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Mit der kleinen Erika auf Reisen
HOFHEIM Remington, Adler oder Hammond. Diese Namen, die den meisten von uns wohl nicht allzu viel sagen, lassen das Herz von Ralph Köberlein höher schlagen. Der 46-jährige Hofheimer sammelt historische Schreibmaschinen.
Ralph Köberlein mit einem Teil       -  Ralph Köberlein mit einem Teil seiner Sammlung von historischen Schreibmaschinen. In seinen Händen hält er eine britische Schreibmaschine der Marke
'Oliver' aus dem Jahr 1905.
Foto: FOTO ANETTE TILLER | Ralph Köberlein mit einem Teil seiner Sammlung von historischen Schreibmaschinen. In seinen Händen hält er eine britische Schreibmaschine der Marke "Oliver" aus dem Jahr 1905.
Von unserer Mitarbeiterin ANETTE TILLER
 |  aktualisiert: 31.12.2006 03:19 Uhr
Mit 14 Jahren sah er die erste historische Schreibmaschine. Dies war der Grundstein für seine Begeisterung, doch erst zehn Jahre später kaufte er sich das erste Stück seiner Sammlung. Etwa dreißig Schreibmaschinen hat er mittlerweile gesammelt. Beim Erwerb neuer Stücke legt er jedoch keinen Wert auf besonders wertvolle oder seltene Stücke. Vielmehr begeistert ihn die unterschiedliche Technik und die damit verbundenen Anschlagsvariationen.

Auch andere altertümliche Büroartikel wie Rechenmaschinen, Hefter und Locher gehören zu seiner Sammlung - und, für die heutigen Kinder unvorstellbar, mechanische Taschenrechner.

Doch für die Schreibmaschinen und ihre oft unglaubliche Technik kann er sich noch am meisten begeistern. Zu jeder seiner Maschinen kann er die Technik genau erklären und immer wieder von der Vielfalt der Bauideen schwärmen. "Besonders zwischen 1880 und 1930 war die Hauptentwicklungszeit der Schreibmaschinen. Das Hauptziel der Entwicklung war unter anderem, zu erreichen, dass man das Geschriebene während des Schreibens auch lesen konnte. Dies war am Anfang nämlich nicht der Fall", erzählt Ralph Köberlein. "Auch die Entlastung des kleinen Fingers, der für die Umschalttaste zur Großschreibung zuständig war, sorgte immer wieder für neue Entwicklungen. Denn nach Berechnungen der Hersteller bewegte vor hundert Jahren eine Schreibkraft, die den ganzen Tag an der Maschine saß, täglich ein Gewicht von 2,5 Tonnen mit ihren kleinen Fingern."

"Das Interessante ist natürlich auch die Feinmechanik und Technik, die sich ständig weiterentwickelt hat. Auch um das Patentrecht zu umgehen und sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen, mussten ständig neue Ideen kommen", erklärt der Sammler.

Ob die kleine "Erika", die als Reiseschreibmaschine zusammenklappbar, handlich und leicht sein musste, oder die originelle Zeigerschreibmaschine: "Jede Schreibmaschine hat ihre eigene Geschichte", sagt Ralph Köberlein. "Schön wäre es natürlich, wenn man von den einzelnen Stücken die Geschichte kennen würde. Früher ist man auf den Flohmärkten noch fündig geworden und die Verkäufer konnten manchmal auch etwas zu den Maschinen erzählen. Doch mittlerweile findet man interessante Teile nur noch im Internet", bedauert Ralph Köberlein.

Es kommt auch immer wieder vor, dass Freunde oder Bekannte eine Maschine mitbringen. "Das freut mich natürlich besonders, weil ich dann auch die Geschichte dazu erfahre. In einem Beispiel war das Stück ein wichtiger Helfer bei der Studienarbeit."

Ganz schön erstaunt war er auch, als er auf seiner ältesten Maschine, die aus dem Jahr 1898 stammt, das ¶-Zeichen entdeckte. "Das ¶-Zeichen gab es schon vor hundert Jahren. Ursprünglich bedeutete ¶ im englischen Geschäftsverkehr dasselbe wie " " oder "je" im deutschen", erklärt er dazu.

Ralph Köberlein ist Mitglied im Verein "Internationales Forum Historische Bürowelt e.V." Der Verein hat weltweit 400 Mitglieder, neben privaten Sammlern auch Museen. Dort holt er sich Informationen für sein Hobby. Auch Produktionslisten, mit denen er anhand der Seriennummer das Herstellungsjahr der Maschinen feststellen kann, findet er in diesem Verein.

Natürlich träumt er von der einen oder anderen Maschine. Doch leider kann man manche Schreibmaschinen nur noch im Museum bewundern. Im freien Handel gibt es nichts mehr. Ralph Köberlein nimmt es gelassen und schmunzelt: "Deswegen lasse ich auch keine Gelegenheit aus, ein Schreibmaschinenmuseum zu besuchen, um mir diese Stücke wenigstens einmal anzusehen. Es würde sowieso den räumlichen Rahmen sprengen, wenn man jedes Gerät, das man sieht, mitnehmen würde." Er lacht. Und so sind auch seiner Sammelleidenschaft Grenzen gesetzt.

 
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