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HAßFURT
Meister der Improvisation mit grandiosen Stimmen
Klaus Neubert, Sophia Weinberger und Niko Wörtmann (von links) von der Band „Miss Sophie & the Blues“ gaben bei der 9. Haßfurter Bluesnacht ein Heimspiel und beeindruckten die Zuhörer zutiefst.
Foto: Ulrike Langer | Klaus Neubert, Sophia Weinberger und Niko Wörtmann (von links) von der Band „Miss Sophie & the Blues“ gaben bei der 9. Haßfurter Bluesnacht ein Heimspiel und beeindruckten die Zuhörer zutiefst.
Von unserer Mitarbeiterin Ulrike Langer
 |  aktualisiert: 15.12.2020 15:08 Uhr

„Blues ist Singen mit dem Herzen. Er kommt von tief drinnen und lebt vom Improvisieren. Das macht einfach Spaß“, sagt Sophia Weinberger. Die charismatische Sängerin aus Obertheres und ihre beiden Gitarristen Klaus Neubert und Niko Wörtmann aus Haßfurt begeisterten zusammen mit Ignaz Netzer und Werner Acker sowie der Matchbox Bluesband das Publikum bei der 9. Haßfurter Bluesnacht des Kulturamts in der vollbesetzten Rathaushalle.

Es ist guter Brauch, dass Ignaz Netzer, der 2015 den „German Blues Award“ gewann, die Musiker und das Programm für die Bluesnacht in Haßfurt auswählt und mit viel Humor durch den Abend führt. „Toll, dass Ihr alle da seid. Denn ohne Euch wäre es blöd“, begrüßte er die Zuhörer salopp und präsentierte als erstes mit Sophia Weinberger und ihren Begleitern „eine Band aus der fränkischen Kulturmetropole Haßfurt“: „Miss Sophie & the Blues“. Was die junge Sängerin und ihre Kollegen an der akustischen und elektrischen Gitarre darboten, war faszinierend. Die Sängerin beherrscht ihre ausdrucksstarke Stimme wie andere ihr Instrument und „lebt“ den Blues mit jeder Faser ihres Körpers. Ihrer Ausdrucksstärke und ihrer Leuchtkraft kann man sich nicht entziehen.

Es ist bewundernswert, wie flexibel sie ihre Stimme einsetzen und färben kann, welche dynamischen Gestaltungsmöglichkeiten sie besitzt und über welche Bühnenpräsenz sie verfügt. Klaus Neubert und Niko Wörtmann erwiesen sich als nicht minder begabte Partner und Improvisatoren bei diesem ganz „intimen“ Blues. „Die werden jedes Jahr besser und ich bin schon gespannt, wie sie bei der nächsten, der zehnten Haßfurter Bluesnacht, klingen werden“, konstatierte Ignaz Netzer voller Lob.

Ganz anders klang der Blues des Duos „Down Home Percolators“ mit Klaus „Mojo“ Kilian und Bernd Simon, das Ignaz Netzer als „eines der besten Blues-Duos“ vorstellte. Denn „Mojo“ bringt die Blues Harp zum Klingen, ein Instrument, auf dem er als einer der besten Interpreten gilt. Daneben singen die beiden Musiker mit Schwung und sonoren Stimmen, mal solistisch, mal im Duett, wobei die akustische Gitarre von Bernd Simon auch den musikalischen Rhythmus angab, der die Zuhörer mitswingen ließ.

Anschließend eroberten Ignaz Netzer und Werner Acker die Bühne. Netzer verkörpert mit seiner unnachahmlichen Stimme, seiner sinnlichen Bluesharp und seinem exzellenten Gitarrenspiel den Blues schlechthin, und ließ auch in Haßfurt seinen ironischen Humor aufblitzen. „In Georgia sagen die Leute, wer am Freitagabend bei der Bluesnacht in Haßfurt mitsingt, muss am Sonntag nicht in die Kirche“, sagte er und rief in altbewährter Manier die Zuhörer zum Mitsingen des Gospels „Jesus on the mainline“ auf. Ihm stand zudem mit dem Hochschuldozenten Werner Acker ein leidenschaftlicher und improvisationsfreudiger Partner an seiner Seite, der mit seiner E-Gitarre gerne die Melodieführung übernahm und ein ideenreiches, flinkes Saitenspiel bewies.

Zum Ende des Konzerts zündete die Matchbox Bluesband aus Frankfurt am Main so richtig auf.

Zu Klaus „Mojo“ Kilian und Bernd Simon an der E-Gitarre gesellten sich der E-Bassist Thore Benz und der Drummer Thomas Frömming, wobei sie vornehmlich ihrer „Kernkompetenz“, dem Chicago-Blues frönten, aber auch swingenden und rockenden Rhythm & Blues, erdigen Down Home Blues oder einfühlsamen Slow-Blues darboten. Die Spielfreude der Musiker, ihre einfallsreichen Soli und ihr kongeniales Zusammenspiel rissen das Publikum mit, das als besonderen Höhepunkt den Song „Number 9 Train“ zu hören bekam. Einmalig, wie „Mojo“ auf seiner Bluesharp eine Dampflok imitierte, die erst langsam anfuhr und dann eine rasante Geschwindigkeit aufnahm, bevor er und seine Musikerkollegen den Song von Tarheel Slim anstimmten. Doch damit war die Bluesnacht noch lange nicht vorbei. Am Ende gaben alle Musiker gemeinsam eine beeindruckende Vorstellung, bevor sie sich für den aufbrandenden Schlussapplaus mit zwei Zugaben endgültig verabschiedeten.

Nicht nur Blueskenner hatten an diesem Abend leuchtende Augen bekommen. So meinte Thomas Heller aus Römershofen, ein bekennender Klassik-, Swing- und Jazzfan: „Dieses Konzert hat mir richtig Lust gemacht, mich näher mit dem Blues zu beschäftigen!“ Er hatte die Bluesnacht zum ersten Mal besucht und war tief beeindruckt. „Ich finde es toll, dass es so etwas in Haßfurt gibt“, lobte er und fügte gleichzeitig an: „Es ist schade, dass der Stadtrat die wirklich tolle Kulturarbeit nicht so richtig würdigt und sich so gut wie nie bei Veranstaltungen sehen lässt.“

Er verkörpert den Blues wie kaum ein anderer Sänger und Gitarrist: Ignatz Netzer (rechts), der die Bluesnacht mit dem Kulturamt Haßfurt organisierte. Mit Werner Acker, einem ausdrucksstarken Gitarristen, war er auch selbst zu hören.
Foto: Ulrike Langer | Er verkörpert den Blues wie kaum ein anderer Sänger und Gitarrist: Ignatz Netzer (rechts), der die Bluesnacht mit dem Kulturamt Haßfurt organisierte.
Einfach mitreißend spielte die Matchbox Bluesband aus Frankfurt am Main mit (von links) Klaus „Mojo“ Kilian, Thomas Frömming, Thore Benz und Bernd Simon bei der 9. Haßfurter Bluesnacht.
Foto: Ulrike Langer | Einfach mitreißend spielte die Matchbox Bluesband aus Frankfurt am Main mit (von links) Klaus „Mojo“ Kilian, Thomas Frömming, Thore Benz und Bernd Simon bei der 9. Haßfurter Bluesnacht.
 
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