Zu einem intererssanten Vortrag hatte das UBiZ in Kooperation mit der BN Ortsgruppe Ebern und der Volkshochschule (VHS) Ebern sowie der evangelischen und katholischen Kirchengemeinde Ebern ins evangelische Gemeindehaus eingeladen. Wolfgang Aull, Diplom Ingenieur (FH) für Kunststofftechnik referierte zu dem aktuellen Thema: „Nachhaltigkeit - die größte Herausforderung unseres Jahrhunderts“. Wegen der Coronaauflagen war die Teilnehmerzahl begrenzt.
Nach der Begrüßung durch Marie Traussneck von der VHS Ebern richtete der Referent seinen Blick zunächst auf die Historie. Als der Mensch die Bühne der Welt betrat, bot ihm die Erde ideale Lebensbedingungen: Sauerstoff zum Atmen und zum Schutz vor aggressiver Sonneneinstrahlung, Wasser, Nahrung, gemäßigte Temperaturen. Er teilte den Lebensraum mit 8.700.000 unterschiedlichen Tier-und Pflanzenarten, die gemeinsam ein, wie Alexander von Humboldt es formulierte, Netz des Lebens bildeten. Dieses bekam erste Risse durch den Einsatz von Feuer durch den Menschen, durch die Viehhaltung und durch Bergbau. Als die industrielle Revolution einsetzte, machte er sich die Energie von Holz, Kohle, Öl und Gas zunutze, um Wärme und Bewegung zu erzeugen. So reicherte sich zunehmend das Abfallprodukt CO2 in der Umwelt an.
Der Glaube an den Erfindungsgeist der Menschen war auf einem Höhepunkt angelangt, führte Wolfgang Aull aus: Kunstdünger wurde erfunden, ebenso Chemikalien wie Chlorgase, Phenyle und Fluor, Kunststoffe eroberten die Welt, Atomkraftwerke wurden gebaut. Abfälle wurden ins Meer verklappt, Abwässer ungefiltert in die Flüsse geleitet und Bodenschätze in großem Stil gehoben. Bis die Erkenntnis reifte, dass das Wirtschaftswunder die Erde auslaugt, die Globalisierung soziale Ungerechtigkeiten hervorbringt und materieller Wohlstand zuhauf Arbeitslosigkeit, Armut und Elend erzeugt. Schwere Unfälle wie in Tschernobyl und Seveso sowie ein neuartiges Waldsterben führten vor Augen, dass die Beherrschbarkeit der Natur und der Technik enge Grenzen hat.
Um dieser Erkenntnis Rechnung zu tragen, verpflichtete sich die Weltgemeinschaft auf dem sogenannten „Erdgipfel von Rio“ 1992 in Rio de Janeiro unter dem Begriff „Nachhaltigkeit“ weltumfassend wirtschaftliche Interessen, soziale Bedürfnisse und umweltschützendes Handeln in Einklang zu bringen.
Trotz fester Verankerung der Nachhaltigkeit in der Politik klaffen Wunsch und Wirklichkeit in vielen Bereichen auseinander. So leitet die planetare Gesundheit unter Mikroplastik, der Temperaturanstieg hat immer drastischere Folgen und der hohe Einsatz von Kunstdünger hat erhebliche Auswirkungen auf die Lebensgrundlage Humus und Artenvielfalt.
Wolfgang Aull verwies klar darauf hin, dass ein Paradigmenwechsel notwendig ist, zu dem Bürger, Politik und Wirtschaft aufgefordert sind: weniger Konsum, Leben in Einklang mit der Natur, Einkauf regionaler, saisonaler Produkte.
Positive Unterstützung sieht der Referent: die zeitgenössische Kunst beschäftigt sich intensiv mit der Thematik, die Bewegung „fridays for future“ rüttelt auf, die Religion nimmt deutlich Stellung „Unseretwegen können bereits tausende Arten nicht mehr mit ihrer Existenz Gott verherrlichen, noch uns ihre Botschaft vermitteln. Dazu haben wir kein Recht“, schreibt Papst Franziskus in der „Enzyklika Laudatio Si - Über die Sorge für das gemeinsame Haus vom 15. Mai 2015“.
Was kann das Leben von mir erwarten? Mit dieser Schlüsselfrage ging es in die Diskussionsrunde. Und viele Möglichkeiten wurden aufgezählt: Kauf biologischer, fair gehandelter, möglichst regionaler und saisonaler Produkte, lange Produktnutzung, ehrenamtliches Engagement vor Ort.
Abschließend bedankte sich Harald Amon vom BN Ebern bei dem Referenten für den ausführlichen, informativen und engagierten Vortrag und blickte zurück auf die konstruktive, vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Abfallberater Aull, die sich über ein Viertel Jahrhundert hinwegzog und bis heute anhält. Er zeigte sich zuversichtlich, dass die Aufklärung Früchte tragen wird und es den Menschen gelingen kann, mit dem Kreislauf der Natur langfristig in Einklang zu leben.
Von: Harald Amon, 1. Vorsitzender, BUND Naturschutz Ebern