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ZEIL
Ministerin Kaniber zeigt Verständnis für Sorgen der Bauern
Christian Licha
 |  aktualisiert: 29.03.2021 10:50 Uhr

Das dürften die 50 Landwirte, die am Freitag nach Zeil gekommen waren, aus dem Mund von Michaela Kaniber gerne gehört haben: Trotz aktueller Probleme, wie Trockenheit, Düngeverordnung oder die Diskussion um Ferkelkastration, werde die bayerische Staatsregierung die Bauern „nicht allein lassen“, versprach die Landwirtschaftsministerin laut einer Pressemitteilung des CSU-Kreisverbands während des „agrarpolitischen Gesprächs“.

Vogel: Landwirte nicht ins falsche Licht stellen

CSU-Kreisvorsitzender Steffen Vogel sagte, Kaniber sei auf Anregung des Bauernverbandes zu diesem Meinungsaustausch in den Haßbergkreis gekommen. Er nannte Kaniber „eine kompetente Gesprächspartnerin“. Vogel meinte, Landwirte seien nicht nur Lebensmittelproduzenten, sondern genauso wichtig für die Pflege der Kulturlandschaft. Er sei immer wieder erstaunt, in welche Ecke manchmal andere Gruppen die Landwirtschaft stellten, heißt es in der Pressemitteilung.

Kaniber nannte die Landwirte „Leistungsträger der Gesellschaft“, zumal es in Bayern 900 000 Arbeitsplätze im landwirtschaftlichen Bereich gebe und jeder siebte Arbeitsplatz der Landwirtschaft vor- oder nachgelagert sei. Es stimme auch nicht, dass die Landwirtschaft keine Zukunft habe. „5000 junge Menschen machen derzeit hierfür eine Ausbildung und nicht nur deswegen haben wir allen Grund, die Landwirtschaft zu unterstützen“, stelle die Ministerin fest.

Ministerin wollte hören, wo der Schuh drückt

Natürlich gebe es zahlreiche Herausforderungen und eine „Liste der Bauchweh-Themen“. Aber die Landwirtschaft dürfe nicht länger als „die größten Brunnenvergifter und Umweltsünder“ hingestellt werden. „Keine andere Sparte leistet so viel Umweltschutz wie es unsere Landwirte tun, und ich wehre mich einfach gegen einen Generalverdacht.“ Sie sei gekommen, um von den Landwirten aus erster Hand zu erfahren, wo der Schuh drückt. „Nehmen Sie kein Blatt vor den Mund! Ein Politiker muss dies aushalten können.“

Zum Thema Glyphosat meinte sie laut Pressemitteilung: „Kaum ein Thema wurde so verlogen und übertrieben diskutiert.“ 21 Studien sagten aus, dass Glyphosat vermutlich nicht krebserregend sei, „und an dem vermutlich hängt man sich auf“. Diese Diskussion rückgängig zu machen, sei schwer, weil nicht mehr auf Faktenbasis diskutiert werde. Es sei einfach der Wunsch der Gesellschaft, auf einen Teil der chemischen Mittel zu verzichten. Deshalb werde man Alternativen suchen.

BBV-Obmann fordert Rücklage für schlechte Lage

Der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands (BBV), Klaus Merkel, bemerkte, dass man seit vielen Jahren in Unterfranken mit Dürre umgehen müsse und deswegen chemische Hilfen benötige, um wassersparend arbeiten zu können. Nichtbewirtschaftung heiße für ihn auch Rückgang der Artenvielfalt. Er forderte eine Risikoausgleichsrücklage für Jahre wie das jetzige, weil man dann einen Puffer für schlechte Jahre hätte. Die Landwirte verantwortlich zu machen für zunehmendes Nitrat im Wasser sei nicht richtig. Im übrigen hätte der Nitratgehalt abgenommen und bei der Nitratbelastung sei man auf dem richtigen Wege.

Dieter Reisenweber aus Untermerzbach unterstrich dies, denn es habe in diesem Jahr nur 160 Liter geregnet, davon schon 80 Liter bis Februar. So habe man nur 40 Prozent beim Futter und ein bis zwei Drittel beim Raps, die Zwischenfrucht gehe gar nicht auf. „Die Begehrlichkeiten nach Ausgleichszahlungen sind jetzt natürlich groß. Rechnungen einreichen, ist für mich keine Lösung, sondern in trockenen Gebieten sollte es einen festen Betrag als Ausgleich geben“, wird er zitiert.

Landwirt Schuler fordert schnelle Lösung für Futter-Problem

Laut Florian Schuler aus Gädheim habe man beim ersten Schnitt viel Futter eingebracht. Das Problem sei, dass man es nur sechs Monate in einem offenen Silo lagern dürfe. Ein Fahrsilo zu bauen, sei ja so schnell nicht möglich und zudem könne man die Kosten nicht tragen. „Bis November muss das Futter also weg und wir müssten das Vieh schlachten. Hier muss schnell eine Übergangslösung gefunden werden.“ Ministerin Kaniber versprach, sich dieser Sache sofort annehmen.

Udo Heinrich aus Haßfurt kritisierte den Flächenverbrauch und erinnerte an Schlagworte wie „Bauernland in Bauernhand“. Silke Schwarz aus Ebern forderte schon jetzt eine Lösungsstrategie für den Wolf und Schweinehalter Jan Kettler aus Unfinden sah auch den Verbraucher hinsichtlich der Preisgestaltung in der Pflicht, wenn die Produktion weiter in Deutschland bleiben sollte.

Kaniber: Problem-Wölfe müssen weg

Kaniber wich laut der CSU-Pressemitteilung keiner Frage aus und gab konkrete Lösungsvorschläge, was die Landwirte sichtlich begeisterte. Zum Wolf meinte sie, er sei bei uns nicht heimisch und es müsse möglich sein, Regionen mit einem Herdenschutz auszurufen. Und wenn er Probleme mache, sollte man ihn auch entnehmen.

Kaniber ging auch auf das Ernährungsbewusstsein ein: „Es ist doch nicht richtig, wenn ein Liter Mineralwasser mehr kostet als ein Liter Milch oder ein Kilo Tierfutter mehr als ein Kilo Schweinefleisch. Oder man stellt sich einen Grill für 1200 Euro in den Garten und holt dafür dann das Fleisch beim Discounter.“

Direktvermarktung bietet Chancen für Bauern

Es brauche auf dem Land eine Grundversorgung mit Metzgern und Bäckern – aber dann sollte der Verbraucher hier auch einkaufen. Dabei habe die Landwirtschaft ihre Chance und deswegen wolle man diese Form der Direktvermarktung und diese „Heimatunternehmer“ unterstützen.

Wie die CSU berichtet, wandte sich die Ministerin dagegen, einen Keil zwischen Bio und normalen Landbau zu treiben und das eine oder andere schlecht zu reden. „Es gibt einen Anteil von Bio, den wir bedienen müssen.“ Aber das sollte mit Bedacht geschehen, weil der Markt nicht alles aufnehmen könne und unter Umständen die Bioschiene sogar in den Ruin getrieben werde.

 
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