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Bamberg
Mit Volldampf in die Katastrophe?
Ein Beispiel von schwarzem Humor mit einer ernsten Botschaft: Karikatur von Annika Frank.
Foto: Marion Krüger-Hundrup | Ein Beispiel von schwarzem Humor mit einer ernsten Botschaft: Karikatur von Annika Frank.
Bearbeitet von Marion Krüger-Hundrup
 |  aktualisiert: 19.11.2021 02:23 Uhr

Der Typ da, ganz in weiße Klamotten gekleidet, der einen Kühlturm bestiegen hat, ist nicht irgendwer. Kein Geringerer als Papst Franziskus entfaltet hoch oben ein Banner: "Schöpfung bewahren!" steht darauf. Zwei Worte, die seine programmatische Umweltenzyklika "Laudato si" kurz zusammenfassen.

Natürlich klettert der betagte Pontifex im wahren Leben nicht wirklich auf Kraftwerken herum. Doch Karikaturist Thomas Plaßmann stellt auf zugespitzte Weise dar, was die Menschheit außer Corona derzeit umtreibt; oder besser gesagt umtreiben sollte: nämlich die Umwelt- und Klimakrise.

Inoffizielle Eröffnung der Karikaturenausstellung (von links): OB Andreas Starke, Xaver Frauenknecht, Professor Gerhard Seitz und Erzbischof Ludwig Schick.
Foto: Marion Krüger-Hundrup | Inoffizielle Eröffnung der Karikaturenausstellung (von links): OB Andreas Starke, Xaver Frauenknecht, Professor Gerhard Seitz und Erzbischof Ludwig Schick.

Diesem Thema haben sich Karikaturisten aus Ost- und Westeuropa gestellt. Sie folgten damit einem Aufruf des Erzbistums Bamberg anlässlich der Renovabis-Pfingstaktion 2021. Thema war in diesem Jahr die christliche Verantwortung für die Schöpfung. Rund 3000 Beiträge wurden von den Künstlerinnen und Künstlern eingeschickt. Eine Jury wählte am Ende 77 Karikaturen aus 18 Ländern aus, die unter dem Titel "Mit Volldampf in die Katastrophe?" als Wanderausstellung auf die Reise gehen.

In Umweltfragen noch ein deutlicher Nachholbedarf in Osteuropa

Jetzt ist die Schau im Bamberger Klinikum am Bruderwald angekommen und wurde von Oberbürgermeister Andreas Starke, Erzbischof Ludwig Schick, dem kunstsinnigen Pathologen der Sozialstiftung, Professor Gerhard Seitz und geschäftsführendem Stiftungsvorstand Xaver Frauenknecht eröffnet. Allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit, denn die dramatische Entwicklung der Corona-Pandemie hat zu einem weitgehenden Besuchsverbot im Klinikum geführt.

Derzeit können also weitgehend lediglich Patienten und Angestellte des Klinikums einen Blick auf die Zeichnungen werfen, die wirtschaftliche und gesellschaftliche Unterschiede in West und Ost wiederspiegeln: "Es gibt in Umweltfragen noch einen deutlichen Nachholbedarf in Osteuropa, das Bewusstsein für die Bewahrung der Schöpfung ist noch nicht so da", sagte etwa Erzbischof Schick, Schirmherr der Ausstellung,  bei der inoffiziellen Eröffnung. So sei es ein zusätzliches Verdienst dieser Ausstellung, dass sie die unterschiedlichen wirtschaftlichen Realitäten und gesellschaftlichen Prägungen in Ost und West belege.

77 Karikaturen zeigen, welche Verantwortung der Mensch für die Umwelt trägt

Verschiedene Wahrnehmungen und Ausdrucksformen ergeben eine facettenreiche Zusammenstellung. So werden auf bisher unbekannte Weise Schlaglichter auf Umwelt- und Klimaherausforderungen im Osten Europas gelenkt. Viele Wunden sind dort offen: Die anhaltende Strahlenverseuchung in Belarus und der Ukraine durch die Nuklearkatastrophe vor 35 Jahren in Tschernobyl, die hohe Luftverschmutzung in Polens Kohlerevieren oder die Mülldeponien in Albanien.

Die 77 Karikaturen, die insgesamt einen Strauß bunter Ideen offerieren, wollen auf ihre Art unterstreichen, wie wichtig die Schöpfung ist und welche Verantwortung der Mensch für die Umwelt trägt: "Die Bilder bringen viele Fragestellungen auf den Punkt, die uns in der Politik beschäftigen, und sie vermitteln Denkanstöße, über Zusammenhänge nachzudenken", erklärte OB Starke. Dabei gelinge es den Künstlern und Künstlerinnen, die Schärfe mancher gegenseitiger Schuldzuweisungen und Urteile gerade in Klima- und Umweltfragen abzumildern. Gleichwohl dürfte einem so manches Lachen im Hals stecken bleiben. Etwa, wenn in der Zeichnung der Bulgarin Margarita Yancheva eine junge Qualle im Meer schwimmt, halbdurchsichtigen Plastiktüten begegnet und irritiert ruft: "Mama?"

Doch auch wenn die Präsentation derzeit coronabedingt eher klein fahren muss, "kann jeder Interessierte den Katalog mit allen Karikaturen erwerben und zum Nachdenken kommen", warb der Initiator der gesamten Ausstellung, der Bamberger Weltkirche-Referent Michael Kleiner für dieses fast 100 Seiten starke Werk, das lediglich fünf Euro kostet. "Ein schönes Weihnachtsgeschenk", fügte Professor Seitz augenzwinkernd hinzu.

Die Ausstellung ist im Klinikum voraussichtlich bis zum 9. Januar 2022 aufgebaut. Der Katalog zur Ausstellung "Mit Volldampf in die Katastrophe?" ist erhältlich in der Buchhandlung Osiander, im Shop des Diözesanmuseums und an der Rezeption des Klinikums.

 
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