Was für ein Versprechen: Andreas Weimer, künstlerischer Leiter der Meisterkonzerte im Rügheimer Schüttbau, kündigt für die am 22. Oktober beginnende vierte Konzertsaison „Augenblicke einzigartiger musikalischer Intensität und Schönheit an“. Das nun also ist der selbst gewählte Maßstab, an dem sich die sechs Konzerte mit Ensembles der Bamberger Symphoniker und ihrer Freunde messen lassen müssen.
Dass es genug Fans klassischer Musik gibt, die sich persönlich von Weimers Versprechen überzeugen wollen, daran braucht der Orchesterpianist der Bamberger Symphoniker und Dozent an der Berufsfachschule für Musik in Sulzbach-Rosenberg nicht zweifeln: Schon im vergangenen Jahr erklärte er die Konzertreihe für etabliert – über 100 Abonnements und ein stets ausverkaufter, 180 Stühle zählender, Konzertsaal sprachen da ihre eigene Sprache. So konnte der künstlerische Leiter für die Saison 2016/17 die Zahl der Konzerte von fünf auf sechs erhöhen; und in Zukunft könnten es durchaus auch acht oder zehn Konzertabende werden. Zumal es dem Veranstalter, dem Verein Kultur e. V. (Hofheim) inzwischen gelungen ist, feste Partner, sprich Sponsoren, an Bord zu holen, darunter die Raiffeisen-Volksbank Haßberge, das Unternehmen Werksitz in Zeil oder die Bäckerei Höreder Beck in Oberhohenried.
„Für uns war es ganz wichtig, Partner aus der Region für die Region zu gewinnen“, erklärte Andreas Weimer dieser Tage im Gespräch mit dem Haßfurter Tagblatt: Wer im Heimatkreis Geld für Kunst oder Musik zur Verfügung stellt, hat begriffen, welchen Stellenwert ebendiese Kultur vor der eigenen Haustür hat – er drückt damit gleichermaßen seine Wertschätzung für die Kulturschaffenden wie für das kulturbeflissene Publikum aus. Seinen Hauptsponsoren stellt Kultur e. V. in der neuen Spielzeit erstmals Patenpakete zur Verfügung, wozu VIP-Karten zählen, die der jeweilige Sponsor dann an Freunde, Geschäftspartner oder Kunden verteilen kann. Die Stadt Hofheim übrigens und der Bezirk Unterfranken fördern die Kammerkonzertreihe im Schüttbau von Anbeginn an.
Wer einen Blick auf das Konzertprogramm wirft (siehe unten), das sich vom Oktober bis in den Juni hinein erstreckt, dem drängt sich unverzüglich eine Überschrift über die Konzertabende auf: „Mut zu Unbekanntem und Ungewöhnlichem.“ Der künstlerische Leiter hat Komponisten und Werke gewählt, die weit über die „klassischen (und bisweilen etwas überstrapazierten) Klassiker“ hinausgehen.
Das mag nicht für den Klavierabend mit der Japanerin Hisako Kawamura am 22. April gelten, die Beethovens berühmte Klaviersonaten „Pathetique“ und „Mondscheinsonate“ zu Gehör bringen wird.
Der Mut zum Außergewöhnlichen tritt aber auf jeden Fall am Konzertabend 27. Januar zutage – das einzige Konzert an einem Samstag übrigens, alle anderen Konzerte sind an einem Sonntag. Dann spielt das „Tschaikowski Trio“ nicht nur ein Werk von Antonin Dvoøák, sondern auch jeweils ein Klaviertrio von Enrique Granados und Hans Franke. Muss man schon ein ausgesprochener Musikliebhaber sein, um den Spanier Granados (1867-1916) zu kennen, so dürften selbst die meisten Experten bei Hans Franke die Stirn runzeln. Auch Andreas Weimer ist spät auf den 1882 in Leipzig geborenen und 1971 in Darmstadt verstorbenen Komponisten und Dirigenten gestoßen, „und so richtig viel weiß ich auch noch nicht über ihn“, räumte er im Gespräch mit der Redaktion ein.
Die Musik Frankes fasziniert ihn aber in jedem Fall. „Er wirkt ein wenig aus der Zeit gefallen“, meint Weimer, da Franke gegen die zeitgenössische Strömung komponiert habe, im Stile der Spätromantik, dabei aber absolut eigenständig. Ungeachtet seines geringen Bekanntheitsgrades gibt es einen Bezug des Musikers Hans Franke zur Region: Sein künstlerischer Nachlass, zu dem sechs Sinfonien, acht Messen und sechs Orchestersuiten zählen, wird von der Hans-Franke-Stiftung in Schweinfurt verwaltet. Beim Tschaikowski Trio greift der Pianist Andreas Weimar sogar selbst in die Tasten, begleitet vom Geiger Vladislav Popyalkovsky und dem Cellisten Indrek Leivategija.
Erstmals ist im Rahmen der Rügheimer Klassikreihe auch Gesang zu hören: Die Sopranistin Uta Mester eröffnet den Reigen der Konzerte am 22. Oktober mit Liedern und Arien von Schumann, Rossini, Liszt und Schubert. Begleitet wird sie dabei von Frank Sodemann, Kapellmeister am Theater Würzburg, sowie einem Streichquartett um Dagmar Puttkammer, erste Geigerin der Bamberger Symphoniker.
