
„Es lebe unsre Fasenacht“ hieß es wieder im Kolpingheim in Aidhausen. Aus allen Gemeindeteilen strömten die Senioren zusammen und bewiesen einmal mehr, dass Humor und gute Laune keine Altersgrenzen kennen. Wie bei vielen anderen Faschingsveranstaltungen der älteren Generation, gab es neben witzigen Geschichten allerlei Lokalgeschehen, das büttentauglich in Reimform präsentiert wurde. Da könnten manche Narren aus den Hochburgen, wo sich auf der Bühne oft Witze mit langen Bärten und abgekupferte Sketche aneinanderreihen, in die Lehre gehen.
Ein Urgestein: Willi Gehrig
Helene Röhner, Vorsitzende des Aidhäuser Seniorenkreises, hieß die holde Narrenschar mit Reimen willkommen. Seniorenfasching ohne das Urgestein Willi Gehrig – undenkbar. Auch in diesem Jahr lud er mit seinem Akkordeon zum Mitsingen und Schunkeln ein, unterstützte musikalisch die Akteure und spendierte den Rednern manch kräftigen Tusch. Dazwischen sorgte er mit Witzen und Vorträgen aus seinem schier unerschöpflichen Fundus für Erheiterung. Etwa, wenn er von der guten alten Zeit mit Plumpsklo, Schlacht- und Waschtag, Butterstollen und Zipfelmütze schwärmt. „Menschenskind, wie war das schön“, stimmen da alle aus ganzem Herzen in den Refrain mit ein.
Über den Andrang beim Seniorenfasching wusste Gemeindereferentin Johanna Dünninger allerhand zu berichten. Ein jeder will der Erste sein, den besten Platz und das größte Stück vom Kuchen ergattern. Dass es bei dem Gedränge nicht ohne Blessuren abgeht, ist zu erwarten. Auch Pfarrer Jaroslaw Woch trug sein Schärflein mit allerlei Geschichten über das himmlische Bodenpersonal zum munteren Faschingstreiben bei.
Aidhäuser Lerchen
Als Gesangstalente entpuppten sich die „Aidhäuser Lerchen“ Elvira Nöller und Renate Müller mit ihren Liedvorträgen „Rosen der Liebe“ und „Heut‘ ist Karneval“.
Den künftig geplanten TÜV für Männer ab 60 demonstrierten Sonja Lutz und ihre Tochter Hanna. Da wird wohl manch ein Oldtimer aus dem Verkehr gezogen werden. Bei Versuchsobjekt Willi Gehrig stellte Prüferin Sonja Lutz einige Mängel fest: „Der erste Lack ist ab und die Platte vergrößert sich. Punktweise Rostansatz; etliche Schrauben sind locker.“ Für den öffentlichen Verkehr sei er nur noch bedingt zugelassen. Sein Prüfplakette erhielt Gehrig trotzdem: Zum Hausgebrauch tauge er, bei guter Pflege, für die nächsten zehn Jahre noch.
Hund oder Katz' – welches Tier von beiden angeschafft werden solle, darüber stritten sich als zwei Geschwister Sonja und Hanna Lutz. Beim Kampf um das Haustier schieden sich auch im Publikum die Geister. Mit lautem Wau, Wau oder Miau taten die Senioren ihre Vorliebe kund.
Charmeur in der Bütt
Als Charmeur in der Bütt' sang Bürgermeister Dieter Möhring ein Loblied auf die anwesenden Mitglieder des weiblichen Geschlechtes: „Ihr edlen Damen, närrische Frauen, wie herrlich seid ihr anzuschauen.“ Doch all seine Schmeicheleien dürften ihm bei der nächsten Wahl nichts nützen. Denn mit Willi Gehrig betrat ein Bürgermeisterkandidat die Bühne, der das amtierende Gemeindeoberhaupt mit links vom Thron stoßen dürfte. Mit schlagkräftigen Wahlparolen zieht Gehrig in die Schlacht: Doppelte Rente, Seniorencafés, Kinos, Musik und Tanz in jedem Ortsteil und neue Männer für alle Witwen. „Wenn wir sie nicht in Deutschland finden, holen wir sie eben aus Polen.“ Mit den Pfarrern werde es ja auch so gemacht, spielte Gehrig auf Pfarrer Woch an, nach Mariusz Falk bereits der zweite aus Polen stammende Pfarrer in Aidhausen. „Macht euch vom Parteibuch frei – wählt mich und meine Narretei.“
Wahrsagerin
Zu guter Letzt beleuchtete Wahrsagerin Sonja Lutz die Politik im Großen wie im Kleinen. Ob Bürgermeister, Pfarrer, Gemeindereferentin oder die einzelnen Ortsteile – über alles und jeden gab ihre Kugel etwas preis. In die Zukunft können alle – dank Vorhersage – zuversichtlich blicken: „Äss kumma ach wieder bessere Tach.“