Die Landesgartenschau (LGS) hat an einigen Stellen ein neues Blumenkleid erhalten. Ursprünglich war es nicht geplant, vor Ende der Schau am 7. Oktober neu zu pflanzen. Aber „aufgrund der gegebenen Wetterbedingungen war ein Teil des Sommerflors bereits verblüht“, teilte Franziska Hartlieb von der Pressestelle in Bamberg auf Anfrage mit.
Vor drei Monaten hat diese Zeitung von der Pflanzung der Sommerblumen berichtet, an denen Betriebe aus den Haßbergen beteiligt waren. Am Mittwoch hat sich die Autorin dieser Zeilen erneut auf der LGS umgeschaut und Betrachtern der Haßberg-Beete, sprich deren Kommentaren zugehört. Sie spiegeln persönliche Geschmäcker wider, mehrfach war zu hören: „So würde ich meinen eigenen Garten nicht meinen Besuchern zeigen.“ Eine Gartenliebhaberin betonte, dass sie „ständig mit der Schere durch ihr grünes Reich“ laufe, um Verblühtes zu entfernen und Ordnung zu schaffen. Eine andere lobte die Farbzusammenstellung, die allerdings durch „zu üppige Gräser“ nicht mehr richtig heraus käme.
„Den Besuchern der Landesgartenschau konnte keine üppige Blumenpracht mehr geboten werden“, heißt es in der Antwort der Pressestelle. Die Landesgartenschau Bamberg 2012 GmbH habe sich daher kurzfristig entschlossen, an einigen Stellen den Sommerflor durch eine Herbstpflanzung zu ersetzen. „Die Beete der Haßberg-Gärtner entlang des Main-Donau-Kanals sind noch in einem guten Zustand“, so Hartlieb, „daher wurde auf diesen Beeten jetzt nicht neu gepflanzt“.
Kein Notfall
Also wurde kein Notfall diagnostiziert bei den Gärtnern der Haßberge. „Eine spontane Pflanzaktion von heute auf übermorgen wäre für uns auch nicht machbar gewesen“, sagte Werner Pudell von der Gärtnerei Floranium in Haßfurt dazu. Am 1. Juni hatten die drei Betriebe Sommerblüher nach der Vorgabe von Christian Meyer aus Berlin, Gartenarchitekt und Planer der LGS, in die Erde gebracht. „Den letzten Pflegegang führten wir vor etwa vier Wochen in Anwesenheit des Planers durch“, informierte Pudell. Dabei sei festgestellt worden, dass der Wuchs der Pflanzen stärker sei als gedacht, weshalb Meyer angeordnet habe, teilweise auszulichten. Auch danach habe es immer wieder Kontakt mit der Abteilung „Gestaltung der LGS“ gegeben, bis die Festlegung gekommen sei, ein Teil der Beete müsse neu gepflanzt werden.
„Die Haßberge-Beete waren ausgenommen“, sagte Pudell, der nicht ganz glücklich mit der Situation ist, weil der Zustand der Beete wohl nicht seinen Vorstellungen entspricht. „Wir Gärtner haften mit unseren Namen“, konstatierte er, „die Pflanzqualität unserer Ware war top in Ordnung.“ Von vorneherein habe er befürchtet, dass „die vorgegebenen Pflanzen bei hoher Hitzeeinwirkung im August schlapp machen“ würden. „Da gibt es etwas nachzuarbeiten für folgende Schauen“, so der Geschäftsmann.
Indes: Der Gartenprofi in Berlin zeigte sich beeindruckt, als diese Zeitung ihm Aufnahmen der Haßberg-Beete von dieser Woche per Mail zukommen ließ. Seine Antwort: „Ich bin erstaunt, wie sich manches entwickelt hat. Über die Gründe kann man von der Ferne aus nur spekulieren. Es kann auf besonders starke Düngung zurückzuführen sein, oder zu hohe Stückzahlen wurden gepflanzt, oder das Wetter war extrem. Bereits im Juli hatten stellenweise Gräser die Beete dominiert.“ Meyer erinnert sich, dass „der Haßfurter Gärtner im Vorfeld konstruktive Vorschläge eingebracht hat“. Der Planer seinerseits habe vermutet, dass die Gärtnereien, die mit Schildern neben ihren Beeten auf sich aufmerksam machen, auch für entsprechende Kontrolle und Pflege sorgen. „In welchem Umfang aktuell Änderungen der Bepflanzung vorgenommen werden, entzieht sich meiner Kenntnis“, sagte Meyer am Telefon, „eigentlich war es zum Durchhalten bis zum Ende der Schau geplant.“
„Fast 5500 Herbstblüher wurden von etwa 45 Gärtnern gesetzt“, lautete die Pressemitteilung der LGS. Das komplette „Herbstzaubersortiment“ sei nun zu bestaunen.
Auf den Haßberg-Beeten bleibt es aber wie es ist. So bietet sich die Chance, individuell ein Urteil zu fällen. Ob nun penibel und akkurat ausgerichtete Pflanzen, die entfernt werden, sobald Wind und Sonne sie aus der Reihe tanzen lassen – oder eben natürlicher Bewuchs, der im Lauf der Jahreszeiten Veränderungen unterliegt und Zeugnis vom Werden und Vergehen der Natur ablegt – die Meinungen gehen auseinander. In Bamberg erwarten viele einen „herausgeputzten Garten“, der als Schau vorab mit Superlativen belegt wurde. Eine Besucherin aus Freiburg sagte am Haßberg-Beet: „Was einer privat macht, ist seine Sache. Aber hier bin ich eingeladen und habe Geld bezahlt. Da erwarte ich geordnete Blütenpracht.“ Ihren Namen möchte sie nicht genannt wissen, weil sie sonst „so negativ dasteht“.
Spontane Pflanzaktion
Die Pflanzen für den Herbstflor der Neupflanzungen wurden bei einem Gärtner in Nürnberg, bei einem Großmarkt sowie bei der Ideen-Gärtnerei Roth in Haßfurt gekauft. Seniorchefin Gerlinde Roth bestätigt, dass aus dem Unternehmen an der Prappacher Straße 1500 verschiedenfarbige Chrysantemen nach Bamberg geliefert worden sind und zwei Leute der Ideen-Gärtnerei bei der spontanen Pflanzaktion dabei waren. Schon im Frühjahr und im Sommer war Roland Roth gemeinsam mit zwei weiteren Betrieben der Gartenbaugruppe Haßberge auf dem Gelände der Schau in Aktion gewesen, denn die Gartenbaubetriebe Roth und Pudell aus Haßfurt sowie Hofmann aus Kirchaich hatten sich für die Gestaltung einer Teilfläche beworben.