„Ich hab das ganze Jahr über was zu essen.“ Dora Hümpfner hegt und pflegt in Hainert ihren Bauerngarten. Er ist nach guter Manier gestaltet und begeistert ihre Nachbarin Sabine Pecoraro-Schneider immer wieder aufs Neue. Oder der Garten des Künstlers Gerd Kanz. Der Besitzer des alten Brauhauses malt nicht nur und gestaltet Skulpturen, er ist auch ein begeisterter Gartenmarkt-Besucher und freut sich Jahr für Jahr beispielsweise an seiner Taglilien-Sammlung. Einen Schritt über den Tellerrand getan, steht man bei Familie Lutz in einem Garten, in dem sich 60 Schneeglöckchen-Arten und viele Helleborus niedergelassen haben. Die Besitzer vieler Gärten im Landkreis Haßberge und auch in benachbarten Orten trafen sich zu einem ersten „Netzwerktreffen“ für die „Gartenparadiese Haßberge“, die die Kreisfachberatung für Gartenbau und Landespflege angestoßen hat. Darüber berichtet das Landratsamt Haßberge in einer Pressemitteilung.
Tatkräftige Hilfe fand Kreisfachberater Guntram Ulsamer in Sabine Pecoraro-Schneider und deren Gatten Reinhard, die sich vor einigen Jahren in Hainert niedergelassen haben. Ihr großes Talent: Soziale Netzwerke und Internetauftritt. Sie selbst haben einen eigenen Internet-Blog und boten an, mit Gartenbesitzern aus dem Landkreis den Blog „Gartenparadiese Haßberge“ aufzubauen und zu betreuen.
Schwindende Gartenkultur
Den Hintergrund schilderte Ulsamer laut der Pressemitteilung bei dem Treffen in der Brauereigaststätte Göller: Die Kreisfachberatung ist Anlaufstelle für die Obst- und Gartenbauvereine im Landkreis, möchte aber auch gerne Gartenbesitzer ansprechen und einbinden, die nicht in einem Verein engagiert sind.
Ulsamers große Sorge gilt der schwindenden Gartenkultur auch auf dem flachen Land. Wo noch vor 20 Jahren Bauerngärten Farbenpracht und Schönheit verströmten und überdies einer intakten Insektenwelt eine Heimat boten, gebe es – gerade in Neubaugebieten – mehr und mehr den Trend zum monotonen Steingarten, der für die Natur wenig bringt, aber eigentlich auch der Seele des Gartenbesitzers selber, wie bei den Gesprächen in der Runde deutlich wurde.
„Natur im Garten“ ist seit zwei Jahren bei kreisweiten Wettbewerben daher das Motto, und hier haben sich bisher insgesamt 45 Gartenbesitzer gemeldet. Ein Teil davon ist einverstanden, bei dem Blog mit Name und Adress-Kontakt mitzumachen, um interessierten Gartenfreunden nach Absprache den Zugang zum eigenen Garten zu gewähren, aber auch, um sich selber bei anderen umzusehen. Garten – das machte der gesellige Abend laut der Mitteilung klar, bedeute nämlich nicht nur Ordnung und Sauberkeit, sondern eben auch Natur und Unkraut – oder besser Wildkraut.
Ein großer Teil des Abends galt den Erläuterungen des Ehepaars Pecoraro-Schneider, das viele Gartenbesitzer persönlich besucht hatte und den Interessierten die technischen Hintergründe für den Internetauftritt und die Notwendigkeit der Verlinkung mit den sozialen Medien erläuterte. Sonst würde der Blog schlicht im Nirwana des Internets verschwinden. Facebook und Co bringen die Besucher auf den Blog. Und in den Sozialen Medien gebe es viele interessierte Gartenfreunde auch von außerhalb.
Fachberater Guntram Ulsamer stellte das Spektrum der Kreisfachberatung vor und stieß dabei auf großes Interesse. Mancher Prospekt wurde gerne mitgenommen. Am Ende des Abends war laut der Pressemitteilung deutlich geworden, dass die Gartler im Landkreis Haßberge eine höchst heterogene, kreative, facettenreiche und interessante Gruppe sind – und aufgeschlossen für Gespräche über ihr Lieblingsthema: den Garten. (em)
Gartenparadies Haßberge
Gartenparadies Haßberge nennt sich der Blog, der auch über Facebook zu finden ist und der viele Gärten im Landkreis Haßberge vorstellt sowie deren Besitzer treffend charakterisiert. Er soll und darf mit jahreszeitlich immer neuen Bildern und Texten ergänzt werden und wird so mit der Zeit zu einem lebendigen Bilderbuch der Gartlerszene im Landkreis, hoffen die Initiatoren.
Im Gartenparadies Haßberge sind momentan 25 Privatgärten, vier Künstlergärten, zwei Pfarrgärten und ein Kräutergarten sowie die Baumfelder-Kulturlandschaft Fatschenbrunn zusammengefasst.
Die Kreisfachberatung und Familie Pecoraro-Schneider stehen für Anfragen bereit. Sie vermitteln Besuche bei den Gartenbesitzern und organisieren Anfragen. Daneben kann man sich selbst bei den Gartenbesitzern melden und einen Termin für einen Besuch ausmachen.