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Zeil: Naturschutz und Landwirtschaft gehen nur gemeinsam
Das Thema Naturschutz und Landwirtschaft war ein gemeinsames Anliegen von verschiedenen Verbänden mit (von links) Oliver Kunkel (Verein 'Wir gestalten Heimat'), Petra Sommer (stellvertretender Leiterin des Ubiz), Harald Amon (BN Ebern) sowie Referentin Biologin und Landwirtin Rebekka Werner.
Foto: Günther Geiling | Das Thema Naturschutz und Landwirtschaft war ein gemeinsames Anliegen von verschiedenen Verbänden mit (von links) Oliver Kunkel (Verein "Wir gestalten Heimat"), Petra Sommer (stellvertretender Leiterin des Ubiz), ...
Günther Geiling
 |  aktualisiert: 02.07.2021 02:40 Uhr

"Naturschutz und Landwirtschaft sind so nah. Mir kommt es jedoch so vor, als wenn Landwirte und Biologen über dasselbe reden, aber verschiedene Sprachen sprechen. Das darf nicht sein, sondern wir müssen offen im Gespräch miteinander sein und über Probleme gemeinsam reden." Dies betonte die Biologin und Landwirtin Rebekka Werner bei ihrem Vortrag "Landwirtschaft & Naturschutz – Kontrahenten oder Verbündete", bei der sie verhärtete Fronten aufweichen und für mehr Verständnis füreinander sorgen wollte.

Zu dieser Veranstaltung hatten der Bund Naturschutz (BN) Ebern, die Vereine "Wir gestalten Heimat" und "Gemeinsam besser Leben", das Umweltbildungszentrum Oberschleichach (Ubiz) und die Volkshochschule Zeil eingeladen. Es waren knapp 30 Teilnehmer gekommen, unter denen die Landwirte jedoch in der Minderzahl waren. Referentin Rebekka Werner stellte dazu fest, dass die Gräben zwischen Landwirten und Naturschützern derzeit tief seien und sie an diesem Abend mit beiden ins Gespräch kommen wolle.

Die Biologin und Landwirtin hat in einen Betrieb mit rund 20 Hektar Ackerfläche eingeheiratet, der einen Schwerpunkt auf Schweine und Muttersauen legt, die man selbst schlachtet und vermarktet. Die Jahre zuvor hatte sie als Gebietsbetreuerin des Bund Naturschutz im Landkreis Lichtenfels mit dem Programm Natura 2000 auch die andere Seite kennengelernt.

Glyphosat umstritten

Mit blühenden Ackerstreifen und dem Einsatz Glyphosat sprach sie zwei besondere Themen an. Das sehr in der Kritik stehende Glyphosat gebe es seit den 70er Jahren. "Es ist ein Total-Herbizid, das alle Pflanzen tötet, und wird in der Landwirtschaft im Hobby und Garten und vor allem bei der Deutschen Bahn eingesetzt. Sogar die Studien zerreißen sich, wobei auch der Einfluss auf den Menschen umstritten ist." Auf jeden Fall habe es eine fungizide Wirkung und wirke wie ein Pilz. Und es habe auch eine indirekte Wirkung "alles, was wir wegspritzen, blüht nicht mehr".

Als Landwirtin ging sie auch auf die Verwendung von Glyphosat ein. Keinesfalls gehe es darum, die Naturschützer zu ärgern, und es werde auch nicht überall gespritzt. "Es wird bei uns nach der Ernte bei der Stoppelbehandlung angewandt und vor der Aussaat, um einen sauberen Acker zu bekommen. Es ersetzt also ein bisschen den Pflug." Sein Vorteil liege in der pfluglosen Behandlung des Feldes, aber auch in weniger Kohlendioxid-Ausstoß und im Erosionsschutz.

Dann zeigte sie die Bedeutung von Blüh- und Ackerrandstreifen auf, bei denen sich die Beteiligten einigen und an einem Strang ziehen könnten. Aber auch da gebe es zwei Sichtweisen mit dem "Ideal des Sauberen" auf Seiten der Landwirtschaft, wo mulchen einfacher gehe, man die Gefahr der Vermehrung verbanne und auch die Grenzen für landwirtschaftliche Maschinen besser erkenne.

Der Blick des Naturschutzes richte sich mehr auf die Lebensstätten und Rückzugsgebiete, auf die Nahrungsquellen, und man schaffe Verbindungskorridore und Trittsteine, um Biotope zu vernetzen. Um eine gemeinsame Linie zu bekommen, müsse man "aushagern", was bedeute, dass man nur einen oder zwei Schnitte ansetze, auf einer Höhe von mehr als zehn Zentimeter mähe und wegen der Tiere ohne Saugmäher arbeite.

Rebekka Werner zog schließlich das Fazit: "Die Kulturlandschaft zu erhalten, geht nur gemeinsam. Das ist ein langwieriger Weg, aber man sollte ihn gemeinsam gehen." Den Ackerstreifen kann der Landwirt mit seinen Geräten mähen, und die Naturschützer rechen es zusammen."

Daraus entwickelte sich eine rege Diskussion, bei der Oliver Kunkel die Mithilfe bei den Ackerstreifen als eine tolle Idee bezeichnete, die eigentlich auch Anliegen des Vereins "Wir gestalten Heimat" sei. Oft höre man nur die Aussage: "Ihr wollt billige Lebensmittel, und wir müssen es bezahlen." Die Anregung Mitzutun finde er toll.

Volker Ortloff sprach als Jäger vom "Ernteschock" für die Tiere, wenn nach der Ernte alles vom Feld sei. "Wir Jäger sind interessiert, dass etwas stehen bleibt und legen dazu sogar Wildäcker an." Der Vorsitzend des BN Ebern, Harald Amon, sah bei den Acker- und Randstreifen doch Erfolge. "Es ist enorm, was sich hier in den letzten fünf Jahren getan hat." 

Herbert Roth meinte, dass in vielen Naturschutzdingen das Wissen fehle. Mit den Kindern könne man was bewegen, was mit den Eltern oder Älteren nicht so leichtfalle. Die brauche man aber dazu. Damit war der Schulbereich angesprochen, wo Oliver Kunkel als Verfechter der "Draußenschule" nach dem "Lockdown" ein Umdenken forderte: "Nicht ständig pauken, was mit dem Leben nichts zu tun hat, sondern die Kinder die Welt entdecken lassen."

 
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