
Wenn in Happertshausen eine durchzechte Nacht mit einer Leiche im Hühnerstall endet, dann ruft das nicht die Mordkommission auf den Plan. Dann reißt der „Mord im Hühnerstall“ vielmehr die Menschen vor Lachen von den Stühlen. Liebestolle Junggesellen, deren naiv-liebenswerte Schwestern, raffinierte weibliche Feriengäste und mehr oder weniger schlaue Polizisten und Kommissare bevölkern in dieser Theatersaison im DJK-Heim die Bühne. Unter der Regie des erfahrenen Robert Krug zünden die Darsteller in dem Dreiakter von Regina Rösch ein Feuerwerk an Gags und Spielwitz. Das Publikum antwortet mit vielen Lachsalven und reichlich Szenenapplaus.
Das „Verbrechen“ spielt auf einer perfekt ausgestatteten Bühne: Efeuberankte Wände, ein alter Hühnerstall, in dessen Fenster immer wieder der krähende Hahn Oskar auftaucht, und als Hintergrundkulisse ein Riesenfoto vom Happertshäuser Kirchplatz erzeugen die Illusion eines Hinterhofes mitten im Ort.
Glücksgriffe für das Ensemble
Die unverheiratete Lisbeth versorgt ihren ebenfalls ledigen Bruder Alfons und betreibt eine kleine Familienpension. In den Rollen des Geschwisterpaares brillieren die beiden Ausnahmetalente der Happertshäuser Theatergruppe. Wolfgang Hepp geht in der Paraderolle des bis zur Erschöpfung schuftenden Finanzbeamten auf. Seine Schwester Lisbeth hat er mit der Drohung, ihrem geliebten Hahn Oskar den Garaus zu machen, fest im Griff. Hepp macht jede Pointe zu einem humorvollen Ereignis. Mit ausdrucksstarker Mimik spielt er gekonnt mit dem Publikum. Ebenso wie Hepp ist Manuela Handke ein Glücksfall – sowohl für die Happertshäuser Theaterleute, als auch für das Publikum. Ihr Gesicht spricht Bände. Sie wütet, jammert, palavert, schwärmt und flirtet, dass es eine wahre Pracht ist.
Zwei weibliche Feriengäste bringen bei Alfons und seinem besten Freund Karl-Josef die Hormone in Wallung. Marco Schmitt balzt als Junggeselle Karl-Josef mit seinem Freund Alfons um die Wette und läuft nach reichlich Alkoholkonsum zur Höchstform auf. Zum Brüllen komisch die Szene, als die beiden Schürzenjäger mittels Flaschendrehen einen Kuss von ihren Flammen ergattern wollen. Klar, dass die Flasche vorher geleert werden muss. „So gut hat das noch nie geklappt“, kommentiert Hepp begeistert, als sich der Korken mit lautem Knall löst und auch das Publikum in den Genuss von Sekt kommt – als Dusche versteht sich.
Scharf auf die Moneten
Die beiden Objekte der Begierde, die schöne Agathe und die noch schönere Sabine, haben es faustdick hinter den Ohren. Nicht die amouröse Zweisamkeit mit den beiden „Ladenhütern“ ist ihr Ziel, sondern deren Geld. Verführerisch wickeln Michaela Back als Agathe und Nina Schneider als Sabine die beiden liebestollen Herren um den Finger und ziehen ihnen mit List und Tücke das Geld aus der Tasche. Die beiden Möchtegern-Casanovas gingen blindlings den beiden Damen auf den Leim, würde nicht Sophie, die ledige Schwester Karl-Josefs, den Braten riechen. Andrea Schneider geht mit Hingabe in der Rolle der unbedarften Sophie auf. Schlagfertig, mit trockenem Humor, sagt sie gerade heraus, was sie denkt.
Als Alfons und Karl-Josef endlich mit den beiden Grazien ausgehen, legen sich Lisbeth und Sophie auf die Lauer, um das Schlimmste zu verhindern. Löst schon ihre Tarnung als Tannenbäumchen Lachanfälle aus, bleibt in der folgenden Szene kein Auge mehr trocken. Nach heftigen Turbulenzen bleibt im Hühnerstall eine Leiche zurück. Doch wer ist der Mörder? Und wohin mit der Leiche?
Wohin mit der Leiche?
Das Chaos perfekt machen die Kommissare Derrick und Klein, bestens besetzt mit Stefan Krug und Phillip Schneider. Letzterer meisterte ebenso wie Neuzugang Nina Schneider seinen Einstieg in die Happertshäuser Theatergruppe mit Bravour.
Nun sehen Lisbeth und Sophie ihre letzte Chance an einen Mann zu kommen, und versuchen die beiden als Radler getarnten Kriminaler zu betören – was das Publikum allerdings wesentlich mehr begeistert, als die beiden Herren. Die verfolgen unerbittlich die Blutspur vor dem Hühnerstall, tatkräftig unterstützt vom Dorfpolizisten Leo Schnapper. Genial markiert Manfred Krug den fachkundigen und äußerst trinkfreudigen „Bullen von Happertshausen“. Szenenapplaus ist seinen Auftritten gewiss. Die Spannung wächst, der Kreis der Verdächtigen wird von Minute zu Minute größer. Für zusätzliche Verwirrung sorgt das Auftauchen von Alfons' Zwillingsbruder Max (ebenfalls Wolfgang Hepp).
Lange anhaltender Schlussbeifall und begeisterte Bravorufe bescheinigen den Akteuren, dass ihr Spiel dem Publikum einen Mordsspaß bereitet hatte.
Wer dem Hühnerstallmörder noch auf die Spur kommen will, kann dies tun in den Vorstellungen am Freitag, 18. Januar und Samstag, 19. Januar, (Beginn jeweils 19 Uhr) oder am Sonntag, 20. Januar, ab 14 Uhr. Karten gibt es noch bei Siggi Hepp unter Tel. (0 95 23) 76 58.