht Simmen ausdehnte. Klagelieder am Tag Johannes des Täufers begannen mit einer wunderbaren Eingangsmelodie, wobei dann diese Melodie mit anderen Worten als Stimme Gottes verwendet wird und von einer Mezzosopranistin aus der Ferne gesungen wurde.

Zwei Gruppen bilden eine Klangeinheit

Hierbei und bei "Heidschi Bumbeidschi" von Wolfram Buchenberg (1962) kam deutlich zum Ausdruck, welche Qualität und hohes musikalisches Niveau in dem Vokalensemble "Cantabile" steckt. Der Chor interpretierte virtuos das deutschsprachige Volkslied. Nach dem Einstieg der klaren Sopran- und Altstimmen erklangen die tiefen, durchaus warmen Bassstimmen. Beide Gruppen führten dann immer wieder zu einer Klangeinheit, aus der heraus nur noch ein "Basso profondo" mit seinem "bum,bum" zu hören war.

Sopranistin Anna Heining (vordere Reihe Mitte) bei ihrem Solopart in 'Lighten our darkness' von Carl Rütti.
Foto: Günther Geiling | Sopranistin Anna Heining (vordere Reihe Mitte) bei ihrem Solopart in "Lighten our darkness" von Carl Rütti.

20 Männer und 17 Frauen sorgten für die zahlreichen verschiedenen Stimmgruppen in den Werken, mischten oder vereinigten sich in ihrer Klangvielfalt oder sorgten für einen dezenten musikalischen Hintergrund für Solistenstimmen wie die von Sopranistin Anna Heinig. Für viele ganz erstaunlich, wie die Stimmen im Kirchenraum zu schweben schienen und selbst in pianissimo deutlich den Raum durchdrangen. Dem Ensemble, das sich ja überwiegend aus Studierenden und Absolventen der Regensburger Hochschulen zusammensetzt, spürte man ihre Begeisterung auch schon äußerlich an. Dabei schien es wie ein magisches Band zu geben, über das sie sich mit ihrem Dirigenten Matthias Becker verbunden fühlten und das Auge nicht von ihm ließen.

Höchste Konzentration gefordert

Die Chorwerke verlangten von jedem Einzelnen der Chormitglieder höchste Konzentration. Aber Dirigent Matthias Beckert, Professor für Chorleitung an der Hochschule für Musik in Karlsruhe, verstand es mit seinem freudigen und einfühlsamen Dirigat, seinen klaren Handbewegungen, aber auch seinem ständigen Augenkontakt und entsprechendem Gesichtsausdruck Tempo- oder Rhythmuswechsel anzugehen, Lautstärken mit Körperausdruck zu dämpfen oder auf der anderen Seite Intonation oder chorisches Atmen perfekt abzusprechen. Hier spürte man seine große Erfahrung im Umgang mit diesem Vocalensemble, Rundfunkorchestern und Symphonikern, für die er auch schon die Kulturmedaille der Stadt Würzburg oder die Orlando-di-Lasso-Medaille des Bayerischen Sängerbundes und viele andere Auszeichnungen erhalten hat.

Zum Abschluss präsentierte der gemischte Chor "dum medium silentium" von Wolfram Buchenberg und Hans Kösslers (1853-1926) "Einsamkeit", bei dem noch einmal ein transparenter, schwebender und homogener Chorgesang in den Vordergrund trat. Darauf gab es stehenden und langanhaltenden Applaus, so dass das Vocalensemble um Zugaben nicht herumkam. Diese wurden auch gerne geboten mit "in der Nacht" von Herzogenberg und einem schmetternden "Alleluja" von Thomas Weelkes.

Mit nochmaligen Ovationen unterstrichen die Konzertbesucher, dass sie mit "Cantabile Regensburg" einen außergewöhnlichen Abend mit einem erstklassigen Chor erlebt hatten.

Blick in die Reihen des Chores 'Cantabile Regensburg'.
Foto: Günther Geiling | Blick in die Reihen des Chores "Cantabile Regensburg".
 
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