Am Mittwoch öffnete die Internationale Tourismus Börse (ITB) zum 49. Mal ihre Pforten. Die Tourismusregionen Haßberge und Steigerwald sind am Franken-Stand in der Bayernhalle dabei und sind durch die Repräsentanten von „FrankenTourismus“ vertreten. Die ITB ist eine Messe der Superlative, auf der Besucher die ganze Welt unter einem Dach erkunden können. Hier finden sich in 26 Hallen mehr als 10 000 Aussteller aus 186 Ländern ein und bieten an fünf Messetagen einen repräsentativen Überblick über das globale Reiseangebot. Noch bis Sonntag hat die ITB geöffnet.
Deutsche reisen gern und werden zuweilen als „Reiseweltmeister“ bezeichnet. Aber ihr liebstes Reiseziel ist aktuell nicht das Ausland. In das eigene Land reisen die meisten Deutschen am liebsten, das fanden Statistiker heraus. Es habe sich zu einem neuen Trend entwickelt, vorrangig die eigene Heimat als Ziel auszuwählen. Unter allen deutschen Destinationen gehört Bayern zu den begehrtesten. Insbesondere die Gegenden, in denen sich Touristen aktiv erholen können, stehen hoch im Kurs. Rad- und Wanderwege, Wasser sowie Natur und Kultur mit Genüssen für Leib und Seele sind gefragt. Und von all dem hat die Region rund um die Haßberge, das Maintal und Steigerwald eine Menge zu bieten.
Aber selbst die schönste Landschaft zieht ihre Gäste nicht automatisch an. Tourismus ist ein hartes Geschäft und ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. „Er verbessert die Lebensqualität, schafft Freizeitangebote und Infrastruktur – sowohl für Einheimische als auch für unsere Gäste“, sagt Landrat Wilhelm Schneider. „Eine Vernetzung aller Beteiligten im Tourismusbereich ist sinnvoll und notwendig, um gemeinsam kräftig Werbung für unsere wunderschöne Heimat zu machen“, erklärt der Landrat gegenüber der Heimatzeitung.
Die Bemühungen der zentralen Tourist-Information im Naturpark Haßberge mit Geschäftsstelle in Hofheim sowie aller in diesem Bereich Tätigen richten sich darauf, die Orte im Heimatkreis als Ganzjahres-Urlaubsland zu vermarkten. Der Messeauftritt zur ITB gehört dazu. Die Region Hassberge ist eine von 15 Reiselandschaften Frankens. Am Stand der Franken herrscht vom ersten Tag an reger Betrieb. Verena Bäuerlein ist für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei Franken-Tourismus zuständig und steht den Besuchern für Gespräche zur Verfügung. Der Heimatzeitung erläutert sie die Marketingstrategie, die in enger Zusammenarbeit mit Susanne Volkheimer, Geschäftsführerin von Haßberge Tourismus, verfolgt wird. „Die Konzentration liegt unter anderem auf den Jahresschwerpunkten, die sich im Tourismus stets vorausschauend ergeben“, erläutert Bäuerlein.
Im Jahr 2016 findet in Bayreuth die Landesgartenschau statt. Als erster Gast am Stand holt ein Busunternehmer dazu Informationen ein. In Nürnberg wird die Landesausstellung „Kaiser Karl IV“ stattfinden. Ein weiteres großes Thema ist das Bier, denn das 500-jährige Jubiläum des bayerischen Reinheitsgebots steht an. Da die Haßberge an der Schwelle zwischen Bier- und Mainfranken liegen, werden viele Menschen dieses Jubiläum in fränkischer Art feiern. „Fränkische Tradition ohne Wein wäre ebenso wenig denkbar wie Franken ohne Bier“, meint Bäuerlein und schlägt den Bogen zum nächsten bedeutenden Thema unter dem Überbegriff „Kulinarik“.
