Bei einem tragischen Verkehrsunfall ist am Dienstagnachmittag am Schulzentrum in Haßfurt ein elfjähriges Mädchen gestorben. Die Schülerin ist laut Polizeipräsidium Unterfranken auf dem Gelände des Regiomontanus-Gymnasiums von einem Getränke-Laster erfasst worden, der rückwärts und in Schrittgeschwindigkeit auf das Schulgelände gefahren sein soll.
Derzeit ermittelt das Polizeipräsidium Unterfranken die Unfallursache. Die Untersuchungen könnten mehrere Wochen dauern, erklärt Pressesprecher Max Basser am Mittwoch auf Nachfrage der Redaktion. Auch Schülerinnen und Schüler wurden laut Basser Zeugen des Unglücks. Das Schulzentrum in Haßfurt bietet nun psychologische Betreuung für die Kinder, Lehrkräfte und Eltern an.
Mehrere Psychologen und Seelsorger sind vor Ort
Die Schule habe nach dem tödlichen Unfall am Dienstag sofort reagiert und das Kriseninterventionsteam kontaktiert, erklärt Maria Eirich, Schulleiterin des Regiomontanus-Gymnasiums Haßfurt, im Gespräch mit dieser Redaktion. Das Kriseninterventions- und Bewältigungsteam bayerischer Schulpsychologinnen und Schulpsychologen (KIBBS) sei bereits am Dienstag vor Ort gewesen und habe Hilfestellung und Gesprächsangebote für Schülerinnen, Schüler, Lehrkräfte und Eltern geleistet.
KIBBS ist ein staatliches Unterstützungsteam und kommt in Notfällen, Bedrohungsfällen und bei schwierigen Situationen an Schulen, um vor Ort zu unterstützen. Derzeit bieten neben KIBBS auch die psychosoziale Notfallseelsorge, das Interventionsteam der katholischen und evangelischen Kirche (KiS und Nosis), und die polizeiliche Betreuungsgruppe Gesprächsangebote am Gymnasium, der Realschule, der Mittel- und der Grundschule in Haßfurt an.
Kinder erhalten professionelle Hilfe
"Die Teams kümmern sich intensiv und sehr strukturiert um einzelne Schüler, um ganze Klassen, um Eltern und um Lehrer", sagt Eirich. "Wir sind nah dran an den Kindern, die Hilfe brauchen. Wir tauschen uns intensiv mit dem Kollegium aus, geben Tipps, wie die Lehrkräfte in den einzelnen Klassen mit der Situation umgehen können, wie Kinder professionelle Hilfe bekommen können."
Wie die Schülerinnen und Schüler mit der Situation zurechtkommen, sei ganz individuell, erläutert Christian Obermeier, Regionalkoordinator des KIBBS. "Wir versuchen auf die verschiedenen Hintergründe und Bedürfnisse der Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte einzugehen", erklärt er.
Gesprächsangebote im Klassenverband
Die Gesprächsangebote fänden im Klassenverband, in Kleingruppen und als Einzelgespräche mit den Kindern, Eltern und Lehrkräften statt. Für einige Kinder könne es stabilisierend wirken, mit dem Unterricht fortzufahren. Anderen helfe es beispielsweise, mit den Eltern oder mit vertrauten Personen zu sprechen oder Unterstützung durch die Psychologinnen, Psychologen und Betreuungskräfte zu bekommen.
Auch die Reaktionen der Kinder können sehr unterschiedlich ausfallen, so Obermeier. "Weinen, Sprachlosigkeit bis hin zum Lachen – das sind ganz normale Reaktionen auf so eine schlimme Nachricht." Obermeier rät Eltern, ihre Kinder nicht auszufragen, sondern die Buben und Mädchen von sich aus auf sie zukommen zu lassen. Und sie dann bei Aktivitäten zu unterstützen, die den Kindern guttun. Das könne Sport sein, Musik hören oder ein Treffen mit Freunden. Andere Kinder ziehen sich eher zurück, erklärt er.
Erinnerungsraum im Schulzentrum
Zusätzlich zu den Hilfsangeboten habe die Schule einen Erinnerungsraum für das verstorbene Mädchen eingerichtet, der ebenfalls betreut wird. "Dort können einzelne Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrkräfte mit ihren Klassen hineingehen", sagt Obermeier. Der Raum sei ein Ort, an dem die Kinder Abschied nehmen und ihre Trauer zum Ausdruck bringen können, beispielsweise in dem sie Bilder und Blumen niederlegen – und der dadurch auch bei der Bewältigung der Situation helfe.