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KIRCHAICH
Mit meiner Oma war ich immer in der Kirche
Diakon Christian Montag vor dem Bamberger Dom, wo er am Samstag zum Priester geweiht wird.
Foto: Günther Geiling | Diakon Christian Montag vor dem Bamberger Dom, wo er am Samstag zum Priester geweiht wird.
Von unserem Mitarbeiter Günther Geiling
 |  aktualisiert: 15.12.2020 15:21 Uhr

„Ich bin nicht gekommen, mich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen“, lautet der Primizspruch von Diakon Christian Montag, der am kommenden Samstag im Dom zu Bamberg zum Priester geweiht wird und dann in seiner Heimatgemeinde am Sonntag seine Primiz feiert.

Schon seit Monaten laufen die Vorbereitungen unter der Leitung des Organisationsteams mit Pfarrer Ewald Thoma, Roswitha Burger, Christian Blenk und Karlheinz Kager. Beteiligt waren dabei auch alle Vereine und Organisationen. „Ich war total überrascht, wie positiv das in der ganzen Gemeinde aufgenommen wurde und wie jeder seine Bereitschaft erklärte, dabei mitzuhelfen. Ganz Kirchaich und seine Vereine sind total stolz und jeder bringt sich nach seinen Möglichkeiten ein. Das reicht vom Einsatz der Feuerwehr bis hin zu den Kuchenspendern“, zieht Roswitha Burger vom Kirchenvorstand eine erste sehr positive Bilanz.

Immerhin sind 80 bis 100 Leute am kommenden Wochenende im Einsatz, um dem Primizianten einen besonderen Empfang in seiner Gemeinde zu bieten, aber auch eine besondere Gastfreundschaft den vielen Besuchern zu zeigen, die zu diesem Fest nach Kirchaich kommen. Für dieses seltene Fest wurde auch die Kirche St. Ägidius auf Hochglanz gebracht. In den letzten Wochen wurde der gesamte Innenraum der Kirche mit Sakristei neu gestrichen und vielleicht klappt es sogar noch, dass am Vortag eine neue Orgel in der Kirche installiert wird.

Ganz selbstverständlich wird auch das Dorf mit Fahnen und kleinen Bäumchen vom Elternhaus zur Kirche geschmückt sein und die Klassenkameraden werden wie bei einer Hochzeit auch das Elternhaus entsprechend gestalten. Einige Frauen wagen sich auch an einen Blumenteppich am Glockenturm, in dessen Mitte dann der Primizspruch mit Steinen geschrieben steht.

Die Priesterweihe findet am Samstag, 27. Juni, um 9.00 Uhr im Dom zu Bamberg statt, wo Diakon Christian Montag als einziger Kandidat zum Priester geweiht wird. Nach der Priesterweihe spielt dann die Blaskapelle in der Domprobstei. Am gleichen Abend wird Neupriester Christian Montag am Dorfeingang seiner Heimatgemeinde begrüßt und zu seinem Elternhaus geleitet.

Die feierliche Primiz, der erste Gottesdienst als Hauptzelebrant, ist dann am Sonntag um 14.00 Uhr in der St. Ägidiuskirche in Kirchaich, wobei sich ab 13.30 Uhr alle beteiligten Gruppen am Elternhaus versammeln. Nach der Segnung des Primizgewandes geht es in einem feierlichen Zug durch das Dorf zur Kirche, wo das feierliche Primizamt stattfindet. Dort begrüßen Pfarrer Ewald Thoma und 2. Bürgermeister Hans Albert den Primizianten. Die Predigt hält kein Geringerer als Weihbischof Herwig Gössl.

Die Kirchengemeinde hat sich auch auf viele Besucher und Gäste eingestellt, weswegen der Gottesdienst auf eine Großleinwand nach außen übertragen wird, auch für die Gäste Sitzplätze bereitstehen. Alle Gottesdienstbesucher und Gäste sind im Anschluss an den Gottesdienst zu Kaffee und Essen eingeladen. Der Abschluss dieses feierlichen Tages ist um 18.30 Uhr mit einer Dankandacht in der Kirche, wobei Primiziant Christian Montag auch den Einzel-Primizsegen erteilt.

Die Heimatzeitung hat mit Diakon Christian Montag vor seinem großen Tag gesprochen:

Sie werden am Samstag im Dom zu Bamberg als einziger Kandidat aus der Erzdiözese Bamberg zum Priester geweiht. Das Bild des gehetzten, von Pfarrgemeinderatssitzung und Seelsorgegespräch zur Eucharistiefeier eilenden Pfarrers kann junge Männer anscheinend schwerlich für den Priesterberuf gewinnen. Sie haben sich doch dennoch dafür entschieden. Was hat sie dazu bewogen?