Fränkische Gasthäuser, Heckenwirtschaften sowie Restaurants für Feinschmecker bilden quasi ein kulinarisches Rendezvous. Eine beliebte Verbindung zur fränkischen Küche schaffen Frankenwein und fränkisches Bier. Und wer gern davon probiert, der freue sich über ein gastfreundliches Haus zur Übernachtung. Dazu hat vorab aus Hofheim die Tourismuschefin Zahlen geliefert. „Mit 222 202 Übernachtungen hat der Landkreis Haßberge im Jahr 2014 ein Plus von 1,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr erzielt“, gibt Volkheimer bekannt. 118 934 Personen wurden statistisch als „Ankünfte“ erfasst. Das entspreche einer Steigerung von 3,7 Prozent. Damit folgt die Region dem Trend, dem Reiseverhalten der Deutschen. Die Studie „Reiseanalyse“ besagt, dass die Gäste kürzer bleiben und dafür öfters verreisen, kommentiert Volkheimer die Zahlen, die rechnerisch eine durchschnittliche Aufenthaltsdauer von 1,9 Tagen ergeben.
Die Trendthemen des Jahres 2015 sind laut Bäuerlein außer Kulinarik die historischen Städte sowie Wandern und Radfahren. Am 1. Mai wird der Rennweg, der ehemalige Botenweg, neu eröffnet. Der historisch bedeutsame Weg verläuft zum größten Teil durch den Haßbergkreis. Er beginnt in Dörfleins bei Hallstadt, führt über die Kammlinien der Haßberge und endet nahe Sulzfeld bei Königshofen im Landkreis Rhön-Grabfeld. Bis auf drei Ausnahmen (Köslau, Bühl und Manau) meidet er die abseits liegenden Dörfer und bietet dadurch streckenweise unberührte Natur. Im Zusammenhang mit der touristischen Erschließung der Haßberge durch den Landkreis wurde der Weg in jüngster Zeit für die Benutzung von Wanderern und Radfahrern präpariert und beschildert. Beiderseits des Weges bieten sich talwärts Abstecher für weitere touristische Unternehmungen an.
Mit dem Slogan „Genussradeln auf Sternerouten“ macht Bäuerlein auf einen weiteren Glanzpunkt des Marketingkonzeptes aufmerksam. Radler sind in der Region Haßberge willkommen – und sie kommen besonders zahlreich. Der Main-Radweg zählt zu den beliebtesten Fernradwegen in Deutschland. Nah am Wasser, von den Quellen bis zur Mündung des Mains, erleben die Radler auf dieser Strecke unterschiedliche Ferienlandschaften. Steile Weinberge, Wälder und herausragende Sehenswürdigkeiten finden sich längs des Weges. Und auch bei der Einkehr ist für Abwechslung gesorgt: Bierspezialitäten und Weingenuss sowie kulinarische Spezialitäten locken. Die Kampagne „Franken – Wein.Schöner.Land!“ setze als fränkische Qualitätsoffensive auf die Vernetzung aller touristischen Bereiche Weinfrankens. Damit wollen die Winzer den Touristen neben Weingenuss auch Wohlfühlatmosphäre bereiten.
