Die Gemeinde Aidhausen war im Jahr 2017 eine der ersten Kommunen im Landkreis Haßberge, die für elektrisch betriebene Autos eine öffentliche Ladestation in Betrieb nahm. Der Energieversorger Bayernwerk errichtete im Auftrag der Kommune damals am Dorfplatz in Aidhausen vor dem Rathaus die Ladesäule für E-Autos.
Spende: Erst ein, dann zwei E-Bikes für Gemeinde
Am Samstag nun hatte die Gemeinde einen Mobilitätstag organisiert. Dabei ging es darum, das Allianzprojekt der Mitfahrerbänke und den Busservice der Gemeinde vorzustellen. Bei dieser Gelegenheit überreichte das Bayernwerk ferner der Gemeinde ein E-Bike im Wert von rund 1700 Euro als Spende. Günter Jira, Kommunalbetreuer der Bayernwerk Netz GmbH, übergab das Elektrofahrrad an Bürgermeister Dieter Möhring.
„Wir wollen damit in Kommunen umweltschonende Mobilität fördern und Lust machen aufs Fahrrad“, meinte Jira. Die Spende sei auch ein Dankeschön des Netzbetreibers, da sich die Kommune als Vorreiter im Versorgungsgebiet seinerzeit zutraute, eine öffentliche Ladestation für Elektroautos zu errichten.
„E-Bikes sind eine emissionsfreie, sportliche und vor allem trendige Alternative zum Auto, zumindest auf kürzere Distanzen, und das nicht nur im innerörtlichen Bereich. In Aidhausen könnte das E-Bike künftig für Dienstfahrten im Ort genutzt werden“, meint Günter Jira. Der zuschaltbare Elektroantrieb verleiht der Muskelkraft einen zusätzlichen Schub und hilft vor allem dabei, in der hügeligen Landschaft steile Anstiege zu überwinden, so die erste Erfahrung von Möhring. Bei dieser Gelegenheit sagte Christian Wittmann (Friesenhausen) vom Verein „Besser gemeinsam Leben – Haßberge e. V.“ ebenfalls die Spende eines E-Bikes zu. Der gemeinnützige Verein hat verfügt mit einem Renault Zoe auch über ein Elektroauto.
Wer will, kann Rad und Auto ausprobieren
Für Bürgermeister Möhring sind die beiden E-Bike-Spenden Ansporn und Verpflichtung zugleich. Möhring regte die Möglichkeit an, die E-Bikes an Interessierte zu verleihen. Damit könnten Bürger, die sich mit dem Gedanken tragen, beim Fahrrad auf E-Mobilität umzusteigen, schon mal im Voraus Erfahrungen sammeln. Auf jeden Fall, so der Gemeindechef, „werden wir es intensiv nutzen, denn jeder Kilometer strampeln entlastet die Umwelt und fördert die Gesundheit“. Auch könnten in der kommenden Woche die Bürger mit dem Renault Zoe ein E-Auto ausprobieren, das Bayernwerk habe es der Gemeinde für eine Woche Probebetrieb zur Verfügung gestellt.
Was vor zwei Jahren nicht für möglich gehalten wurde, ist die starke Zunahme an Autos, die die Ladesäule in Aidhausen nutzen können. So fährt zum Beispiel Gemeinderat Matthias Wolf schon seit drei Jahren ein E-Auto (Renault-ZOE) und ist begeistert. Auf seinem Carport hat er eine 11-Kilowatt-Fotovoltaikanlage installiert, mit der er sein Fahrzeug mit Strom versorgen kann. Mit Hilfe einer zusätzlichen Netzversorgung mit 3x16 Ampere Schnellladeleistung kann er den Akku seines Autos in zwei Stunden aufladen. Als Berufspendler nach Schweinfurt hat Wolf in den vergangenen drei Jahren über 70 000 Kilometer mit dem Zoe zurückgelegt, mit umgerechnet 88 Pferdestärken.
Im Winter deutlich weniger weit
Auch Ratskollege Klaus Schirmer ist seit Jahresanfang stolzer Besitzer eines E-Autos; bei ihm ist es ein VW Golf. Seine Fahrzeugbatterie hat eine Leistung von 36 Kilowatt mit einer achtjährigen Garantie oder bis 160 000 Kilometer Fahrleistung. Über die Fotovoltaikanlage seiner Doppelgarage ist das Fahrzeug in rund vier Stunden „aufgetankt“. Die Reichweite wird nach Firmenangaben im Sommer mit rund 200 Kilometer angegeben, ebenfalls rund ein Drittel weniger sind es in den Wintermonaten. Für die verschiedenen Arten der „Strombetankung“ hat Schirmer ab Werk drei unterschiedliche Adapteranschlusskabel im Kofferraum liegen und ist so für alle möglichen Stromladestationen gerüstet. Am günstigsten tankt er Strom vom Garagendach, umgerechnet auf 100 Kilometer betragen die Stromkosten 1,80 Euro, vom Hausstromnetz aus sind es 4,05 Euro.
Neben der Befreiung von der Kraftfahrsteuer auf zehn Jahre war vor allem die Entlastung der Umwelt von Abgasen und Feinstäuben ein Kaufargument für Matthias Wolf. Und bei Klaus Schirmer auch die Prämie für das Verschrotten seines alten Diesels. Wie beide E-Autobesitzer betonen, müsse man dazu auch noch rechnen, dass E-Auto-Besitzern die die üblichen Werkstattkosten mit dem Wechsel von Öl, Filtern oder Zündkerzen und sonstige Wartungsarbeiten erspart bleiben.
Eine App zeigt die nächstgelegenen Ladestationen
Im Sommer hat Wolf mit dem Golf eine Reichweite von rund 150 Kilometer, im Winter, bedingt vor allem durch die Nutzung der Heizung, ein gutes Drittel weniger. Für seine werktägliche Fahrstrecke nach Schweinfurt und zurück ist das kein Problem. Längere Fahrstrecken muss er aber genau planen. Dabei helfen Apps aus dem Internet, die bei der Streckenplanung die aktuellen Standorte von Ladesäulen angeben. Klaus Schirmer fuhr zuletzt in den Winterurlaub in den bayrischen Wald. In Erlangen legte er eine Pause ein und nutzte das kostenlose Angebot einer Supermarkt-Kette, um seine Batterie an der Schnellladestation mit bis zu 80 Prozent aufzuladen. Die nächste Stromtankstelle nutzte er im BMW-Werk in Regensburg.
Da in nächster Zeit die Anzahl der Ladestationen für E-Autos zunimmt, werden längere Fahrten im Bundesgebiet in der Zukunft leichter planbar. Einziges Manko sei eben, so sind sich beide E-Autobesitzer einig, zum „Nachtanken“ mit Strom müsse man längere Wartepausen einplanen.