
Mit einer spektakulären Aktion haben am Mittwoch in Gädheim Fachleute ein Nest asiatischer Hornissen entfernt. Dazu war ein mobiler Baukran nötig, denn die Hornissen-Heimstätte befand sich an einem Akazienbaum hinter einem Wohnhaus im Berggebiet.
Ein Vorkommen asiatischer Hornissen (Vespa velutina) wurde in diesem Jahr im Umkreis von Gädheim entdeckt. Einheimische Imker machten mit intensiven Nachforschungen das Nest in der Eichelbergstraße aus. Als der Standort feststand, war es an der Zeit zu handeln. Im Gegensatz zur einheimischen Hornisse, die unter Artenschutz steht, ist der asiatische Abkömmling, der seit 20 Jahren auch in Europa stellenweise zuhause ist, ein Schädling. Die bundesweit meldepflichtige asiatische Hornisse steht seit 2016 auf der Liste der unerwünschten Spezies für die Europäische Union, weiß Manfred Husslein von der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Haßberge.
Rund eine Stunde schwebten die Fachleute rund 15 Meter über der Erde, ehe sie das Nest nach unten bringen konnten. Andreas Bauer aus Großumstadt ist bei der Berufsfeuerwehr Frankfurt beschäftigt und entfernt nebenberuflich Hornissen- und Wespennester. Einige Erfahrung, speziell mit den asiatischen Hornissen hat der Fachmann bereits, denn es war bereits das fünfte Nest, das er entfernte.
Mit dabei war auch Konrad Bauer aus Stegaurach im Landkreis Bamberg. Der Namensvetter, der nicht verwandt mit seinem hessischen Kollegen ist, widmet sich ebenfalls gewerblich der Nestentfernung.
Weitere Nester im Heimatkreis nicht unwahrscheinlich
Allerdings war das in Gädheim der erste Fall asiatischer Hornissen für den Stegauracher. Andreas Bauer wies seinen Kollegen entsprechend ein, damit dieser dann in Eigenregie tätig werden kann, falls es wieder einmal ein Nest im Heimatkreis geben sollte. Dass das überhaupt nicht so unwahrscheinlich ist, sagt Lothar Schwarz, der ehrenamtlich bei der Staatlichen Naturschutzwacht für die Insekten zuständig ist: "Im Umkreis von etwa zehn Kilometer könnten verbliebene Hornissen wieder anfangen, ein neues Nest zu bauen." Auf etwa 2000 bis 3000 Tiere schätzt der Experte das jetzige Vorkommen in Gädheim, von denen rund 20 Prozent Königinnen sind.

Davon wurde aber zumindest der Großteil unschädlich gemacht. Nachdem sich die beiden Bauers durch Entfernen von Ästen einen Zugang zum Nest verschafft hatten, wurden zunächst alle erreichbaren Hornissen mit einem handelsüblichen Haushaltsstaubsauger abgesaugt. Das Nest transportierten die Fachmänner in einem Plastiksack nach unten, ehe der Inhalt mit Kohlenstoffdioxid behandelt wurde. "Das wirkt praktisch wie eine Betäubung", sagte Andreas Bauer.
Die Hornissen werden tiefgekühlt
Zusätzlich in einem großen Plastikeimer verstaut, wurde das Nest und die abgesaugten Hornissen in die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau nach Veitshöchheim im Landkreis Würzburg gebracht. Beim dort ansässigen Institut für Bienen und Imkerei werde das Nest für zwei Wochen tiefgefroren, bis alle Tiere tot sind. Diese werden dann zu Forschungszwecken verwendet, ergänzte Werner Hornung, der Kreisvorsitzende vom Landesverband Bayerischer Imker.

Während der Stich für Menschen nicht viel gefährlicher als bei herkömmlichen Hornissen ist, bereitet den Imkern der asiatische Eindringling große Sorgen. Die flugtechnisch geschickte asiatische Hornisse fängt Bienen vor dem Stock ab und sorgt so für eine Dezimierung der Bienenvölker, erklärte Hornung, der ehemalig Leiter des Veterinäramtes in Haßfurt war.

Die Aktion in Gädheim blieb natürlich auch den Nachbarn nicht verborgen, zumal der große Baukran eine Straßensperrung notwendig machte. Trotzdem hielt sich die Menge der Interessierten, die von der Straße aus zuschauten, in Grenzen. Ein Bild der Lage machte sich auch Bürgermeister Peter Kraus, der allen Beteiligten seinen Dank aussprach.
Nestentfernung kostet ordentlich Geld
Die Kosten für die aufwendige Entfernung des Nestes trägt das Landratsamt. Manfred Husslein schätze in seiner Eigenschaft als Fachkraft für Naturschutz und Landschaftspflege, dass der Gesamtbetrag etwa im Bereich zwischen 2000 und 3000 Euro liegen werde.