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Mit dem Wohnmobil durch Norwegen: Impressionen aus dem hohen Norden
Mit spektakulärer Landschaft, nie untergehender Sonne und traumhaften Straßenführungen wirbt die Tourismusbranche Norwegens für ihr Land. Bericht einer Erkundungstour.
Norwegen verspricht wunderschöne Landschaften. Ein Versprechen, das gehalten wird. Hier zu sehen: Die Insel Flakstadoeya auf den Lofoten.
Foto: Wolfgang Aull | Norwegen verspricht wunderschöne Landschaften. Ein Versprechen, das gehalten wird. Hier zu sehen: Die Insel Flakstadoeya auf den Lofoten.
Wolfgang Aull
 |  aktualisiert: 30.08.2023 04:20 Uhr

Norwegen: das Nordkap hat magische Anziehungskraft, die Lofoten haben ihren Ruf als Geheimtipp abgelegt, und das Norwegisch-Russische Grenzgebiet gilt als Naturparadies zwischen der Taiga und der Arktis. In der Erwartung, spektakuläre Eindrücke und Bilder einfangen zu können, begaben meine Frau und ich uns drei Wochen lang auf eine Erkundungstour – 5000 Kilometer mit dem Wohnmobil durch Norwegen.

Übernachten unter freiem Himmel

In Norwegen gilt das Jedermannsrecht: auf dem Land, in Wäldern und auf Bergen ist es erlaubt, unter freiem Himmel zu übernachten, sofern der Schlafplatz mindestens 150 Meter vom nächsten bewohnten Haus entfernt ist. Zwar sind bei einem genaueren Blick in die norwegischen Gesetzestexte motorisierte Fahrzeuge davon ausgenommen. Vielerorts wird es aber auch geduldet, mit dem Wohnmobil frei zu stehen. Pflicht ist, keinerlei Abfall zu hinterlassen. Das ist einfach, dank des dichten Netzes an Rastplätzen mit Mülleimern, gepflegten öffentlichen Toiletten und Entleerungsstationen.

Spektakuläre Landschaft, idyllische Gebäude und unzählige glasklare Gewässer prägen das Land. Im Bild: Balestrand, an der Touristroute Gaularfjellet in Südnorwegen.
Foto: Wolfgang Aull | Spektakuläre Landschaft, idyllische Gebäude und unzählige glasklare Gewässer prägen das Land. Im Bild: Balestrand, an der Touristroute Gaularfjellet in Südnorwegen.

"Teile den Weg", ermahnen Verkehrsschilder. Autos, Radreisende, Wanderer, Rentiere, Schafe und Elche nutzen gemeinsam die schmalen, oft nur einspurig befahrbaren Straßen. Drakonisch sind die Strafen: bei Überschreitung der Höchstgeschwindigkeit um 20 Kilometer pro Stunde sind 480 Euro fällig. Wer sich nicht an die Alkoholgrenze von 0,2 Promille hält, riskiert eine Haftstrafe.

Wer auf solch schmalen Straßen unterwegs ist, der muss bei Gegenverkehr auch mal Platz machen.
Foto: Wolfgang Aull | Wer auf solch schmalen Straßen unterwegs ist, der muss bei Gegenverkehr auch mal Platz machen.

Die Vorgaben tragen Früchte: es ist sauber an den Straßenrändern und auf Parkplätzen, wir erlebten keinen einzigen Verkehrsunfall und ein generelles, sehr freundliches, aufmerksames Miteinander im Straßenverkehr.

Traumrouten in Südnorwegen

Gemächlich geht es voran auf den schmalen Traumrouten. Zuweilen heißt es ruhig abwarten, weil Schafe oder Rentiere den Raum besiedeln oder dem überwältigten Vordermann, die Hand am Kameraauslöser, das Zeitgefühl abhandenkommt.

Fischindustrie auf den Lofoten: Über Monate hinweg wird der Fisch auf Holzgestängen getrocknet und exportiert. Kopf und Leib werden getrennt vermarktet.
Foto: Wolfgang Aull | Fischindustrie auf den Lofoten: Über Monate hinweg wird der Fisch auf Holzgestängen getrocknet und exportiert. Kopf und Leib werden getrennt vermarktet.

Im Bilderbuchnorwegen, auf den Lofoten nördlich des Polarkreises, ist jeder Parkplatz mit Wohnmobilen belegt. Hier gibt es 24 Stunden Sonne satt. Vorbeigeht es an Klippen und an Bergen, die aus dem Meer herausragen, an Lachszucht-Anlagen und getrockneten Dorschköpfen, die den Kochkesseln Afrikas zugeführt werden.

