Knetzgau hat ein Luxusproblem: Viele Menschen wollen sich dort ansiedeln, aber Wohnraum und Bauplätze sind begrenzt. Deshalb will die Gemeinde im Baugebiet "Höret II" neue Wege gehen. Um allen Interessenten eine Unterkunft bieten zu können, soll das Neubaugebiet nicht wie sonst üblich mit platzschluckenden Einfamilienhäusern bebaut werden. Vielmehr sollen in verschiedenen Bauformen etwa 60 Wohneinheiten entstehen.
Claudia Roschlau vom Planungsbüro BaurConsult aus Haßfurt erläuterte das Konzept während der ersten Online-Bürgerinformation am Donnerstag. Geplant ist ein Mix aus Einfamilienhäusern, Mehrfamilienhäusern und Bungalows. Die eingeschossigen, barrierefreien Bungalows sollen im Norden des Geländes mit begrünten Flachdächern als Übergang zur Landschaft gebaut werden. In der Mitte sind die Einfamilienhäuser angesiedelt. Sie unterscheiden sich in alleinstehende Anwesen und Reihenhäuser, jeweils mit eine Garage.
Grünfläche für alle
Im Süden sollen die zweigeschossigen Mehrfamilienhäuser mit jeweils vier Wohneinheiten entstehen. Möglich ist der Aufbau eines „Staffelgeschosses“ mit einer fünften Wohneinheit. Das „Staffelgeschoss“ ist zurückgesetzt, sodass die Fassade unterbrochen ist. Ebenfalls im Süden sind zwei Parkplätze mit 46 Stellplätzen geplant. Gärten und Grünflächen um die Häuser sind bewusst klein gehalten, da viele Interessenten keinen großen Garten wünschten. Dafür soll in der Mitte des Areals eine große Grünfläche entstehen, die von allen Bewohnern gemeinschaftlich genutzt werden kann, beispielsweise als Spielplatz für Kinder oder gemeinsame Aktivitäten, wie das Anbauen von Gemüse, oder einfach als Treffpunkt.
Durch das Neubaugebiet soll eine insgesamt neun Meter breite Straße führen. Davon sind zwei Meter für Fußgänger und zwei Meter für Fahrradfahrer reserviert. Beheizt werden soll das Areals mittels Erdwärme. Bei einigen Zuhörern stieß das Projekt auf Ablehnung. „Ich bin schockiert und enttäuscht. Wir sind keine Stadt, sondern ein Dorf“, meinte ein Anwohner. Ein anderer Bürger sagte, es sei „blanker Wahnsinn“ auf so kleiner Fläche soviel Wohnraum zu verplanen. Außerdem bemängelte er die hohe Anzahl an Stellplätzen.
Flächensparende Planung
Die Zahl sei so gesetzlich vorgeschrieben, informierte Roschlau. Bürgermeister Stefan Paulus erwiderte, die Gemeinde befinde sich in einer Zwickmühle. Es gebe aktuell 90 Bewerber auf einen Bauplatz. Für 90 herkömmliche Einfamilienhäuser reiche der Platz jedoch nicht aus. „Wir müssen möglichst vielen Menschen die Möglichkeit bieten, in Knetzgau zu wohnen“, sagte er. Es sei das letzte Baugebiet in Knetzgau. Daher müsse flächensparend geplant werden. Darüberhinaus gebe es Bürger, die sich kein Einfamilienhaus leisten könnten. Bezahlbarer Wohnraum sei knapp. Er habe auch schon viele positive Rückmeldungen bekommen. Letztlich müsse der Gemeinderat entscheiden.
Ein weiteres Thema der Infoveranstaltung war der geplante Bau einer Flächenphotovoltaikanlage zwischen Knetzgau und Sand direkt nördlich an der Autobahn gelegen. Dort will die Gemeinde auf 6,8 Hektar Fläche die Solaranlage errichten in unmittelbarer Nähe zu einer Solaranlage, die von der Gemeinde Sand dort gebaut wird. Das Grundstück ist nicht in Privatbesitz. Die Bürger können ihre Einwände noch vorbringen, sagte Paulus.