Ich habe mich für den Priesterberuf entschieden, weil ich meine, von Gott berufen zu sein. Zwei Menschen halfen in besonderer Weise, diese Berufung zu entdecken: Meine Großmutter Frieda Montag und mein Heimatpfarrer Ewald Thoma. Beide haben mich sehr geprägt und wesentlich dazu beigetragen haben, dass ich Priester werde.

Mit meiner Großmutter habe ich immer wieder die Gottesdienste besucht. Sie hat mir aus der Bibel vorgelesen und wir haben über Gott gesprochen. Diese Erfahrung hat in mir den Grundstock meiner religiösen Entwicklung gelegt. So konnte ich eine tragfähige Beziehung zu meinem Gott aufbauen. Sie ist in all den Jahren immer mehr gewachsen und schließlich zu (m)einer Herzensangelegenheit geworden. Nach dem Tod meiner Großmutter nahm mich mein Heimatpfarrer und Landvolkseelsorger Ewald Thoma unter seine Fittiche. Er begleitete mich all die Jahre. Ich konnte so einen großen Einblick in die Aufgaben eines Priesters bekommen und war sehr angetan von seiner Arbeit. Ich habe meinem Heimatpfarrer sehr viel zu verdanken und bin stolz darauf, dass er all die Jahre für mich da war. Er ist bis heute ein großes Vorbild für mich.

Das Theologiestudium und die Ausbildung zum Priesterberuf dauern sehr lange. Dazu gehören auch ein „freies Jahr“ außerhalb des Priesterseminars. Hat es auf diesem langen Weg auch Fragen und Zweifel gegeben?

Wenn ich all die Jahre zusammenzähle, die ich nun auf den Weg zum Priesterberuf bin, dann kommen da über zwölf Jahre zusammen. Dieser Weg war nicht immer gerade und einfach, es gab immer wieder viele Fragen und auch Zweifel. Beispielsweise die Frage, auf Familie zu verzichten. Oder Zweifel, ob ich den Anforderungen des priesterlichen Dienstes gewachsen bin. Oder auch die Frage des Alleinseins.

Diese Zeit im Priesterseminar war neben dem Studium an der Universität und der pastoralen Ausbildung immer eine Zeit des Suchens; eine Zeit, in der ich in mich gehen und fragen konnte, wie es mit mir weitergeht. Schließlich kam ich immer mehr zu der Überzeugung, dass der eingeschlagene Weg der richtige war. Und so konnte ich eine Entscheidung treffen, die über all die Jahre gereift war. Jedoch hätte ich dies alles nicht ohne meinen Glauben, ohne die Beziehung zu meiner Familie und meinen Freunden, geschafft. Es war eine Entscheidung, die über all die Jahre gereift war und ich bin stolz darauf, dass ich nicht aufgegeben habe und meinen Weg gegangen bin.

Mit der Priesterweihe bin ich nun – nach einem langen und intensiven Weg mit Höhen und Tiefen – auf der Zielgeraden angekommen. Dabei ist die Weihe selbst wieder ein Startpunkt. Und jetzt will ich als Priester versuchen, eine gute Antwort auf alle Fragen und Zweifel zu geben.

Wie wurde ihre Entscheidung zum Priesterberuf von ihrer Familie, ihren Eltern oder ihren Freunden aufgenommen und wie haben sie darauf reagiert?

Als ich meinen Eltern von meinem Entschluss erzählte, dass ich nach dem Zivildienst nicht wieder in meinem Beruf zurückkehren werde, sondern Priester werden möchte, da haben sie mich zunächst verdutzt angeschaut. Aber sie ließen mich – trotz ihrer Skepsis – frei entscheiden. Letztlich unterstützten sie mich und meine Bemühungen und trugen meine Entscheidung mit. Und sie tun es bis heute. Meine Eltern stehen voll und ganz hinter mir, wofür ich auch sehr dankbar bin. Und ich meine sogar, dass sie auch stolz sind auf mich, weil ich diesen Weg gegangen bin und entschieden weitergehe. Auch meine Freunde und alle die mich begleiten, besonders meine „Kirchaicher“ und alle aus der Pfarrei freuen sich mit mir. Auch dafür bin ich dankbar. Und ich bin sehr froh, dass ich Menschen um mich habe, die mit begleiten und im Gebet unterstützen. Um dieses Gebet bitte ich auch für die Zukunft.

Wer Priester werden möchte, entscheidet sich damit auch gegen eine Partnerschaft und eine Ehe. Der Zölibat ist derzeit eine vieldiskutierte Frage und auch in der näheren Umgebung gab es in jüngster Zeit Beispiele, wo Priester mit diesem Ideal nicht zurechtkamen. Wie stehen sie zu dieser Gratwanderung zwischen dem Singledasein und dem ehrlichen Bemühen, dem Lebensentwurf eines Priesters zu entsprechen?

Oft wird man mit der Frage konfrontiert, ob sich die Ehelosigkeit lohnt. Oder ob man als zölibatär Lebender glücklich wird. Oder ob der Zölibat überhaupt noch zeitgemäß ist.

