Neue Schule, unbekannte Lehrer und Mitschüler, eine Fülle an Lernstoff – mit dem Wechsel an eine weiterführende Schule ändert sich alles. Es ist nicht immer einfach für die Fünftklässler, mit all dem Neuen umzugehen und sich einzugewöhnen. „Das braucht Zeit und Raum“, ist Schulleiter Stefan Wittmann überzeugt. Um den Neulingen an der Jacob-Curio-Realschule das Ankommen zu erleichtern, bietet die Schule ab dem Schuljahr 2019/2020 eine „KreativBOX“.
Durch den Abriss der Zwischenwand werden zwei kleinere Zimmer zu einem etwa 90 Quadratmeter großen Raum verbunden. Von der Lage her sei der Raum optimal, „die Räume der fünften und sechsten Klassen liegen direkt obendrüber und der kleine Werkraum daneben kann auch mitgenutzt werden“, freut sich Wittmann, die beiden Ausweichzimmer künftig sinnvoll nutzen zu können. „In der Sofaecke können die Kinder zur Ruhe kommen, sich entspannen, nach einer Schulaufgabe eine kurze Auszeit nehmen“, erläutert Frank Ziegler, stellvertretender Schulleiter, das Konzept. Fahrbare Regale mit Sitzelementen, kleine Tischchen, variable Tische und Stühle bieten vielfältige Möglichkeiten. „Man kann die Klasse teilen, schwächere Schüler gezielt fördern, Schüler in Gruppen arbeiten lassen oder aber dort mit der gesamten Klasse kreativ tätig werden.“
Keine gängigen Klassenzimmermöbel
Die Betreuung könne durch die Stunden der Lehrerreserve abgedeckt werden. „Ganz bewusst richten wir den Raum nicht mit gängigem Klassenmobiliar ein“, sagt Wittmann. Konzentriert lernen, entspannen und sich gegenseitig besser kennenlernen – dazu soll die „KreativBOX“ mit ihrer freundlichen Atmosphäre beitragen. Sowohl die Klassengemeinschaften als auch die einzelnen Persönlichkeiten stärken – das sind erklärte Ziele der Jacob-Curio-Realschule. „Es geht uns nicht nur um Wissensvermittlung und den Abschluss“, betont Wittmann. Was die Leistungen betrifft, steht die Hofheimer Schule laut Wittmann als eine der zwei besten in Unterfranken und eine unter den 15 besten in Bayern gut da. „Wir wollen mehr.“ Um Werte zu vermitteln, Begabungen zu fördern und Herz und Charakter zu bilden müsse man immer wieder neue Wege wagen.
Deshalb ist die „KreativBOX“ für die fünften und sechsten Klassen erst der Anfang. Die Pläne für die „LernBOX“ der neunten und zehnten Klassen liegen schon in der Schublade. Die Einrichtung ist mit Lerninseln, PC-Arbeitsplätzen, Rednerpult und Bühnenelementen ganz auf die Vorbereitung zur Prüfung und das spätere Berufsleben zugeschnitten. Hier soll präsentiert, debattiert, moderiert und für Bewerbungsgespräche trainiert werden.
Auch die siebten und achten Klassen gehen nicht leer aus. Eine Mischung aus „KreativBOX“ und „LernBOX“ soll die individuellen Fähigkeiten des einzelnen Schülers erkennen und fördern helfen. „Geplant ist, dass vor allem die Differenzierung, aber auch das Lernen von selbstständigem Arbeiten im Mittelpunkt stehen“, stellt Wittmann die Zukunftspläne vor. Ziel sei es, „für alle altersspezifische Räume mit unterschiedlicher Ausrichtung zu schaffen“, fasst Ziegler zusammen. Glücklicherweise werde die Schule vom Landkreis als Sachaufwandsträger stets unterstützt. „Landrat Wilhelm Schneider und Kämmerer Marcus Fröhlich sind immer bereit, mit uns neue Wege zu gehen. Das ist nicht selbstverständlich“, freut sich Wittmann über das gute, partnerschaftliche Verhältnis.
Die Schulfarben finden sich überall
„Gemeinsam Ziele erreichen“ – unter diesem Motto steht in der Jacob-Curio-Realschule nicht nur die Zusammenarbeit mit dem Landkreis. Dass diese Maxime den Schulalltag und das Miteinander von Schülern, Eltern und Lehrkräften prägt, kommt nun auch auf dem neu gestalteten Logo der Hofheimer Realschule zum Ausdruck. Die Schulfarben – ein helles Grau und ein warmes Rot – finden sich nicht nur auf den neuen Flyern und der Internetseite wieder, sie sollen künftig auch das Innenleben der Schule verschönern.
„Wir haben viele brach liegende Flächen in unserem Gebäude“, verweist Wittmann auf breite Gänge und die Nischen, in denen früher die Garderobenschränke angebracht waren. An den Wänden soll das grelle Grün dem sanfteren Grau und roten Akzenten weichen. Farblich passende Tische und Bänke laden künftig zum Rasten und zum Gespräch mit Freunden ein, können aber auch während des Unterrichts für Einzelarbeiten oder für kleine Gruppen genutzt werden. Die nicht brennbaren Möbel werden fest mit dem Boden oder der Wand verbunden und erfüllen die Vorgaben des Brandschutzes.
Interaktive Arbeit mit den Schülern
Doch nicht nur die Ausstattung entwickle sich weiter. Auch was und wie gelehrt wird, müsse stets reflektiert und verbessert werden, so Wittmann. Aus der Kreidezeit hat sich die Schule mit interaktiven Tafeln schon früh verabschiedet. „Seit rund acht Jahren arbeiten viele unserer Lehrer mit der Software. Die Kollegen sind Spezialisten“, lobt Wittmann das Kollegium. Inzwischen verbinde sich jeder Lehrer mit seinem eigenen mobilen Endgerät mit der Tafel. Deshalb werde man auch an der Software festhalten, wenn die Tafeln nun nach und nach durch interaktive Panels ersetzt werden. „Die Geräte bieten so viele Optionen. Wichtig ist, über eine reine Spiegelung hinausgehend, wirklich interaktiv mit den Schülern zu arbeiten“, schwärmt Wittmann.
In Punkto digitales Klassenzimmer hat der Hofheimer Schulleiter seinen Finger stets am Puls der Zeit. Seit Jahren zeigt er als Referent auf der Bildungsmesse didacta seinen Kollegen Möglichkeiten des digitalen Unterrichtens im vernetzten Klassenzimmer auf. Für die Klassenzimmer seiner Schule peilt er gerade eigene Endgeräte für jeden Schüler an.
Wunsch nach einem Schüleraustausch
Und noch ein weiteres Ziel hat die Hofheimer Realschule anvisiert: „Wir hätten gerne einen Schüleraustausch.“ Erste Kontakte sind bereits geknüpft. Die Hafenstadt Svendborg liegt auf der dänischen Insel Fünen. „Die Schüler sprechen dort gut Englisch und die Schule könnte sogar eine Deutschklasse zu uns schicken“, freut sich Wittmann über positive Reaktionen aus dem Norden. „Der Blick über den Tellerrand wird immer wichtiger.“
Vom Kontakt mit anderen Ländern und Kulturen könnten die Schüler nur profitieren. Schön wäre natürlich eine Wahlmöglichkeit, fügt Ziegler an, eventuell nach Osteuropa. Finanziell müsse es für jeden machbar sein, haben die Schulleiter die Kosten im Blick. Denn auch hier gilt: Nur gemeinsam erreicht man das Ziel.