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RAUHENEBRACH
Nationalpark für Holzindustrie absurd
Die Holzindustrie ist gegen einen Nationalpark Steigerwald.
Foto: Norbert Vollmann | Die Holzindustrie ist gegen einen Nationalpark Steigerwald.
Norbert Vollmann
Norbert Vollmann
 |  aktualisiert: 13.11.2013 18:12 Uhr

Der Bund Naturschutz fordert bekanntlich seit geraumer Zeit die Ausweisung eine Nationalparks auf dem Gebiet des Staatsforstbetriebs Ebrach im nördlichen Steigerwald.

Der Verzicht auf die nachhaltige Nutzung der dortigen Buchenwälder sei absurd, sagen die in der Arbeitsgemeinschaft Rohholzverbraucher zusammengeschlossenen Betriebe der Holzindustrie. Sie bestehen laut einer Pressemitteilung darauf, das heimische Holz weiter nutzen zu können. Denn durch ihre naturnahe Waldbewirtschaftung leiste die deutsche Forst- und Holzwirtschaft einen bedeutenden Beitrag zum Umwelt- und Naturschutz.

Studie zur Waldentwicklung

Anlass für die jüngst erneut erhobene Forderung nach Einrichtung eines Nationalparks durch den Bund Naturschutz (BN) war die vom Bundesamt für Naturschutz in Auftrag gegebene Studie zur natürlichen Waldentwicklung als Ziel der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt.

Die Ergebnisse der Studie erwecken den Eindruck, als erfülle Deutschland die selbstgesteckten Ziele seiner nationalen Biodiversitätsstrategie nicht. Vor allem in Bayern gebe es große Defizite in Hinblick auf die Naturnähe und die Artenanzahl von Pflanzen und Tieren in den dortigen Wäldern, so der BN. Die Naturschützer sehen in einem Buchen-Nationalpark im nördlichen Steigerwald „einen wichtigen ersten Schritt“, um die von der Bundesregierung auferlegten Ziele zu erreichen.

Keine grundsätzliche Ablehnung

Denny Ohnesorge von der Arbeitsgemeinschaft Rohholzverbraucher (AGR) ist sich sicher, dass die Wälder in Nordbayern auch ohne umfangreiche Nutzungseinschränkungen naturnäher und artenreicher werden: „Anstatt großräumige Schutzgebiete zu planen, sollten sich Bund und Länder auf die Förderung einer effizienten und nachhaltigen Nutzung unserer heimischen Ressourcen konzentrieren.“

Dabei ist Ohnesorge nicht grundsätzlich gegen Schutzgebiete. Er appelliert jedoch, pauschale Flächenstilllegungen per Gesetz als vermeintliche Naturschutzmaßnahme zu überdenken. Denn: „Nicht die Größe und Anzahl der geschützten Flächen ist für eine nachhaltige Waldentwicklung entscheidend, sondern die Art und Weise, wie die Fläche genutzt wird.“

Die Arbeitsgemeinschaft fordert die bayerische Staatsregierung daher laut Pressemitteilung auf, die nachhaltige Nutzung der Ressource Wald besonders im Hinblick auf Klimawandel, Artenvielfalt und das gesellschaftliche Interesse sicherzustellen und von weiteren Nutzungsbeschränkungen abzusehen.

Mehr als 18 Prozent der deutschen Waldfläche stünden bereits unter strengem Schutz und dürften nur eingeschränkt bewirtschaftet werden. Hinzu komme bereits ein Anteil von fünf Prozent der deutschen Wälder, die überhaupt nicht forstwirtschaftlich genutzt würden. So verzichteten bereits viele der zwei Millionen deutschen Waldeigentümer freiwillig – aus ökologischen, ideellen oder auch rein wirtschaftlichen Gründen – auf die Bewirtschaftung eines Teils ihres Eigentums.

Für Ohnesorge machen die Forderungen des BN nach einem Nationalpark deshalb überhaupt keinen Sinn. Er ist studierter Forstwirt und empfiehlt, sich die Ergebnisse der Studie genauer anzuschauen. Seine Kritik: Bei der Berechnung der nicht genutzten Waldfläche berücksichtigten die Forscher nur rechtlich geschützte Gebiete wie Nationalparks.

Ziel längst mehr als erfüllt

Dabei heißt es in der Biodiversitätsstrategie der Bundesrepublik: „Zum angestrebten Flächenanteil von Wäldern mit natürlicher Waldentwicklung tragen sowohl Schutzgebiete als auch Flächen außerhalb von Schutzgebieten bei.“

Demnach, so der Experte, läge die tatsächliche Fläche der bereits ungenutzten Waldgebiete heute schon höher als die vom Bundesamt für Naturschutz gemeldeten Zahlen. Somit sei das Ziel der Biodiversitätsstrategie, auf fünf Prozent der deutschen Waldfläche eine natürliche Entwicklung zu gewährleisten, längst mehr als erfüllt.

