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BREITBRUNN
Mit vier Zentimetern pro Minute durch den Stein
Von unserer Mitarbeiterin Sabine Meissner
 |  aktualisiert: 15.12.2020 15:15 Uhr

Dunkle Wolken kündigten herannahenden Regen an. Dennoch hatten sich viele Besucher auf den Weg zum Steinhauerfest gemacht, das zum zweiten Mal in Jahresfolge von der Gemeinde Breitbrunn in Kooperation mit dem Unternehmen „Bamberger Natursteinwerk Hermann Graser“ ausgerichtet wurde. Schon bei der Premiere im Juni 2015 war das Fest im ehemaligen „Kellerbruch“ am südlichen Ortsrand von Breitbrunn von vielen Steinfachleuten und Mainsandstein-Begeisterten interessiert aufgenommen worden. Im Herbst hatte dann ein rätselhaftes Steingesicht, das als mediale Attraktion Furore machte, Hunderte Schaulustige in den zwischen Kreuzweg und Neubrunn gelegenen Sandsteinbruch gelockt.

Zum Steinhauertag am Samstag waren es wohl eher die angekündigten handwerklichen und technischen Leistungen der Steinbranche, die Interesse geweckt hatten und Groß und Klein vor Ort begeisterten. Neben der Möglichkeit, unter sachkundiger Anleitung selbst als „Staaklopfer“ aktiv zu werden, war die Live-Demonstration der gewaltigen Schrämmsäge das herausragende Ereignis. Die saubere Abtrennung einer Steinscheibe von der Felswand mit moderner ferngesteuerter Technik, so etwas gibt es nicht alle Tage zu sehen. Geschäftsführer Martin Graser bediente die gewaltige Säge und gab Erläuterungen dazu. Unter seinen Zuschauern war der frühere Staatssekretär Dr. Albert Meyer. Der inzwischen 90 Jahre zählende ehemalige Politiker lauschte den Ausführungen Grasers, stellte Fragen und zeigte sich ebenso beeindruckt wie andere Anwesende.

Erwachsene und Kinder staunten, wie sich die mit Diamanten besetzte Kette der Schrämmsäge in die Felswand fraß, um exakt einen Steinblock von vorher bestimmter Größe herauszusägen. Einige Zuschauer wollten technische Details erfahren. Graser gab allen Auskunft. „Die Maschine arbeitet sich mit einer Schnittgeschwindigkeit von drei bis vier Zentimetern pro Minute vor“, war zu hören. Im Sander Steinbruch am Hermannsberg sei sie in den vergangenen sechs Wochen im Einsatz gewesen und zu Demonstrationszwecken von dort nach Breitbrunn geholt worden. „Nach dem Steinhauerfest wird die Schrämmsäge im Steinbruch von Breitbrunn eingesetzt“, informierte der Bamberger Unternehmer.

Es waren auch Besucher von weiter her gekommen wie der Hobby-Bildhauer Longin Farrenkopf aus Münnerstadt. „Ich habe vom Steinhauertag in der Zeitung gelesen“, erklärte er und wollte sehen, was für seine ehrenamtliche Mitwirkung bei der Sanierung des denkmalgeschützten Heimatspielhauses mit nach Hause zu nehmen sei. Neben theoretischen Erkenntnissen boten sich „ein paar Sandsteine für Münnerstadt“ an, die er von Geschäftsführer Martin Graser zum „Freundschaftspreis“ erwarb.

Der „Kopf von Präsident Snow“, der nach der spektakulären Werbeaktion für den Kinofilm „Die Tribute von Panem“ im Herbst von der Felswand gesprengt worden war und nun in zwei Teilen zum Anfassen wenige Meter neben der arbeitenden Schrämmsäge lag, war angesichts der augenscheinlichen Technik fast unwichtig geworden. Einige bestaunten ihn und betrachteten die sichtbar gewordene innere Struktur des Gesteins, andere nutzten ihn als Sitzgelegenheit, um die große vertikal sägende Maschine zu fotografieren.

Neben modernen Steinwerkzeugen sorgten Sammlungen über heimische Tierarten, Natur- und Arten- sowie Vogelschutz, heutige Sandsteinkunst sowie Steinhauerwerkzeuge und Gegenstände aus alter Zeit, aber auch handgearbeiteter Edelsteinschmuck für Aufmerksamkeit. Der Breitbrunner Arbeitskreis informierte über den Stand seiner Vorbereitung zur Installierung der musealen Einrichtung „Erlebniswelt fränkischer Sandstein“. Die Schweinfurter Bildhauerin Steff Bauer, die mit ihrem Lebens- und Arbeitspartner Sören Ernst das „Steingesicht Snow“ in den Steinbruch gehauen hatte, zeigte unter dem Motto „Hollywood in Breitbrunn“ einen Film über ihre Arbeit im Steinbruch.

Als gegen 16 Uhr die Köhlertaler Musikanten zur Unterhaltung aufspielten, mussten sie nach kurzer Zeit ihre Instrumente wieder einpacken, denn die Regenwolken entluden sich über dem Kellerbruch. Einige Festbesucher trieb es in die Zelte, andere harrten noch eine Weile unter Schirmen aus, aber der nicht endend wollende Regen beendete schließlich das Fest im Steinbruch.

Eine Live-Demonstration der gewaltigen Schrämmsäge war das herausragende Ereignis beim Steinhauerfest im stillgelegten Steinbruch bei Breitbrunn.
Foto: Sabine Meissner | Eine Live-Demonstration der gewaltigen Schrämmsäge war das herausragende Ereignis beim Steinhauerfest im stillgelegten Steinbruch bei Breitbrunn.
Unter der Anleitung Bamberger Fachleute konnten die Besucher des Steinhauerfestes selbst kreativ werden und sich als „Staaklopfer“ betätigen.
Foto: Sabine Meissner | Unter der Anleitung Bamberger Fachleute konnten die Besucher des Steinhauerfestes selbst kreativ werden und sich als „Staaklopfer“ betätigen.
Geschäftsführer Martin Graser (links) erläuterte die Arbeitsweise der Schrämmsäge. Interessiert lauschten ihm der frühere Staatssekretär Dr. Albert Meyer (3. von rechts) sowie der Geologe Paulus Sinner aus Pettstadt/Kirchlauter, der in verantwortlicher Funktion im Eltmanner Steinwerk Vetter tätig war und heute als Geologe im Bamberger Natursteinwerk für die Steinbrüche verantwortlich ist, sowie Werner Schwarz aus Breitbrunn.
Foto: SME | Geschäftsführer Martin Graser (links) erläuterte die Arbeitsweise der Schrämmsäge. Interessiert lauschten ihm der frühere Staatssekretär Dr. Albert Meyer (3.
„Graser Junior“ scheint das Steineklopfen im Blut zu liegen. Martin Grasers Sohn Johannes zeichnete einen Radlader auf den Sandstein und klopfte ziemlich fachmännisch drauf los.
Foto: Sabine Meissner | „Graser Junior“ scheint das Steineklopfen im Blut zu liegen. Martin Grasers Sohn Johannes zeichnete einen Radlader auf den Sandstein und klopfte ziemlich fachmännisch drauf los.
 
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