Nach dem Rätselraten um das Steingesicht in den Haßbergen lichtete sich am Donnerstag bei einer ersten offiziellen Pressekonferenz das Dunkel. Seitdem ist klar: Der Präsident von „Die Tribute von Panem“ wurde nicht nur auf der Leinwand, sondern auch in Franken gestürzt.
Dass sich Hollywood in Bamberg meldet, das kommt nicht täglich vor. Dementsprechend skeptisch reagierte im ersten Augenblick Martin Graser, Geschäftsführer des Bamberger Natursteinwerks. Im September fragte ein Filmunternehmen bei den ihm an, ob er sich vorstellen könnte, für ein Filmprojekt etwas ähnliches wie Mount Rushmore zu erschaffen.
Also ein Monumentalrelief einer berühmten Person, ein gigantisches Stein-Kunstwerk vergleichbar mit den bekannten Präsidentenköpfen in den USA. In diesem Fall zwar nicht das Porträt eines echten Präsidenten, aber immerhin eines Film-Herrschers: das Gesicht von Präsident Snow aus der Film-Saga „Die Tribute von Panem“.
Eins war Graser sofort klar, als er begriffen hatte, dass der Auftrag ernst gemeint war: „Man braucht dafür Leute, die Feuer und Flamme sind.“ Und jemanden, „der verrückt genug ist, so einen Auftrag anzunehmen“, schmunzelt Graser. Den hatte immerhin auch das Filmstudio bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht gefunden.
Graser holte das Bildhauer-Paar Steff Bauer und Sören Ernst aus Schweinfurt mit ins Boot. Während Steff Bauer und Sören Ernst bis zu diesem Zeitpunkt noch keine „Die Tribute von Panem“-Gucker waren, kannten die Künstler dafür die Haßberge und den Breitbrunner Steinbruch ganz gut. „Für Sören und mich haben die Haßberge und die Gegend um Breitbrunn schon etwas Mystisches“, sagt Steff Bauer.
Auch ansonsten stimmten die Rahmenbedingungen – abgesehen von Nieselregen und einigen trüben Herbsttagen: Der helle Mainsandstein lässt sich leichter verarbeiten als zum Beispiel Granit, erklären die beiden. Nur so konnte in diesem „extrem sportlichen“ Tempo, wie Graser findet, das Gesicht von Schauspieler Donald Sutherland gemeißelt werden.
Ganz am Anfang waren auf der Steinwand nur blaue Kritzeleien, eine erste Skalierung von Sutherlands Gesichtszügen, zu sehen, danach haben Bauer und Ernst in fünf Wochen amFeinschliff der Konturen gearbeitet.
„Beim Porträt geht es auch darum, dass man den Charakter trifft“, erklärt die Bildhauerin. Also sind sie und ihr Lebenspartner mit dem Bild von Sutherland vor Augen eingeschlafen und auch wieder aufgewacht.
Dass der Auftrag unterm Deckmantel der Verschwiegenheit ablaufen sollte, war nicht von Anfang an klar. Die Bremse hat das Filmunternehmen erst getreten, als die Gesichtszüge erkennbar wurden. Der Künstlerin Steff Bauer tut das im Nachhinein ein bisschen leid, aber es galt, den Auftrag zu erfüllen: eine Werbeaktion für den Filmstart des Finales von „Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 2“ mitgestalten.
Seit Mittwoch können Fans den Präsidenten via Mausklick stürzen. Noch fehlen etwas über 60 Prozent bis der ganze Steinbruch-Hokuspokus endgültig gelüftet ist. Wenigstens ist mittlerweile bewiesen, dass Franken – die Haßberge – eine besondere Rolle beim Finale von „Die Tribute von Panem“ spielen.