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RÜGHEIM
Musikalische Erfolgsgeschichte mit Fortsetzungen
Fliegende Bögen: Meisterkonzert in Rügheim.
Foto: Sabine Meißner | Fliegende Bögen: Meisterkonzert in Rügheim.
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 |  aktualisiert: 30.10.2015 03:48 Uhr

Volles Haus, volles Programm, voller Genuss – so ließe sich in sechs Worten der Kammermusikabend mit sechs Streichern wiedergeben, die den ersten Abend der zweiten Meisterkonzerte-Saison gestalteten. Es spielten sechs Mitglieder des Orchesters „Bamberger Symphoniker – Bayerische Staatsphilharmonie“: Die stellvertretende Konzertmeisterin Myra Budagjan und Quinten de Roos (Violinen), Yumi Nishimura und Christof Kuen (Violen) sowie Lucie de Roos und Indrek Leivategija (Violoncelli).

Die Klasse der Künstler offenbart sich schon mit den ersten Takten. Das Streichsextett Nr. 2 G-Dur op. 36 von Johannes Brahms (1833 - 1897) erklingt elegant nuanciert. Diese Kunst der Mehrstimmigkeit ergibt bei Brahms ganz wundervolle harmonische Akkorde. Aufmerksame Zuhörer der vorausgegangenen Konzerteinführung durch den musikalischen Leiter Andreas Weimer erkennen wohl das Thema des Kopfsatzes. Quintsprünge über etliche Takte werden von Instrument zu Instrument gereicht, bis ein fulminantes Tutti einsetzt. Weimer erläuterte zuvor im Foyer: „Ein Thema wird immer anders arrangiert wiederholt, nie völlig gleich wiedergegeben und mit Achtelbewegungen wie eine Kette lieblicher Gedanken umrankt.

“ Diese „Kunst der entwickelten Variationen“ zeigt sich in Brahms' drittem Satz, dem melancholischen Poco Adagio. Das Finale beginnt in a-moll statt in G-Dur und endet schließlich in einer großen ausladenden Fuge, in kontrapunktischen Partien.

Sechs Musiker, sechs Instrumente, ein Klangkörper – so ließe sich das Ensemble in Kurzform charakterisieren. Ein klingender Körper, der aus sechs perfekt harmonisierenden Musikern besteht, die mit überbordender Leidenschaft und vollem körperlichen Einsatz ihre Kunst zelebrieren, so präsentiert sich dieses Bamberger Streichsextett in Rügheim.

Auch Pjotr Iljitsch Tschaikowski (1840 - 1893), dessen „Souvenir de Florence“ nach der Pause auf dem Programm steht, bieten sie mit einer reichen Palette an Ausdrucksvarianten dar. Der Russe hat das Sextett für Streicher in d-moll op. 70 nicht etwa in Florenz geschrieben, wie der Titel vermuten lässt, sondern als Huldigung an den St. Petersburger Kammermusikverein nach einem Aufenthalt in der toskanischen Kunststadt zu Papier gebracht. Ein Sonatensatz steht am Beginn, der flott und ohne Schnörkel erklingt, gefolgt von einem langsamen dreiteiligen Satz, den die Streicher eingangs feierlich, fast getragen, dann voller Einsatz mit fliegenden Bögen, interpretieren.

Es schließt sich eine zu Herzen gehende Melodie an, lieblich gestrichen und von faszinierenden Pizzicati der beiden Violen in Szene gesetzt, sowie ein Duett der Geige I mit dem Cello I.

Eine Meisterleistung der sechs Musiker, die mit Bravorufen honoriert und stehend beklatscht wird. Als Gegenleitung überreichten die Künstler „einen Strauss“, das Sextett für Streicher aus der Oper Capriccio, op. 85 von Richard Strauss.

Dass Formationen Bamberger Orchestermusiker Konzerte geben können und dafür bejubelt werden, steht wohl außer Frage. Aber dass sie den Saal im kleinen, keine 1000 Einwohner zählenden Ort mitten in den Haßbergen füllen würden, das war vor einem Jahr nicht sicher zu erwarten. Karin Renner sprach in Vertretung des Bezirkstagspräsidenten ein Grußwort und stellte fest, dass Begeisterung und Hingabe wohl die Motivation der Protagonisten seien und diesen Erfolg begründeten. Sie freue sich, den Schüttbau als Zentrum hochkarätiger Klassikkonzerte besuchen und unterstützen zu können. Weimer, der Erfinder und musikalische Leiter der Konzertreihe, dankte allen Helfern vor Ort und insbesondere Barabara Goschenhofer, der Leiterin des Kulturvereins, und begrüßte „Frau Herrmann als hundertste Abonnentin“.

Inge Herrmann komme eigentlich aus Dittelbrunn bei Schweinfurt und habe durch Freunde von dieser schönen Konzertreihe gehört, sagt sie auf Anfrage. „Ganz Rügheim ist zugeparkt“, freute sich Weimer. Es waren nicht nur HAS-Kennzeichen.

 
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