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ELTMANN
Musik und Musiker gleichermaßen schräg
Die vier Musiker zeigten ihr Talent und ihr musikalisches Können besonders auch mit ihrem „Instrumententausch“ (hier von links) Johannes Sens, Simon Schorndanner, Ralf Wieland und Maximilian Eder.
Foto: Günther Geiling | Die vier Musiker zeigten ihr Talent und ihr musikalisches Können besonders auch mit ihrem „Instrumententausch“ (hier von links) Johannes Sens, Simon Schorndanner, Ralf Wieland und Maximilian Eder.
Von unserem Mitarbeiter Günther Geiling
 |  aktualisiert: 15.12.2020 15:10 Uhr

Es war einmal etwas ganz anderes, etwas schräg nicht nur die Musik, sondern auch die Musiker, abwechslungsreich und sehr unterhaltsam. So und ähnlich beschrieben die nahezu 100 Zuhörer den lustigen Abend mit der „Volxmusikgruppe Gankino Circus“ in der Stadthalle von Eltmann, die mit ihrem Programm „Irrsinn und Idyll“ zu Gast war und die Stimmung im Saal immer wieder anheizte und dabei zum Mitmachen einlud.

Immer wieder kam der Hinweis der vier Musiker auf ihren Heimatort Dietenhofen in Mittelfranken ins Spiel und man bekam den Eindruck, dass dort eine ganz andere Dorfidylle herrscht. Die Kühe werden mit altfinnischen Liedern zu unendlicher Milchproduktion angeregt, die Feuerwehrkapelle besteht ausschließlich aus Schlagzeugern und der Bürgermeister war einst der gefährlichste Räuber der ganzen Gegend. Das Dorf bot auf jeden Fall genug Stoff für Schauermärchen und die Musiker zogen auch den Vergleich zu Eltmann, wo es ähnlich zugehe. „Auch hier lebt a Haufn alter Leut“, meinte Gitarrist Ralf Wieland, der immer wieder interessante Geschichten des „Gankino Circus“ zum Besten gab und dabei auf die seit fünf Generationen bestehende Straßenkapelle verwies. „Ja die Zeit vergeht so langsam, aber das Leben vergeht so schnell. Lasst es uns gut gehen, wir saufen bis zum Umfallen und fallen so schnell nicht um“, kam im ersten Lied so etwas wie ein Lebensmotto zum Ausdruck.

„Ihr in Eltmann habt heute großes Glück, dass nicht unsere Eltern hier wie vor 30 Jahren auf der Bühne stehen, wir sind nämlich viel besser“, strotzten sie vor Selbstbewusstsein schon bei ihren ersten Takten. Die vier etwas schräg wirkenden Typen – einer in Kniebundhose, einer mit Hut, Stock und Gamsbart, einer im Anzug mit greller Krawatte und einer mit einem grundzufriedenen Dauergrinsen – waren mit zahlreichen Instrumenten bewaffnet und zeigten ihre musikalische Leidenschaft bei jedem Stück. Dazwischen fabulierten sie zwischen Worten und Harmonien und zwischen Irrsinn und Idyll zu Hause.

Den Zuhörern war bald klar, dass ihnen hier kein gewöhnliches Konzert von vier Musikern geboten wurde. Die Band mit Sänger und Gitarrist Ralf Wieland, Johannes Sens am Schlagzeug, Maximilian Eder am Akkordeon und Xylophon sowie Simon Schorndauer (Saxophon, Klarinette und Gesang) bezog von Anfang an das Publikum mit ein und schon nach kurzer Zeit herrschte tolle Stimmung auf beiden Seiten.

Dazwischen kamen immer wieder amüsante Geschichten aus Dietenhofen und dem Rest der Welt wie die Reise in das ehemalige Oberschlesien von Tante Helene, die „eine Friteuse hatte, doppelt so groß wie eine Badewanne und deswegen ganze Schweine frittiert“. Die Geschichte ging dann über in das Lied „die schwarze Katz von Deutsch Rasselwitz“, die eine Verbindung zwischen schönen Mädchen und gutem Bier herstellte. Damit war man auch schon bei einer „Sexy Kerwa“, einem richtigen Ohrwurm für Franken.

Was die Musiker auf ihren Instrumenten boten, war allererste Klasse. Dies galt für die Gitarrensoli von Ralf Wieland genauso wie für die phantastischen Saxophon- und Klarinettenausflüge von Simon Schrondanner. Je länger der Abend dauerte, desto mehr liefen die vier Franken zu ihrer Höchstform auf und zeigten beim „Wer-Wolf“, dass sie ihre Instrumente auch durchtauschen können.

Nicht um einen Partnertausch ging es dann bei einer „wahren Begebenheit“ aus dem Ort, wo ein junger Mann von seiner Frau verdroschen wurde, weil er zu spät nach Hause kam. Hier forderten sie ein Zeichen gegen die häusliche Gewalt. Der Geschädigte landete dann zur Therapie beim katholischen Pfarrer, der ihn schon bei der ersten Sitzung gut verstand. „Simon, ich kann dich verstehen, weil ich auch schon ein ähnliches Problem mit meiner Haushälterin hatte.“ Die Kurztherapie uferte dann aus mit einem empfindsamen Ventil und einem Ausbruch der Emotionen an der Triangel, die am Schluss über die Bühne flog.

Maria Klein, zuständig für die Touristinfo im Ritz und diesen Kulturabend, fiel ein Stein vom Herzen. Sie freute sich über den guten Besuch. Auch die Besucher waren ganz begeistert und die Musiker kamen um entsprechende Zugaben nicht herum. „Ich fand die Musiker total cool. Das war auch eine ganz andere Musikrichtung und ich hatte schon lange nicht mehr so viel Spaß.“ Ähnlich erging es auch den Zuschauern und Zuhörern.

Wolfgang Tully, selbst begeisterter Musiker, stieß in die gleiche Richtung. „Die Musik, die sie machen, ist einmalig. Sie haben dabei einen eigenen Stil gezaubert. Das war nicht laienhaft, sondern war spitzenmäßig und musikalisch profihaft. Sie traten dabei auch nicht als Volksmusiker auf, sondern mit eigenem Sound und eigenem Stil.“ Auch die Ausflüge in die „Dorfidylle“ gefielen Wolfgang Tully: „Das war echt fränkisch wie mit dem Lied vom ,Gerchla', aber auch die Erzählungen aus dem Dorf waren erfrischend anzuhören und habe ich auf diese Weise noch nie gehört.“

Ralf Wieland, Gitarrist und Erzähler, mit Saxophonist Simon Schrondanner (rechts).
Foto: Günther Geiling | Ralf Wieland, Gitarrist und Erzähler, mit Saxophonist Simon Schrondanner (rechts).
 
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