Der kleine Fischerort Reine ist einer der meistbesuchte Orte auf den Lofoten.
Foto: Wolfgang Aull | Der kleine Fischerort Reine ist einer der meistbesuchte Orte auf den Lofoten.

Etwa 200.000 Menschen zieht es jährlich zum Nordkap, dem fast nördlichsten Punkt Europas. Wir zählen über 100 Wohnmobile und 13 Reisebusse. Uns zieht es weiter gen Osten. Trostlos wirkt der östlichste Ort Norwegens, Vardoe.

Mitternachtssonne auf den Lofoten: Sie taucht das Gebiet in ein unbeschreibliches Licht.
Foto: Wolfgang Aull | Mitternachtssonne auf den Lofoten: Sie taucht das Gebiet in ein unbeschreibliches Licht.

Er ist mit dem Auto nur per Unterseetunnel zu erreichen. Einst Hochburg für Fischfang, dominiert in dem einzigen Ort des Landes, der sich in der arktischen Klimazone befindet, nun der Zerfall. "Make the North great again" fordert ein Graffiti am Hafen.

Preikestolen (zu Deutsch: Predigtstuhl) in Südnorwegen, bei Joerpeland. Zwei Stunden Fußmarsch sind erforderlich für den Weg zu einem der meistfotografierten Plätze Norwegens.
Foto: Wolfgang Aull | Preikestolen (zu Deutsch: Predigtstuhl) in Südnorwegen, bei Joerpeland. Zwei Stunden Fußmarsch sind erforderlich für den Weg zu einem der meistfotografierten Plätze Norwegens.

Metropolstadt der Region ist Kirkenes, zwölf Kilometer von Russland, 34 Kilometer von Finnland entfernt. Bis zur Barentssee sind es 30 Kilometer, entlang eines winzigen Flusses, den man spielend überqueren könnte, wären da nicht die Grenzpfosten. Im Meer tummeln sich Wale, sie scheren sich nicht um Grenzgebiete.

Zum Greifen nah: Vor dem Fluss liegt Norwegen, dahinter Russland. Links ist die Barentssee zu sehen, ein Randmeer des arktischen Ozeans.
Foto: Wolfgang Aull | Zum Greifen nah: Vor dem Fluss liegt Norwegen, dahinter Russland. Links ist die Barentssee zu sehen, ein Randmeer des arktischen Ozeans.

Südlich von Kirkenes führt die Landstraße 100 Kilometer durch Ausläufer der russischen Taiga, und endet als Sackgasse vor dem Tor eines verwaisten Grenzüberganges. Hier, im Dreiländereck Russland, Finnland und Norwegen, wurde 1970 der Öevre Pasvik Nationalpark eingerichtet. Dort leben Bären, Elche, Vielfraß, Luchse. Er ist ein Hort der Stille und Einsamkeit.

Mitternacht im Övre Pasvik Nationalpark. Hier, im Dreiländereck Russland, Finnland und Norwegen leben Bären und Elche, Vielfraß und Luchse.
Foto: Wolfgang Aull | Mitternacht im Övre Pasvik Nationalpark. Hier, im Dreiländereck Russland, Finnland und Norwegen leben Bären und Elche, Vielfraß und Luchse.

Am Ende der Reise lässt sich sagen: Während des Urlaubes fühlten wir uns wie eingetaucht in eine andere Welt. 24 Stunden Sonne am Tag, Wanderungen in unermesslich spektakulärer Landschaft und ein Miteinander im Straßenverkehr und in den Städten, das von Freundlichkeit, Rücksichtnahme und Geduld geprägt war. Wer keinem Trubel um sich herum braucht, das Leben auch ohne Alkohol wertschätzt und eine Liebe zur Natur hegt, findet hier sein Refugium.

Fotoserie

Hinweis: In einer früheren Version des Artikels hieß es, das Jedermannsrecht gelte auch für Wohnmobile. Tatsächlich sind motorisierte Fahrzeuge davon jedoch ausgenommen. Da freistehende Wohnmobile aber vielerorts geduldet werden, hält sich hartnäckig der Mythos, das Jedermannsrecht gelte auch für sie, so dass sich diese Fehlinformation auch auf zahlreichen Internetseiten findet – selbst auf denen einiger offizieller Tourismusverbände.

 
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