Der Ausbau erneuerbarer Energien in der Gemeinde Aidhausen stand kürzlich bei einer Informationsveranstaltung in der Hermann-Schüssler-Halle auf dem Programm. Etwas über 30 Interessierte verfolgten die Ausführungen von Marco Siller, dem Geschäftsführer der Gesellschaft zur Umsetzung erneuerbarer Technologieprojekte im Landkreis Haßberge mbH (GUT), der zusammen mit Bürgermeister Dieter Möhring das angedachte Projekt einer Freiflächen-Photovoltaikanlage erläuterte.
Westlich und nordöstlich der Kläranlage der Gemeinde Aidhausen bei Happertshausen eignen sich grundsätzlich zwei Flächen für das Vorhaben, erklärte Siller. In diesen Gebieten könne eine Anlage mit einer Leistung von 20 Megawatt Peak (MWp) entstehen, wofür eine Fläche von etwa 25 Hektar inklusive Ausgleichsflächen benötigt werde. Wie der GUT-Geschäftsführer erläuterte, gibt es für diese beiden Standorte zwei erhebliche Vorteile.
Zum einen die Nachbarschaft zur Kläranlage, in die ein Teil des erzeugten Stromes eingespeist werden kann und somit eine Kosteneinsparung für die Gemeinde entsteht. Der andere Vorteil ist die relativ kurze Entfernung zur 110 kV-Überlandleitung. Dort kann an einem Winkelmast, dem einzigen in der Gemeinde Aidhausen, ein Umspannwerk errichtet und so der Strom eingespeist werden.
"Wir sind jetzt in der heißen Phase und müssen Entscheidungen im Gemeinderat treffen", sagte Bürgermeister Dieter Möhring. Aus diesem Grund wurde vorab diese Informationsveranstaltung anberaumt, um die Bevölkerung und Grundstückseigentümer umfassend zu informieren. Um das Projekt voranzutreiben, muss der Gemeinderat Aufstellungsbeschlüsse fassen.
Bürgermeister
"Es werden aber nur Flächen mit einbezogen, deren Eigentümer ihr Einverständnis zeigen", versicherte das Gemeindeoberhaupt. Insgesamt sind in der Gemeinde Aidhausen schon 197 632 Quadratmeter für Photovoltaikanlagen genehmigt, dazu kommen die nun noch geplanten 250 000 Quadratmeter hinzu. In der Gemeinde Aidhausen, deren Gesamtfläche 37 300 000 Quadratmeter beträgt, sind 23 103 063 Quadratmeter landwirtschaftliche Flächen. Somit beträgt der Anteil aller Flächen für Photovoltaikanlagen nur knapp zwei Prozent der Landwirtschaftsfläche, stellten Möhring und Siller fest.
Über die Bürger-Energiegenossenschaft Haßberge eG (BEG) können Interessierte Anteile erwerben, die sich in einer Größenordnung von 1000 bis 50 000 Euro bewegen können. Mit Photovoltaik könne man 50 mal mehr Strom erzeugen im Vergleich zu Mais, der in Biogasanlagen verwertet wird, so Siller. Der GUT-Geschäftsführer sprach von mindestens drei Prozent Rendite, die die Anlager jährlich erwarten könnten.
Die Nutzungsdauer der geplanten Anlage in Aidhausen ist mit 20 Jahre kalkuliert, aber schon nach einer Laufzeit von mindestens fünf Jahren könne man seine Anteile kündigen und erhält von der BEG zusätzlich zu den Zinsen sein gesamtes eingezahltes Kapital zurück. Insgesamt ist ein Eigenkapitaleinsatz von mindestens 500 000 Euro geplant. Die Bürger der Gemeinde Aidhausen werden bei der Beitrittsmöglichkeit zu der Genossenschaft bevorzugt berücksichtigt, sagte Siller.
Der Gesamtstromverbrauch im Landkreis Haßberge beträgt nach Berechnungen der GUT fast 426 000 Megawattstunden (MWh). Insgesamt sind mindestens 20 Bürgerbeteiligungsanlagen im Landkreis nötig und über die BEG zu betreiben, um den Strombedarf mit der erneuerbaren Energie zu decken. Hierbei werden in erster Linie Flächen mit weniger guten Böden ausgesucht, denn die Gemeinden auf deren Gemarkungen Freiflächen-Photovoltaikanlagen entstehen sollen, müssen benachteiligte landwirtschaftliche Gebiete im Sinne einer EWG-Richtlinie sein.