Ein großes Empfangskomitee, bestehend aus der Politprominenz vor allem des nördlichen Landkreises, empfing am Mittwochnachmittag die Staatsministerin für Wohnen, Bau und Verkehr, Ilse Aigner, vor dem Schüttbau in Rügheim.
Die Ministerin bedankte sich freundlich bei Hausherr Bürgermeister Wolfgang Borst für die „Einreisegenehmigung“ ins Hofheim Land. Als Grund ihres Besuchs nannte sie eine ihrer Charaktereigenschaften: Sie sei ein „haptischer“ Mensch, der sich Dinge selbst anschaut, mit den Händen anfasst und sich gerne anschaut, wohin der Millionenetat der Städtebauförderung fließt. Immerhin stünden in diesem Haushaltsjahr 444 Millionen Euro für die Städtebauförderung zur Verfügung, sagte die 53-Jährige, die als staatlich geprüfte Elektrotechnikerin mit dem Bauresort nicht völlig fremdes Terrain betreten hat.
Vorbildlich reagiert
Dass die eingesetzten Mittel der Städtebauförderung in Rügheim gut angelegt wurden, davon konnte sie sich auf dem Anwesen von Simone und Bernd Vierneusel überzeugen. Die Eheleute haben in zweieinhalbjähriger Arbeit und rund 3500 Arbeitsstunden einen alten Dreiseithof vorbildlich renoviert.
Nach acht Jahren Leerstand, hat die Familie das denkmalgeschützte, ehemals landwirtschaftlich genutzte Anwesen gekauft. Das Ehepaar hat das in der Ortsmitte liegende Gebäude mit Unterstützung der Hofheimer Allianz, der Stadt Hofheim, der Städtebauförderung und des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege umfassend saniert.
Diese Arbeit steht dem Ehepaar Frank und Anna-Lena Vierneusel noch bevor. Sie wollen ein altes Anwesen, ebenfalls am Kahlkopf in Rügheim, renovieren. Ursprünglich wollten sie ein neues Haus in den Garten bauen und das alte Haus dann verfallen lassen, um es irgendwann abzureißen.
Alte Bausubstanz erhalten
Doch mit Hilfe der Hofheimer Allianz, die eine Erstberatung durch einen Architekten sponserte, entschied sich das Paar, die alte Bausubstanz zu erhalten und das Haus zu renovieren. Auch dabei werden sie von der Allianz nicht alleine gelassen, die zum Beispiel für die Schuttentsorgung aufkommt. 250 Leerstände habe man bereits revitalisiert, betonte Borst. Zur Hofheimer Allianz gehören sieben Kommunen mit 53 Ortsteilen. Nachdem sich die Staatsministerin ins Goldene Buch der Stadt eingetragen und frisch gepressten Saft aus Rügheimer Äpfeln verkostet hatte, ging die Reise durchs Hofheimer Land weiter mit einem Oldtimer-Bus nach Kimmelsbach (Gemeinde Bundorf), wo die modernisierte Ortsmitte mit Dorfgemeinschaftshausins Visier genommen wurde.
Gebäude revitalisiert
Anschließend ging die Reise nach Unteressfeld, wo ebenfalls ein altes Gebäude revitalisiert wurde, bevor es zurück nach Rügheim ging. Landrat Wilhelm Schneider nutzte das Treffen mit Aigner, um auf ein dringliches Problem hinzuweisen. Man sei sehr zufrieden mit der Maintalautobahn, habe aber ein Problem mit der Bundesstraße 303, auf der viel Schwerlastverkehr rollt. Da es im Landkreis zudem viele Aus- und Einpendler gibt, sei eine gute Verkehrsinfrastruktur vonnöten. Daher sei ein teilweise dreispuriger Ausbau wünschenswert, meinte Schneider.
Landtagsabgeordneter Steffen Vogel begrüßte die Ministerin als erster in Rügheim, wo er ein Heimspiel hatte. In diesem „besonderen Ort“ mit einer „wunderbaren Ortsgemeinschaft“, habe er geheiratet, verriet Vogel der Ministerin, die übrigens auch wieder eine Ausreisegenehmigung erhielt.