Ich meine, auf diese Fragen muss jeder selbst antworten und mit seinem Leben die Antwort geben. Für mich als zukünftiger Priester ist es wichtig, dass ich nicht allein auf meinem Weg bin. Ehelos zu leben, bedeutet nicht, Single zu sein. Ganz im Gegenteil erfordert ein zölibatäres Leben eine große Beziehungsfähigkeit. Diese Lebensform, die ich für mich gewählt habe, schafft Beziehungen zu vielen Menschen und eröffnet einen Raum für intensive Begegnungen. In meinem Pastoralpraktikum war ich immer wieder beeindruckt davon, dass mich die Menschen nach kürzester Zeit an ihrem Leben haben teilhaben lassen.

Vielleicht ist wichtig zu erwähnen, dass ich mich mit der zölibatären Lebensform etwa nicht gegen etwas entschieden habe, sondern für etwas bzw. für jemanden. Ich habe mich für ein Leben in der Nachfolge Jesu Christi entschieden, für die Liebe zu ihm. Und er allein genügt! Diese Erkenntnis öffnet sich aber nur dem, der Christus begegnet ist und der begonnen hat, ihn kennenzulernen. Allerdings weiß ich auch, dass es kein „Spaziergang“ wird, wenn Gott jemanden in seine Nachfolge ruft.

Was die Sexualität angeht, sage ich, dass sie zum Leben dazugehört. Ich möchte sie nicht verdrängen oder gar ausblenden. Vielmehr möchte ich die Freiheit, welche ich durch die Ehelosigkeit gewinne, einsetzen für die Beziehungen zu den Menschen und die vor mir liegenden Aufgaben.

Seit dem Jahr 2013 waren sie zum Pastoralpraktikum und dann als Diakon in der Pfarrei in Hallstadt. Welche Erfahrungen haben sie dabei gemacht und wie würden sie ihre Hauptaufgaben und sich gerne als zukünftiger Priester und Pfarrer in einer Gemeinde sehen?

„Ich bin nicht gekommen mich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen.“ Dieser Satz stammt aus dem Markusevangelium (nach Mk 10,45) und ist mein Primizspruch. Ich möchte ganz bewusst den Aspekt des Dienens in den Mittelpunkt meines priesterlichen Wirkens stellen. Ich will nicht abheben, sondern weiterhin bodenständig bleiben. Als Priester werde ich nichts „Besseres“ sein; vielmehr wird mir mit der Weihe ein besonderer Dienst im Volk Gottes übertragen.

Ich bin immer wieder davon beeindruckt, wie Papst Franziskus sein Amt versteht. Durch seinen offenen Dialog mit den Menschen, ob reich oder arm, erreicht er die Herzen der Menschen. Diese Erfahrung durfte auch ich machen. Die vielfältigen Begegnungen während meiner Praktikumszeit in Hallstadt haben mir gezeigt, dass man mit Offenheit die Herzen der Menschen erreichen kann. Und diese Begegnungen haben mich darin bestärkt, auch in Zukunft den Menschen mit dieser Offenheit zu begegnen.

Kirchenaustritte, Rückgang der Besucherzahlen in der Kirche, Überalterung der Priester, Schaffung neuer Pfarrverbünde und vieles mehr. Wie sehen Sie die Zukunft der Kirche morgen?

Wenn man das hört und vor allem auch wahrnimmt, dann kann einem Himmelangst werden. Dennoch sehe ich meinem Dienst positiv entgegen. Einerseits muss es uns Priestern und den pastoralen Mitarbeitern gelingen, die Freude der Frohen Botschaft und unseres christlichen Glaubens freizulegen. Glaube soll keine Pflicht oder gar Last sein. Glaube ist für mich vielmehr etwas, was uns in unserem Alltag, in Freud und in Leid trägt und frei macht. Und wir müssen andererseits die Menschen vor Ort in den Städten und vor allem in den Dörfern befähigen, sich im Sinne des gemeinsamen Priestertums in ihren Gemeinden einzubringen. Denn Kirche, das sind wir alle – die geweihten Amtsträger bzw. die pastoralen Mitarbeiter und die Gläubigen.

Bleibt bei den großen Herausforderungen und Belastungen im Priesterberuf dann überhaupt noch Zeit für persönliche Interessen oder Hobby und welche?

Natürlich! Auch ein Priester braucht Freiraum für seine Hobbys und persönlichen Interessen. Die Herausforderungen die tagtäglich an einen Priester gestellt werden, sind groß. Da ist ein Ausgleich unbedingt notwendig. So gehe ich gerne mit Freunden aus und rede einmal über ganz „normale“ Dinge. Ich gehe gerne ins Kino, besuche Konzerte oder fahre einfach mal mit meinem Auto durchs Land. Und einem guten Essen bin ich natürlich auch nicht abgeneigt.

 
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