Martin Luther (1483 bis 1546) und die Reformation spielen eine wichtige Rolle in den Marketingmaßnahmen der Touristikfachleute. Der Thesenanschlag zu Wittenberg, der sich 2017 zum 500. Mal jährt, und die darauf folgende Reformation sind Ereignisse von weltgeschichtlicher Bedeutung. Das Leben und Wirken Luthers und seiner Mitstreiter ist an den Handlungsorten der Reformation bis in die Gegenwart erkennbar. Lucas Cranach der Ältere (1472 bis 1553) war einer der bedeutendsten Maler der deutschen Renaissance und ein enger Freund des Reformators. Sein Sohn Lucas Cranach der Jüngere wurde 1515 geboren und wirkte wie Luther in Wittenberg. Sein 500. Geburtstag und das bevorstehende 500-jährige Luther-Jubiläum werden zum Anlass genommen, Luther und Cranach als Zugpferde des Tourismus zu nutzen. Dabei spielen die fränkischen Städte Coburg, Nürnberg und Rothenburg ob der Tauber eine besondere Rolle. In Coburg wohnte Luther anlässlich des Augsburger Reichstages 1530 auf der Veste Coburg und predigte in der St.-Moriz-Kirche. Auf der Veste verfasste er die weltberühmt gewordenen Schriften und arbeitete an der Übersetzung des Alten Testaments. In Nürnberg fielen die Gedanken Luthers auf fruchtbaren Boden. Die Stadt war die erste freie und reformierte Reichsstadt. In Rothenburg wurde 1544 die Reformation maßgeblich durch den Bürgermeister Johannes Hornburg vorangetrieben, der in Wittenberg studiert hatte. Damit war die Stadt ebenfalls früh der reformatorischen Bewegung zugetan.
Während der ITB sind in den Hallen Thüringens und Bayerns zahlreiche Angebote rund um die Lutherdekade zu finden. Der spirituelle Tourismus in Deutschland steuert auf einen Höhepunkt zu und wird im Blickpunkt von Christen aus aller Welt stehen. Die Bedeutung für den Deutschlandtourismus bezeichnen Fachleute als erheblich. Es sei das erste Mal nach der Fußball-WM 2006, dass bereits so lange im Vorfeld die Vorbereitungen für ein Ereignis beginnen, das zahlreiche Touristen nach Deutschland locken wird. An den Franken-Stand lockt es am ersten Messetag eine Besucherin aus Finnland. Susanna Markkola ist „Culture Project Manager“ in Helsinki und lässt sich von der PR-Managerin Bäuerlein erläutern, was Franken zum Lutherjahr zu bieten hat.
Die Frage, wo die meisten Gästebetten im Heimatkreis belegt sind, scheint geeignet für ein „Haßberge Quiz“. Die Hofheimer Tourismuschefin kennt die Lösung. An erster Stelle nennt sie Maroldsweisach mit 9721 angekommenen Personen, die mit insgesamt 33 665 Übernachtungen zu Buche schlagen. Hofheim brachte mit 15 355 Ankünften insgesamt 31 017 Übernachtungen ein. Haßfurt zählte 28 160 Übernachtungen, die durch 16 545 Ankünfte zustande gekommen sind. Die meisten Personen sind demnach in die Kreisstadt gereist, aber sie blieben nicht so lange wie die Touristen im nördlichen Teil des Heimatkreises.
Der Marktflecken Maroldsweisach am Fuße des Zeilberges, ist für seine Mineralienvielfalt und den Basaltabbau bekannt. Das Ortsbild ist von historischen Bauwerken geprägt. Mit zahlreichen Wanderwegen und einem gut ausgebauten Radwegenetz wirbt der Ort um Besucher. Schlossanlagen und Ruinen in den umliegenden Ortsteilen im „Deutschen Burgenwinkel“ wirken außerdem anziehend. Es gibt gute Freizeitangebote, unter anderem für Tennis, Sauna, Kegeln, Angeln und Schießsport. Die Radwege sind ausgeschildert. Fahrradverleih, Skaterbahn, markierte Wanderwege, ein Freibad und Kinderspielplatz sowie Jugendherberge/ Naturfreundehaus und Jugendzeltplatz tragen zu den vergleichsweise hohen Übernachtungszahlen bei.
Hofheim hat sich auf die Fahne geschrieben, Neues zu schaffen und das Alte zu bewahren. In Hofheim sei das vorbildlich gelungen, kann jeder Interessent auf der Webseite lesen. Fränkische Beschaulichkeit und aktives Gestalten „bilden im schmucken Fachwerkstädtchen eine Einheit“. Liebevoll restaurierte Fachwerkhäuser und eine landschaftlich reizvolle Umgebung, die durch ein enges Netz von Rad- und Wanderwegen erschlossen ist, laden ein. Das Hallenbad und der direkt angrenzende neu geschaffene Reisemobilstellplatz sowie die Tennisanlagen gehören zum umfangreichen Freizeitangebot, das insbesondere Städter anspricht.
