Das Ortsjubiläum „1000 Jahre Kirchaich“ soll nach dem Willen des Ortskulturrings mit besonderen Veranstaltungen möglichst lange nachhallen. Nach dem Pflanzen der „Jubiläumseiche“ wird nun am Sonntag, 16. April, der „Aicher Moggl-Weg“ eröffnet. Mit ihm taucht man ein in eine Zeitreise durch die Ortschaft, vorbei an neun geschichtsträchtigen Punkten, an denen man viel über das Wirken, Tun und das Leben der Bürger in den letzten Jahrhunderten erfahren kann.
Der „Ortskulturring Kirchaich“ lädt zu dieser Veranstaltung ein, bei der man in verschiedenen Rundgängen mit einer bildlichen Darstellung und textlichen Erläuterung viele Informationen über die einstigen Eckpfeiler des idyllischen Dorfes erfahren kann. Der kurzweilige Rundgang führt mit 2,6 km an der Aicher Seenlandschaft vorbei, durch Nützelsbach bis hin zur „Kotzmühle“. Zurück in Kirchaich erreicht man in der großen Runde mit 4,4 km interessante Punkte aus der Ortsgeschichte.
Die Einweihung und Segnung des neuen „Aicher Moggl-Weges“ beginnt um 13 Uhr mit der Segnung durch Pfarrer Ewald Thoma, die durch die Blaskapelle Kirchaich musikalisch umrahmt wird. Anschließend um 13.30 Uhr ist Festbetrieb am Dorfbrunnen mit Kaffee und Kuchen, Grillspezialitäten und dem beliebten „Moggl-Bier“.
Tränkstein für das durstige Vieh
Der Dorfbrunnen am „Brunnenberg“ ist ein markanter Ausgangspunkt, denn bis zur Fertigstellung der zentralen Wasserversorgung in den 1950er Jahren versorgte dieser Laufbrunnen einen Großteil der Kirchaicher Bevölkerung mit Trinkwasser. Eine Leitung führte das Wasser einer Quelle aus dem 100 Meter entfernten Kaulberg zu. In Butten, die 30 bis 50 Liter fassten, trugen die Bürger das Wasser auf dem Rücken nach Haus. Für das durstige Vieh war der Tränkstein stets gut gefüllt.
Auf Hinweistafeln liest man solche interessanten Informationen und hier auch eine alte Aicher Weisheit. „Wer einmal von gutem guten Aicher Wasser getrunken hat, der geht nimmer fort!“ An jeder Station bezieht auch das Kirchaicher Maskottchen „Moggelino“ die Kinder und Jugendlichen mit ein und meint: „Für uns ist es selbstverständlich, den Wasserhahn aufzudrehen und jederzeit frisches Wasser zu haben. Früher war das mit harter Arbeit verbunden. Stell dir vor, du müsstest mit einem Eimer so lange Wasser aus der Aurach holen, bis die Wanne zum Baden voll ist.“
Dorfmühle 1450 zum ersten Mal urkundlich erwähnt
Auch die „Eicher Dorfmühle“ wird in Gedanken wieder zum Leben erweckt, die bereits 1450 urkundlich als Besitz des St. Jakob-Stiftes in Bamberg erwähnt wird. Der Mühlenbetrieb wurde hauptsächlich über einen künstlich angelegten Mühlbach mit Wasser aus der Aurach versorgt. Bereits im Jahre 1859 werden drei oberschlächtige Wasserräder beschrieben, von denen zwei je einen Mahlgang und das dritte eine Schneidemühle antrieben. Nach einem Umbau im letzten Jahrhundert gab es Qualitätsprobleme mit dem Mahlergebnis, so dass der letzte Müller Reinhard den Betrieb 1933 einstellen musste.
Wer weiß heute schon noch etwas von einer Gemeindewaage? Um die schwere Zeit nach dem 1. Weltkrieg zu überbrücken, wurde in Kirchaich im Jahre 1919 der zehn Tagwerk große Gemeindewald abgeholzt. Mit dem Erlös konnten nötige Reparaturen am Gemeindehaus und Schulhaus durchgeführt sowie eine Gemeindewaage und eine Kirchturmuhr (1921) angeschafft werden. Nun ist nur noch die Hinweistafel an dem Platz zu sehen, wo die Bauern früher ihre Erzeugnisse oder das Großvieh wiegen lassen konnten.
Ursprünglich spätromanische Wehrkirchenanlage
Eine Station muss zwangsläufig die „alte Kirche“ sein, die unter Denkmalschutz steht, in ihren Anfängen auf eine spätromanische Wehrkirchenanlage aus der Zeit um 1300 zurückgeht und damit zu den ältesten Kirchen im Steigerwald zählt. Meterdicke Chormauern und schießschartenartige Fensteröffnungen weisen heute noch auf die einstige Flucht- und Schutzfunktion hin.
1967 wird die Erweiterung der neuen Kirche angebaut und eingeweiht, nachdem die alte zu klein geworden war. Und Maskottchen „Moggelino“ erklärt das so: „Wusstest du, dass die Aicher Kirche etwas ganz Besonderes ist? Wo sucht man sonst, außer in Rom, zwei Kirchen in einer? Die neue Kirche wurde einfach über die alte gestülpt. Eine Kirchenkapuze, hi, hi!“
In der Nähe findet man die Hinweistafel auf die „Alte Schule“ aus dem Jahre 1882, die heute als „Bürgerhaus St. Ägidius“ umgewidmet ist. Selbst „Weinanbau“ im Mittelalter gab es in Kirchaich und der war namensgebend für die Flur „Weinberge“. Man erfährt auf dem „Moggl-Weg“ außerdem viel über die „Mogglburg“, heute am Schafberg 2, den Dreschplatz oder die „Kotzmühle“, die der letzte Müller Georg Gräb 1982 wegen Unrentabilität stilllegte.
Der „Mooglweg“ bietet somit viele Zeugnisse aus der Vergangenheit und stellt eine lebendige Chronik dar. Als besonderes Zeichen wird außerdem ein Findling als "Jubiläumsstein“ gesetzt, der noch in 1000 Jahren an dieses besondere Dorffest erinnern soll.