Ein Konvoi von 14 Einsatzfahrzeugen der Feuerwehr schlängelte sich am Samstag quer durch den Haßbergkreis, vom Maintal und dem Steigerwald aus Richtung Ebern. Ziel war Eyrichshof, wo eine groß angelegte Übung der Dispogruppe „Wasserförderung“ des Inspektionsbezirkes 4 stattfand.
Sinn und Zweck der Wasser-Dispogruppen ist es, bei Großbränden andere Inspektionsbezirke im Landkreis bei der Wasserförderung über lange Strecken zu unterstützen. Ein Scheunenbrand im Eberner Stadtteil Kurzewind, der auf zwei Wohnhäuser übergegriffen hatte, war bei dieser Übung das angenommene Szenario.
Die Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung (UG ÖEL) unter Leitung von Kreisbrandmeister Dieter Murken führte das Kommando. In ihrem technisch perfekt ausgerüsteten Einsatzfahrzeug hatte das Team beispielsweise mit Hilfe von Lagekarten per Satellit den perfekten Überblick über die Einsatzstelle und die Wasserversorgung.
800 Liter Wasser pro Minute
Aus dem Mühlbach, einem Nebenarm der Baunach, wurde direkt am Schloss Eyrichshof das Löschwasser gepumpt und über eine 2800 Meter lange Schlauchleitung nach Kurzewind befördert. Dafür mussten alle 20 Meter die Schläuche aneinander gekuppelt und auf der gesamten Förderlänge insgesamt acht Tragkraftspritzen eingebunden werden. Diese gewährleisteten einen konstanten Druck von acht bar, so dass trotz der Überwindung von 140 Höhenmetern 800 Liter Wasser in der Minute am vermeintlichen Brandort ankamen.
Die Schlauchstrecke überquerte auch einige Straßen, so dass es zu Verkehrseinschränkungen kam. Die Autofahrer nahmen dies jedoch meist gelassen hin und überquerten die Hindernisse auf der Straße nach Anweisung der Einsatzkräfte über sogenannte Schlauchbrücken.
Ortskunde war entscheidend
„Nach einer Stunde waren die knapp drei Kilometer Schlauchleitung fertig verlegt und wir konnten das Kommando ,Wasser marsch‘ geben“, resümierte Kreisbrandmeister (KBM) Thomas Neeb, der als Zugführer die Verantwortung für die Wasserförderung hatte. Unterstützung im fremden Inspektionsbezirk 1 fanden die Feuerwehrler aus dem südlich Landkreis durch Kreisbrandinspektor (KBI) Thomas Habermann und die KBM Johannes Ludewig und Ralph Morgenroth. Die Ortskunde der Führungskollegen war auch für KBI Georg Pfrang, KBM Thomas Neeb und KBM Bernhard Finger wichtig, denn die Planungen der Einsatzübung gingen vom südlichen Inspektionnsbezirk 4 aus. Eine wichtige Rolle spielte auch KBM Klaus Oster, der mit seinem Fachwissen über die Wasserförderung im Vorfeld die Einsatzkräfte gebrieft hat.
„Trotz des sehr steilen Berges ist die Übung hervorragend gelaufen und die Leitungen wurden sauber verlegt“, lobte KBI Pfrang die knapp 100 ehrenamtlichen Einsatzkräfte der Feuerwehren aus Eltmann, Obertheres, Dippach, Sand, Fabrikschleichach, Wustviel, Westheim, Kirchaich, Steinsfeld, Lembach, Oberschwappach und Unterschwappach. Ab Dezember wird die Dispogruppe „Wasserförderung“ bei der Integrierten Leistelle in Schweinfurt angemeldet und ist dann auch sofort einsatzbereit, sagte Pfrang weiter.
Heikler Streckenabschnitt
Auch Eberns Bürgermeister Jürgen Hennemann beobachtete die Einsatzübung, zumal er selbst seit über 20 Jahren aktiv bei der Feuerwehr ist: „Das war eine außerordentlich gute Leistung, die Steigung von bis zu 15 Prozent zu bezwingen.“ Und Hennemann weiß, von was er redet, denn der Berg zwischen den beiden Stadtteilen macht ihm in jedem Winter Kopfzerbrechen, weil es dort oft Probleme mit dem Schulbusverkehr gibt, bei vereister Fahrbahn oder starkem Schneefall.
Keine Angst um ihre Sicherheit, brauchen die Einwohner im Inspektionsbezirk haben, der mit einer Wassergruppe ausrückt. „Das sind zusätzliche Kontingente und der Feuerschutz bleibt natürlich trotzdem in jeder Gemeinde bestehen“, erläuterte KBM Neeb. Er dankte auch allen ehrenamtlichen Feuerwehrmännern und -frauen, für deren selbstlosen Einsatz und dafür, dass sie 365 Tage im Jahr zum Wohle der Allgemeinheit zur Verfügung stehen.