Es ist der vorläufige Höhepunkt einer „ungewöhnlichen Erfolgsgeschichte“, dieses Kompliment machte Landrat Rudolf Handwerker in seinem Grußwort der Firma ESN in Hofheim. Am Samstag weihte ESN (Elastomer Schneider Nicklas) – Deutsche Tischtennis Technologie GmbH ihr neues Firmendomizil im Hofheimer Industriegebiet ein.
Im März 1991 gründeten Holger Schneider, heute Werberingchef in Hofheim, und Georg Nicklas, heutiger Firmeninhaber von ESN, das Unternehmen und starteten die Produktion von Tischtennisschlägerbelägen mit fünf Mitarbeitern in Dürrenried, einem Gemeindeteil von Maroldsweisach. „Wir hatten damals im Sommer Probleme mit Fliegen, die sogar teilweise in den Gummirohlingen mit verpresst wurden“, erinnert sich Nicklas, selbst sehr guter Tischtennisspieler, schmunzelnd an die Anfänge. „Ohne Holger Schneider hätte es die heutige Firma gar nicht gegeben. Er hatte die Idee für die Technologie, die wir hauptsächlich verwenden.“
Heute, 21 Jahre später, beschäftigt ESN rund 150 Mitarbeiter und peilt einen Umsatz von 17,6 Millionen Euro in diesem Jahr an. Seine Kunden sind die bekanntesten Tischtennismarken der Welt.
Jeder zweite Qualitätsbelag weltweit kommt aus Hofheim und wird in 215 Länder, darunter Japan, China und Korea, exportiert. Rund 2,2 Millionen Schlägerbeläge werden in diesem Jahr das Werk in Hofheim verlassen, berichtete Patrick Rapmund von ESN bei der Führung durch das Werk. Die Kunden haben dabei die Auswahl unter 235 verschiedenen Sorten, bei denen die Noppen entweder unten oder oben liegen und die Gummimischung mehr oder weniger Ball-Effet erlaubt. Die Beläge unterscheiden sich außerdem in der Ballbeschleunigung. Zwischen 30 und 50 Euro kostet ein Satz Beläge im Fachhandel. Rund 8,5 Millionen hat ESN beim Neubau in den Standort Hofheim investiert, berichtet das Unternehmen.
„Es gibt weltweit nur einen Wettbewerber, mit dem wir uns auf höchstem Niveau messen“, meint Nicklas. ESN produziere zwar weltweit am meisten Beläge, die besten Beläge kämen aber aus Japan. Noch. Mit einer stark besetzten Forschungsabteilung will man den Japanern und auch einem dritten Mitstreiter, einem chinesischen Hersteller, Paroli bieten. Die Mitarbeiter von ESN kommen aus Hildesheim, Köln, Frankfurt, Hildburghausen, Bad Homburg, Bamberg sowie natürlich aus Hofheim und Umgebung. Der chinesische Markt sei größer als der restliche Weltmarkt zusammen. Dort sei man erst am Anfang. „Wir müssen dort erfolgreich sein“, erklärt Nicklas und fügt an: „Wir gehen nicht nach China. Wir bleiben in Hofheim.“
Das hörte Hofheims Bürgermeister Wolfgang Borst natürlich gerne. Überhaupt sei Hofheim nicht nur Standort, sondern auch Heimat für ESN. Denn vor allem die „weichen“ Faktoren, wie vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Geschäftsführung und Stadt und gegenseitige Wertschätzung, sprachen für Hofheim, so das Stadtoberhaupt.
Als Geschenk überreichte Borst einen Gutschein für Stein-Findlinge, die den Eingangsbereich verschönern sollen. Auch Landrat Handwerker hatte etwas mitgebracht, nämlich die gute Nachricht, dass ESN vom Landkreis Haßberge für den großen Preis des Mittelstands vorgeschlagen wurde. 3600 Firmen waren dafür nominiert, 194 qualifizierten sich für die engere Auswahl. Er fand es schade, dass ESN, wie einst geplant, keine Beläge für Fußballschuhe herstellt. Die deutsche Mannschaft hätte damit bei der letzten EM sicher besser abgeschnitten, meinte Landrat Rudolf Handwerker.
Erfreuliche Nachrichten hatte auch ESN-Geschäftsführer Dieter Landgraf im Gepäck. Der Umzug habe reibungslos geklappt. Die neue Produktionshalle sei schon wieder voll mit neuen Produkten. Glücklicherweise habe man im Norden noch Baugrund, um erweitern zu können. Die Erfolgsgeschichte scheint sich also fortzusetzen.