Zu den außergewöhnlichen Facetten der in Kürze anbrechenden Saison zählt der künstlerische Leiter das „Portraitkonzert Oboe und Englischhorn“ mit Zsófia Magyar, Solohornistin der Bamberger Symphoniker und Werken von Crusell, Mozart, Koechlin und Francaix. Wer noch nie etwas vom finnischen Komponisten und Klarinettisten Bernhard Crusell (1775-1838), dem Franzosen Charles Koechlin (1867-1950) und seinem Landsmann Jean Français (1912-1997) gehört hat, sollte sich trotzdem nicht abschrecken lassen, zumal Andreas Weimer höchstpersönlich vor jedem Konzert eine Einführung in das gibt, was die Zuhörer erwartet.„Die Werke, die wir ausgewählt haben, sind wirklich von großer Qualität und Schönheit“, hält Weimar die Messlatte unverändert hoch, was auch für die beiden verbleibenden Konzerte mit dem Duo Dauenhauer-Kuen am 3. Dezember und das Ensemble „Clarezza“ am 18. März gilt.
-> Alle Infos zu den Konzerten, Tickets und Eintrittspreisen finden sich im Internet unter www.meisterkonzerte-schuettbau.de;
-> Kartenvorverkauf auch beim Haßfurter Tagblatt, Brückenstraße 14, 97437 Haßfurt, Tel. 09521/1714.
Meisterkonzerte im Rügheimer Schüttbau: Das Programm der Saison 2017/2018
• Sonntag, 22. Oktober: 1. Konzert: Uta Mester – Lieder und Arien. Mitwirkende sind Uta Mester Sopran, Frank Sodemann, Klavier, Dagmar Puttkammer, Violine, Michaela Reichel-Sylva, Violine, Martin Timphus, Viola und Gernot Nutzenberger, Cello. Programm: R. Schumann, Frauenliebe und Leben; G. Rossini, Regata veneziana; F. Liszt, Loreley; F. Schubert Quartettsatz u. a.); Einführung im Foyer ist um 16.15 Uhr, Konzertbeginn um 17.00 Uhr.
• Sonntag, 3. Dezember: 2. Konzert: Duo Dauenhauer Kuen. Mitwirkende sind Anna Sophie Dauenhauer, Violine, und Lukas Maria Kuen, Klavier. Programm: Philippe Gaubert, Quatre Esquisses; E. Elgar, Sonate für Violine und Klavier e-Moll; C. Franck, Sonate für Violine und Klavier A-Dur. Einführung im Foyer ist um 16.15 Uhr, Konzertbeginn um 17.00 Uhr.
• Samstag, 27. Januar 2018:
3. Konzert: Tschaikowski Trio. Mitwirkende sind Andreas Weimer, Klavier, Vladislav Popyalkovsky, Violine und Indrek Leivategija, Violoncello. Programm: Enrique Granados, Klaviertrio C-Dur op. 50; Hans Franke, Klaviertrio Nr. 4 d-Moll op. 792; Antonin Dvoøák, Klaviertrio Nr. 4 „Dumky“-Trio. Einführung im Foyer ist um 16.15 Uhr, Konzertbeginn um 17.00 Uhr.
• Sonntag, 18. März 2018: 4. Konzert: Ensemble „Clarezza“. Mitwirkende sind Julia Müller-Bohn, Klarinette und Bassklarinette, Christoph Müller, Klarinette, Andrea Steinberg, Klarinette und Bassetthorn und Claudia Mendel, Klarinette und Es-Klarinette. Programm: Bach, Toccata und Fuge d-moll; Arnold Cooke, Concertante Quartet; Bizet/Sarasate, Carmen-Fantasie u. a. Einführung im Foyer ist um 16.15 Uhr, Konzertbeginn um 17.00 Uhr.
• Sonntag, 22. April 2018: 5. Konzert: Klavierabend Hisako Kawamura. Mitwirkende sind Hisako Kawamura, Klavier. Programm: Ludwig van Beethoven Klaviersonaten Es-Dur op. 7; c-Moll op. 13 (Pathétique), D-Dur op. 10 Nr. 3; cis-Moll op. 27 Nr. 2 (Mondscheinsonate). Einführung im Foyer ist um 16.15 Uhr, Konzertbeginn um 17.00 Uhr.
• Sonntag, 17. Juni 2018: 6. Konzert: Portraitkonzert oboe und Englischhorn. Mitwirkende sind Zsófia Magyar, Oboe, Oboe d'amore, Englischhorn, Quinten-Quartett: Michael Hamann, Violine, Quinten de Roos, Violine, Wolfram Hauser, Viola und Achim Melzer, Violoncello. Programm: B. Crusell, Divertimento für Oboe und Quartett; W. A. Mozart, Streichquartett B-Dur; C. Koechlin, Monodie für Oboe d'amore; J. Francaix, Quartett für Englischhorn und Streichtrio. Einführung im Foyer ist um 16.15 Uhr, Konzertbeginn um 17.00 Uhr.