
Neu ist die gute Nachricht nicht, die sich bereits seit Wochen in Breitbrunn und der Region verbreitet. Das Pächterpaar Tzetana Stefanou und Leonardos Spyron füllt künftig den Leerstand im ehemaligen "Weißen Bock", einem Gasthof in der Ortsmitte, mit Leben. Seit Mittwoch, 2. April, bewirten sie in ihrem griechisch-deutschen Restaurant "Poseidon" ihre Gäste.
Doch bis es dazu kommen konnte, war es ein langer Weg. Denn das "Poseidon" in Breitbrunn ist ein Beispiel dafür, wie mühsam es für Gemeinden im ländlichen Raum sein kann, die für sie so wichtige Gastronomie im Ort am Leben zu halten. Und es zeigt auch, dass sich die gemeinschaftlichen Anstrengungen von Kommunalpolitik und Zivilgesellschaft im Kampf gegen das Wirtshaussterben lohnen können.
Pächterpaar bringt reichlich Erfahrung mit
Stefanou und Spyron sind nicht neu im Geschäft. Sie bringen reichlich gastronomische Erfahrung mit nach Breitbrunn. Leonardos Spyron stammt aus Athen, der Hauptstadt Griechenlands. Seit zwölf Jahren lebt er in Deutschland, wo er in der Gastronomie in Rheinland-Pfalz, Eichstätt und Nürnberg tätig war. Tzetana Stefanou kommt aus Bulgarien.
Über Kontakte zu einer Brauerei sei er auf Breitbrunn aufmerksam geworden, erklärte Leonardos Spyron am Eröffnungstag. Die Räumlichkeiten der ehemaligen Gaststätte hätten ihm von Beginn an gefallen. "Außerdem ist auch Breitbrunn schön und ich liebe es, auf dem Dorf zu sein, weil es hier auch familiärer zugeht."
Neben griechischen auch fränkische Spezialitäten
Benannt ist das Restaurant nach "Poseidon", der nach der griechischen Mythologie der Gott des Meeres ist. Seine Gäste, sagte Leonardos Spyron, müssten aber nicht auf die deutsche oder fränkische Küche verzichten. So gebe es auch verschiedene Schnitzelarten, Schäufele oder Rouladen sowie am Sonntag frische Bratengerichte.

Gleichzeitig hob Spyron die leckeren Speisen der griechischen Küche hervor, die es in seinem Restaurant geben soll. Als Lieblingsgerichte nannte er etwa Moussaka, Gyros und Souflaki, aber auch Fischgerichte mit Calamari, Garnelen und Sardinen. Die Getränkekarte, so der Gastronom, biete eine vergleichbare Vielfalt.
Gebäude mit reichlich Tradition und Geschichte
Das neue griechisch-bulgarische Pächterpaar arbeitet künftig in einem Haus mit reichlich fränkischer Tradition. Einst beheimatete das Gebäude eine kleine Brauerei. Zudem gab es eine Schusterei und eine kleine Verkaufsstelle für Fleisch und Wurstwaren. Die Wirtschaft "Weißer Bock" war beliebt im Ort – und trotzdem musste sie schließen.

Nachdem der Gasthof aufgegeben wurde und mehrere Jahre leer gestanden war, entschied sich die Kommune 2021, das Gebäude zu kaufen. Doch bis es wieder das wurde, was es einst war, dauerte es noch. Zwischenzeitlich diente das Haus als Unterkunft für Geflüchtete und Obdachlose. Immer wieder bemühte sich die Gemeinde, einen Pächter zu finden, um wieder einen Treffpunkt im Ort zu haben, an dem die Menschen zusammenkommen. Lange ergab sich nichts.
Bürgermeisterin ist stolz auf Gemeinschaftsprojekt
Umso stolzer ist man im Ort nun, dass sich das geändert hat. "Ich freue mich sehr und habe lange dem Termin entgegengefiebert", erklärte die Bürgermeisterin von Breitbrunn, Ruth Frank, bei der feierlichen Wiedereröffnung.
Die Gemeinde hat für dieses Projekt viel investiert. In den vergangenen Monaten, so Frank, habe man die wichtigsten Sanierungsarbeiten durchgeführt, wobei man für die Sanitärarbeiten 39.000 Euro und für weitere Leistungen wie Elektro- oder Schreinerarbeiten 15.000 Euro ausgegeben habe. Besonderen Wert habe man darauf gelegt, dass die Gaststube in ihrem originalen Zustand erhalten werden konnte.

Aber auch Bürgerinnen und Bürger von Breitbrunn hätten zahlreiche Arbeitsstunden in das Gebäude gesteckt. Das "Team Lubber" etwa, eine 23-köpfige Gruppe, beteiligte sich bei der Instandsetzung der Gastwirtschaft. "Erst vor zwei Stunden hat der letzte Handwerker das Feld geräumt – eine Punktlandung", so die Bürgermeisterin bei der Eröffnung.
ALE unterstützt die Wiederbelebung des Gasthofs
Auch das "Amt für Ländliche Entwicklung" (ALE) war an der Wiederbelebung des ehemaligen Gasthofs beteiligt. Bei einem Workshop habe man die Priorität erarbeitet, das Gebäude wieder einer Nutzung zuführen zu wollen, so Frank: "Wir wollten wieder eine Wirtschaft aufmachen. Und wenn dies nicht mit einem Pächter gelingt, wollten wir das auch in Eigenregie angehen."

Jürgen Eisentraut, Leiter des ALE Unterfranken, betonte, dass solche Gemeinschaftsprojekte vor allem in Dörfern möglich seien. In der Stadt rufe man gleich nach der Kommune, hier hätten sich auch Bürger eingebracht, so Eisentraut. "Es ist toll, was ihr auf die Beine gestellt habt. Deswegen fördern wir auch die Beseitigung von Leerständen und dass die Dorfkerne erhalten bleiben." Dies sei wichtig für einen Ort und das Projekt in Breitbrunn beispielhaft für die Region: "Die Gemeinde ist mit dieser Aktion ein Mutmacher."