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Bamberg
Meinung: Die Schließung des Bamberger Schlachthofs ist der richtige Schritt
Die Debatte hat gezeigt, wie sehr sich die Gesellschaft an die Tötung von Tieren im industriellen Maßstab gewöhnt hat. Doch es darf nicht nur um Zahlen gehen, findet unser Autor.
Tierschützerinnen und Tierschützer protestieren vor der Entscheidung des Bamberger Stadtrats für die Schließung des Schlachthofs. 
Foto: Lukas Reinhardt | Tierschützerinnen und Tierschützer protestieren vor der Entscheidung des Bamberger Stadtrats für die Schließung des Schlachthofs. 
Lukas Reinhardt
 |  aktualisiert: 15.07.2024 20:25 Uhr

40.000 Euro – so viel Verlust macht der Bamberger Schlachthof, pro Woche. Ein Schuldenberg in Millionenhöhe drohte, so die Prognose einer Wirtschaftsprüfung. Dass die Stadt dieses Defizit und andere Kosten nicht mehr selber tragen kann und möchte, während die umliegende Region – darunter der Landkreis Haßberge – unbeteiligt von der Einrichtung profitiert, ist da nur nachvollziehbar. Die Entscheidung, den Schlachtbetrieb einzustellen, ist beim kühlen Blick auf die Zahlen folgerichtig.

Es war diese betriebswirtschaftliche Perspektive, die unter den Befürworterinnen und Befürworten der Schließung überwog. Von "finanzpolitischer Verantwortung" war da etwa ausgerechnet auf Seiten der Grünen die Rede, die vor allem mit diesem Argument geschlossen für das Aus des Schlachthofs stimmten.

Ausgerechnet CSU greift Argument zum Tierwohl auf

Einen anderen Blick brachte da Alina Achtziger ein. Die Stadträtin der Satirepartei "Die Partei", eigenen Angaben zufolge seit zehn Jahren vegan lebend, sprach ohne Umschweife: "Mir ganz persönlich ist ehrlich gesagt egal, ob das wirtschaftlich vertretbar ist – für mich ist es so oder so nicht vertretbar, jeden Tag eintausend Tiere zu töten, auch nicht, wenn man damit Millionengewinne einfahren würden." 

Dass am Ende aber ausgerechnet die Christsozialen hier einen Punkt versuchten und kritisierten, eine Schließung bedeute längere Transportwege und damit -strapazen für die Tiere, überraschte da. Kurzzeitig zumindest. Denn schnell wurde klar, dass das Mitleid weniger den Rindern und Schweinen auf dem Weg zur Schlachtbank galt. Sondern vor allem den Konsumentinnen und Konsumenten. Unter dem Stress und all dem Adrenalin, so das Argument der CSU, leide am Ende vor allem eines: die Qualität des Fleisches.

Fehlende Rinder durch Katzen und Hunde ersetzen?

Entsprechend hielt Achtziger auch jenen den Spiegel vor, die sich angesichts 350 fehlender Rinder pro Woche – genau so viele Tiere bräuchte es zusätzlich für einen wirtschaftlichen Betrieb – gegen die Schließung stemmten: "Wenn meinen konservativen und rechten Kollegys so viel an der Erhaltung des Schlachthofes liegt, dann muss ich natürlich auch die Frage stellen, wieso niemand den Vorschlag eingebracht hat, die Schlachtmengen durch Katzen oder Hunde aufzustocken. Einfach nur, weil sie zu klein sind, zu wenig Fleisch dran? Oder vielleicht doch, weil wir uns da einig sind, dass es falsch ist, sie zu töten? Aber wieso?"

Dass diese Grundsatzfrage in der Debatte kaum bis keine Rolle spielte, sondern vor allem die kühlen Zahlen über das Für und Wider einer Schließung entschieden, zeigt, wie sehr sich unsere Gesellschaft an die industrielle Massentötung von intelligenten und fühlenden Tieren gewöhnt hat. 

 
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Kommentare
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  • Albrecht Schnös
    Was für ein Armutszeugnis!
    Im gesamten Bezirk keine Schlachthauskapazität. Eigentlich irre!
    Innerhalb weniger Jahrzehnte komplette Wandlung, es kann nicht mehr vor Ort geschlachtet werden. Passt alles ins Bild. Ist halt nicht vogue.
    Lebensmittel sollen scheinbar ausschließlich Nestle, Kraft und Mondeleze produzieren.
    Freiheit! -Damals. Konforme Vordenker!-Heute.
    Auf welchen Weg begeben wir uns?
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  • Hubert Endres
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