Denny Ohnesorges Fazit fällt in der Pressemitteilung wie folgt aus: „Schluss mit weiteren Flächenstilllegungen! Ein Nationalpark im Steigerwald ist nicht zielführend und bringt keine Vorteile – nicht einmal für die Natur.“

Die AGR

Die Arbeitsgemeinschaft Rohholzverbraucher (AGR), ein eingetragener Verein, ist ein freiwilliger Zusammenschluss von Unternehmen und Verbänden der Rohholz verbrauchenden Branchen in Deutschland und den angrenzenden Ländern. Die AGR setzt sich im Dialog mit Vertretern aus Medien, Wirtschaft, Politik sowie Forschung und Lehre für eine optimale Versorgung ihrer Mitgliedsunternehmen mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz ein. Text: novo

 
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  • zwar sehen Sie keine lebenswerte Zukunft ohne Kernkraftwerke, damit stehen Sie halt nicht auf der Seite der Mehrheit.

    Windkraftanlagen sind sicher keine Aufwertung für die Landschaft, aber leider unausweichlich, zumal der Energiehunger unserer Gesellschaft eher zu als abnimmt.

    Wenigstens diejenigen Wälder, die noch halbwegs Naturnähe haben sollten wir schon vorzugsweise besser schützen als Allerweltsforste, die halt nur Allerweltsarten beherbergen können.

    Darüber haben sich tatsächlich Menschen Gedanken gemacht, die in Fachkreisen anerkannt sind und denen nicht abgesprochen werden kann, dass sie davon etwas verstehen.
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  • Dryocopus
    Sehr geehrter Herr Hentinger,

    dass Ihre Zahlen nicht stimmen können, wissen Sie selbst. Natürlich kann es sein, dass sich einmal die meisten Windräder nicht drehen. Dann nehmen Sie die Leistung der Windräder, die sich gerade drehen und rechnen eine Durchschnittsleistung für alle aus. Mathematisch ist das vielleicht korrekt, doch ist es unredlich, damit den Anschein zu erwecken, Windenergie würde bzw. könnte nicht mehr leisten.

    Bei der Verfolgung seiner Ziele kann man durchaus auch Polemik einsetzen, doch muss sich dahinter stets die Wahrheit verbergen. Ich konnte bei meinen Recherchen über den B.U.N.D. bzw. BN keine Passage finden, in der gefordert wurde, "riesige Schneißen [i][sic!] in schützenswerte Wälder zu schlagen, um Windräder aufstellen zu können".[/i] Von Bodenverdichtung haben Sie schon etwas gehört, aber die geschieht in unseren Wäldern durch die sog. "nachhaltige Bewirtschaftung", bei der man Erntegeräte von Panzergröße und -masse einsetzt. Fordert das der BN?
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  • richtig
    hentinger, verbitterter durchaus sachkundiger Windkraftgegner sollte schon mal trennen zwischen Naturschutzzielen des BN und seiner Absicht Naturschutz ausschließlich zur Verhinderung von WKA's einzusetzen. Der BN freilich soll und muss abwägen bei Zielkonflikten und darf nicht Windkraftanlagen durchwinken, wenn die im Windenergie-Erlass genannten Schutzgebiete, Vogel- und Fledermausarten betroffen sind.

    Dass Herrn Ohnesorge bereits der Nutzungsverzicht in 1 % des Waldes zu weit geht liegt an seinem Arbeitgeber, der ganz einfach 100 % Zugriff auf die Ressource fordert, keinen Brosamen für die Natur übrig hat und Lichtjahre davon entfernt scheint, hierbei einen Ansatz von Scham zu empfinden. Leider findet sich Ohnesorge mit seinen verbreiteten Unwahrheiten in bester Gesellschaft mit maßgeblichen Populisten, die ebensolche als Fakten verbreiten.
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  • Dryocopus
    Herr Ohnesorge geriert sich hier als Experte für Naturschutz. Ja, das ist absurd, denn als Lobbyist der Waldnutzer präsentiert er hier 18 % streng geschützten Wald. Wenn es diesen Anteil gäbe, sähen unsere Wälder besser aus! Außerdem hat er sich offensichtlich noch nie mit dem 10 %-Ziel der Bundesregierung beschäftigt. Dabei geht es um nutzungsfreie Wälder. Von diesen besitzt Oberfranken nur 0,5 % - ein Zwanzigstel des für 2020 angestrebten Zieles. Woanders in Bayern ist es auch nicht viel besser. Warum? Weil die Interessen der Waldnutzer, besonders die des Herrn Ohnesorge, dies verhindern.
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  • Dryocopus
    Nehmen Sie doch bitte auf meinen Kommentar Bezug!
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