"Gemeinwohlökonomie" und "Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD)" – nur zwei Begriffe, mit denen Unternehmen immer häufiger konfrontiert sind und mit denen sie sich auseinandersetzen sollten. Denn CSRD ist eine EU-Richtlinie zur Unternehmens-Nachhaltigkeitsberichterstattung. So heißt es in einer Pressemitteilung des Landratsamts Haßberge, der auch folgende Informationen entnommen sind.
Betroffen sind zunächst Kapitalgesellschaften und Personenhandelsgesellschaften mit ausschließlich haftungsbeschränkten Gesellschaftern. Kleinstunternehmen sind vom Anwendungsbereich ausgenommen. Allerdings werden auch sie nicht umher kommen, sich mit der Thematik näher zu beschäftigen. Denn sie könnten als Zulieferer für berichtspflichtige Betriebe aufgefordert werden, ihre eigene CSRD mit abzugeben, um damit in der CSRD des Abnehmers einzufließen. Diese CSRD ist als Lagebericht Teil der Handels- und/oder Steuerbilanz und beschreibt in Worten, welche Initiativen und Maßnahmen das Unternehmen ergreift, um etwa ressourceneffizient und umweltschonend zu produzieren oder um sicherzustellen, dass Vorprodukte nicht durch Kinderarbeit entstanden sind.
Im Landkreis Haßberge beschäftigt sich seit geraumer Zeit das in Hofheim ansässige Unternehmen ESN Deutsche Tischtennis Technologie intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit. Momentan plant ESN, seinen CO2-Fingerabdruck weiter zu verbessern, indem Mitarbeiter dazu animiert werden, Fahrgemeinschaften zu bilden. Diese Fahrgemeinschaften beschränken sich jedoch nicht auf die tägliche Pendlerfahrt vom Wohnort zum Werkstor von ESN, sondern sollen zwischen möglichst vielen Werkstoren in Hofheim oder Königsberg Station machen. Im Idealfall nutzen künftig alle personal- oder pendlerintensiven Betriebe im und außerhalb des Landkreises die App, um hierüber betriebsübergreifend Fahrgemeinschaften zu bilden und die damit erreichte CO2-Einsparung in der Klimabilanz der Unternehmen abbilden zu können.
Landkreis will bis 2030 klimaneutral werden
Der Landkreis Haßberge selbst ist nicht CSRD-berichtspflichtig. Dennoch hat auch er sich das Ziel ausgegeben, bis 2030 bilanziell klimaneutral zu werden. Landrat Wilhelm Schneider sieht in dieser Pendler-App durchaus einen sinnvollen Ansatz, diesem Ziel auch im Mobilitätssektor näherzukommen. Bei über 400 Beschäftigten in der Verwaltung und den Fachbereichen scheint durchaus Potenzial vorhanden zu sein, dass der erneute Anlauf, eine "Mitfahr-App" mit echtem Nutzen und ausreichenden Fahrangeboten zu etablieren, dieses Mal gelingen kann.
Die gängigen, bisherigen Mitfahr-Angebote (wie etwa MiFaZ) sind eher dazu geeignet, Fahrgelegenheiten von München nach Würzburg zu organisieren. Für die typischen Berufsverkehre, im ländlichen Raum sind diese Angebote jedoch meist ungeeignet. Einen positiven Schub für das Projekt "uRyde" erhoffen sich die Verantwortlichen von ESN und im Landratsamt nun dadurch, dass auch die Nachbarregionen Kitzingen, Schweinfurt und Würzburg Interesse an "uRyde" gezeigt haben. Die Wahrscheinlichkeit, dass einige von den weit über 55.000 täglichen Pendlerbewegungen alleine innerhalb des Landkreises sich über eine App reduzieren lassen, nimmt mit dem überregionalen Fahrangebot entsprechend zu.
Um möglichst viele personalintensive Arbeitgeber über die Idee und das Projekt zu informieren, lädt der Fachbereich Kreisentwicklung am Landratsamt alle Interessierten zu einer rund zweistündigen Informationsveranstaltung am 21. August, 16 Uhr, in das Landratsamt ein.
Die Anmeldung ist unter anmeldung.wirtschaftsraum-hassberge.de oder über den Veranstaltungskalender auf der Internetseite www.wirtschaftsraum-hassberge.de möglich.