Die Kreisstadt Haßfurt, zwischen den beiden Naturparks Haßberge und Steigerwald am nördlichen Mainufer gelegen, zählt zu den ältesten Orten des Landkreises. Im Jahr 1230 wurde die Stadt erstmals urkundlich erwähnt. Sie wirbt mit dem Markenzeichen „gastfreundliche Stadt“ und ist durch Bundesstraßen, die Autobahn A 70, die Bahnlinie Würzburg-Bamberg, die Wasserstraße Main und den Flugverkehrslandeplatz verkehrsmäßig gut erschlossen. Das Wahrzeichen der geschichtsträchtigen Stadt ist ein bedeutendes Bauwerk: die spätgotische Ritterkapelle. Am Dachgesims des Chores befinden sich 230 in Sandstein gehauene Wappen. In einer Pressemeldung der Diözese Würzburg wurde die Ritterkapelle mit ihrem berühmten Wappenfries als „Perle der Steinmetzkunst“ bezeichnet. Ein weiteres historisches Bauwerk, die Ende des 14. Jahrhunderts errichtete Pfarrkirche am Marktplatz, beherbergt wertvolle Werke des Bildhauers Tilman Riemenschneider. Stadtführungen, Kirchenführungen und Rundflüge über Stadtgebiet und Umgebung sind Teile des Tourismuskonzeptes. Die historische Stadt liegt am Main und am Maintalradwanderweg. Sportlich punktet Haßfurt zusätzlich mit Eishalle und Erlebnisbad.
„Unser gemeinsames Ziel ist es, für die Menschen im Landkreis attraktive Naherholungsmöglichkeiten zu schaffen und zugleich den Tourismus in Steigerwald, Maintal und in den Haßbergen weiter zu entwickeln“, lautet die Aussage des Landrats, die durch die genannten Beispiele ein touristisches Gesicht bekommt. „Wer sich aufmacht, unseren liebens- und lebenswerten Landkreis zu entdecken, wird begeistert sein“, ist sich Landrat Schneider sicher und verspricht: „Wir strengen uns weiter an, dass sich Gäste und Einheimische bei uns wohl fühlen.“
Die Internationale Tourismus Börse 2015 in Berlin
Die Internationale Tourismus Börse (ITB) findet noch bis Sonntag, 8. März, statt. Parallel zur Messe läuft der ITB Berlin Kongress, der weltweit größte Fachkongress der Reisebranche. Die ITB Berlin ist die führende Messe der weltweiten Reiseindustrie.
Im Jahr 2014 stellten 10 147 Aussteller aus 189 Ländern ihre Produkte und Dienstleistungen rund 174 000 Besuchern, darunter 114 000 Fachbesuchern, vor.
In 26 Hallen auf dem Berliner Messegelände präsentieren mehr als zwei Drittel internationale Aussteller ihre Angebote. Erneut werden über 100 000 Fachbesucher der internationalen Reiseindustrie erwartet.
Am Wochenende kann das Privatpublikum bei den Ausstellern direkt Reisen buchen. Im Fokus steht als offizielles Partnerland die Mongolei.
Die Geschäftsabschlüsse der Aussteller lagen 2014 nach Schätzungen der Messe Berlin bei 6,5 Milliarden Euro. Christian Göke, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe Berlin GmbH bezeichnet die ITB Berlin als starken Marktplatz, der für die internationale Reiseindustrie optimale Voraussetzungen für Geschäftsverhandlungen und -abschlüsse bietet. Dies sei angesichts eines schwächeren Euros und Unsicherheiten durch Terroranschläge und Konflikte wertvoll und wichtig.
Internet:
www.rennweg-hassberge.de