
„Is ja gut, etzät beruhich dich nä widdä. Die sen gar net so schlecht, ich hab sie früher schon moll ghört. Na ja und etzät werrn sa nuchmoll rückfällig.“ Mit dieser Einspielung traf die „Singerei“ bei ihrem Revival-Abend in der Eltmanner Stadthalle gleich zu Beginn den Nagel auf den Kopf und präsentierte ein dreistündiges Programm, das bei den Zuhörern auf tosenden Beifall stieß.
„ritz“-Leiterin Maria Klein konnte ihre Freude kaum fassen, dass die „Singerei“ nach vielen Jahren wieder zu einem Kabarettabend überredet werden konnte. Diesen habe sie im Klenze-Saal geplant, aber die „Singerei“ sei doch so beliebt und unvergessen, dass nun sogar die Stadthalle fast nicht ausreichte und über 220 Gäste bei diesem Auftritt dabei sein wollten.
Und schon richteten sich die vier Singers („a oider Knacker, sei zwaa Söhn und sei Bruder“) als Techniker auf der Bühne ein: „Jedoch scheint unser Los zu sein, uns reizt die Chance ungemein, den Großen mal aufs Maul zu schaun und ihren Worten nicht zu traun“.
Werner Singer wollte sich sofort seinen Traum als „Supermann“ erfüllen und die „Politikä naufn Mond“ schießen. Bruder Mike Singer freute sich dann, dass so viele Nachrichtensender auf die Veranstaltung in Eltmann aufmerksam gemacht haben und gab davon einen Ausschnitt, bei dem er sich als wahrer Verwandlungskünstler zeigte und in nicht weniger als zwölf Sprachen und Dialekten seine Texte präsentierte. Das ging vom hessischen Äppelwoi statt Frankenwein über den schwäbischen Lokalsender „mir gäba nix“ zum Piratensender aus der ehemaligen DDR. Sogar die „Gebärdensprache“ führte er – natürlich mit entsprechendem Nachdruck – und Witz vor.
Witzig auch die neue Nachrichtenart, bei der schlechte Nachrichten mit passender Werbung aufgelockert wurden – „Information and Entertainment“. Ralf Singer sinnierte dann über den „Sinn des Lebens“ und zerlegte das menschliche Dasein anhand von Statistiken. Jeder verzehre in seinem Leben das 700fache seines Körpergewichts – „ich esse also 56 Tonnen“. Zu guter Letzt wies er darauf hin, dass der Deutsche im Durchschnitt elf Tage lang lache: „Das sind sechs Minuten pro Tag. Wir hoffen natürlich, heute werden es bei Ihnen ein paar mehr“.
Das „Stammtischgespräch“ der Montagearbeiter wurde dann in ihren Dialekten natürlich auch politisch. „Bei den Neonazis müsste die Polizei schon vorher eingreifen, sozusachn präservativ, aber so richtig mit Bronchialgewalt.“ „Jawoll, der Sauschdall ghörät ausgämisst – aber rerktal, västehst. Wie hot scho uner Franz-Josef Strauß gsocht: Die bayrische Art isses, a bisserl härtä hinzulangen.“
Auch die Wahlen kamen beim Quartett zur Sprache. Für den Sachsen blieben nur die Linken als Alternative übrig. „Die tun wenigstens was für die gleenen Leut“, worauf die anderen meinten: „Alles nur Versprechen, die sie sowieso nicht einlösen können.“ „Müssens aa gar net, weils eh net an die Regierung kemma.“ Oder die SPD wählen mit ihrem Steinbrück? Die Antwort war klar: „Der, wo sich immer hoffnungslos unterbezahlt fühlt und deswegen die Leut mit 8,50 abspeisen will? Gerade so viel, wie der für ein Glas Bierno Griechscho ausgäbn würd? Oder die Grünen, die uns geen Fleisch mehr gönnen?“
Sogar Horst Seehofer (Mike Singer) bekam der Journalist (Werner Singer) vor das Mikrofon als „Eichel-Ober“ und sprach ihn auf seine gerade noch erreichte absolute Mehrheit an „ein knappes Ergebnis sieht immer besser aus“. Der Journalist sprach dagegen von DDR-Ergebnissen, was Seehofer nicht hören wollte. „Sie können doch die DDR nicht mit unserer Demokratur, äd Demokratie vergleichen. Auch habe ich viele Parteien zugelassen, weil wir mehr eigene Bewerber haben als wir auf unseren Listen brauchen können.“
Mit seinem „Gesundheitsmagazin“ hatte Werner Singer dann für jeden etwas dabei und berichtete von der radikalen Änderung seines Lebens, von Elektro-Smog und Kraftfeldern.
Und dann zog die „Singerei“ auch noch die Register ihres musikalischen Könnens mit dem „Maintal-Blues“, wobei der Saal mitswingte und immer wieder mit Beifall die vielen Pointen unterbrach.
Der „jetzige Wiener“ Christian Singer wunderte sich, wie der Verkehr in Eltmann immer schlimmer wird und fasste das in seinen Song „Alles schiebt und drängt auf Eltmann nei“ und lieferte dazu Vorschläge, wie man die Staus entzerren könnte. „Die Preußen sollen über den Frankenschnellweg kommen, die Ossis über Westheim, die Stänkerer über Haßfurt, die Landtagsabgeordneten über Hammelburg und Ochsenfurt, Eisenbahner über Gleisenau, Weight-Watchers über Breitbrunn oder die Älteren über den Friedhofsweg.“ Bei dieser „Song-Umleitung“ über 40 Straßen und Dörfer mit ihren besonderen Namensmerkmalen kam besondere Stimmung im Saal auf, die weiter gesteigert wurde mit der Frankenhymne „Gott beschütz mein Unterfranken, Gott bewahr den Haßberg-Kreis. Wir wolln für die Schwarzen danken, sie haben Westen, blütenweiß. Rot ist nur der Club aus Nürnberg, Grün ist einfach Greuther Fürth, Gelb ist halt Borussia Dortmund, und desweechä a verkehrt. Gib den Preußen keine Chance, halt die Hessen von uns fern. Lass die Ossis schön im Osten, Frankenland, wir haben dich gern.“
Bevor man jedoch das mitgehende Publikum entließ, gab man noch entsprechende „Promille-Tipps“, wobei die Begegnung mit einem wahrhaftigen Polizisten tolle Blüten trieb, als der Wachtmeister meinte: „Bei Alkohol – Hände weg vom Steuer!“ und der betroffene Autofahrer zur Antwort gab „söll ich vielleicht freihändig fahr, du Kaschpä?“
Es war auf jeden Fall ein gelungener Abend und viele wünschten sich, dass dieser nicht einmalig war oder sie wieder 15 Jahre auf den nächsten Auftritt der „Singerei“ warten müssen.