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Mein Australien: In Victoria gibt es kuriose Feiertage
Unsere Mitarbeiterin Paulina Heumann (18) berichtet über ihre Zeit in Australien. Diesmal schreibt sie über ihre Erfahrungen mit Feiertagen in Melbourne.
Das Stadion von Melbourne.
Foto: Paulina Heumann | Das Stadion von Melbourne.
Paulina Heumann
 |  aktualisiert: 22.06.2022 09:33 Uhr

Unsere Mitarbeiterin Paulina Heumann (18) berichtet über ihre Zeit in Australien. Diesmal schreibt sie über ihre Erfahrungen mit Feiertagen in Melbourne.

15 gesetzliche Feiertage gibt es im australischen Bundesstaat Victoria. Darunter sind „klassische“ Ereignisse, wie Ostersonntag oder Weihnachten, aber auch Feiertage, die viele Europäer den Kopf schütteln lassen könnten.

Der Großvater meiner australischen Freundin Hailey sitzt im hintersten Raum seines Bungalows in seinem großen Sessel und erklärt mir die freien Tage der Australier. Ein sogenannter „public holiday“ ist zum Beispiel der Geburtstag der Queen. Und das, obwohl sie nicht einmal ihre Königin sei, sagt er. Außerdem ist der Tag nicht ihr eigentlicher Geburtstag.

333 Tage reich an Erfahrungen       -  _


Der 70-Jährige amüsiert sich köstlich über die australischen Feiertage, während meine Freundin und ich auf der Couch sitzen und seinen ersten selbst gebackenen Kuchen mit Datteln, Ingwer und Schokolade essen. Ein weiterer Tag zum „Feiern“ sei zu Ehren des Wahlrechts der Frauen eingeführt worden. Obwohl das die wohl schlechteste Idee der Welt gewesen sei, scherzt er weiter. Ein anderer freier Tag, über den sogar ich ein wenig schmunzeln muss, ist der Tag vor dem Grand Final, also dem Ende der Austalian Football Saison.

Dieser Sport unterscheidet sich völlig vom in Deutschand bekannten American Football. Mir wird erklärt, dass der Feiertag in diesem Jahr zum ersten Mal eingeführt wurde. Wieso, weiß niemand so genau. Meine Gastmutter hat ihn vor wenigen Wochen blendend genutzt um Maccarons in den Farben des zu unterstützenden Footballteams zu machen. „Grand Final Day – That's like religious“ (Das Finale – das ist schon fast religiös) erklärt mir einer meiner Arbeitskollegen. Jeder scheint auf den großen Tag hinzufiebern. Und in diesem Jahr muss die Stimmung besonders gut gewesen sein, denn ein Melbourner Team trat gegen die seit Jahren erfolgreichen Sydney Swans an.

Ich habe das damalige Spiel mit Freunden geschaut und kann völlig nachvollziehen, warum Football fast schon eine Religion in Australien ist. Es ist absolut packend, actionreich, anspruchsvoll und vor allem spannend. Als am Ende das Melbourner Team, die Doggies, gewinnen, beschließen wir in eine Kneipe nahe dem Stadion zu gehen. Auf drei Leinwänden wird das Spiel in Dauerschleife wiederholt und Livebands, sowie Djs unterbrechen ihre Auftritte immer wieder, um Jubelgesänge anzustimmen.

Land der Feiertage?

Das Grand Final liegt inzwischen gut vier Wochen zurück. Zeit für das nächste Große Sportevent – selbstverständlich mit Feiertag. Am ersten Dienstag im November findet traditionell der Melbourne Cup statt. Ein Pferderennen. Die ganze vorherige Woche besuchen die Melbourner, aber auch Menschen aus aller Welt das Sportgelände, um am Melbourne Spring Carnival teilzunehmen. Mit Vorrennen, Konzerten, Märkten und unzähligen weiteren Attraktionen, wird auf den großen Tag eingestimmt. Wer daran teilhaben will, muss sich an Vorgaben zur Kleidung halten. Als ich am Samstagabend im Zug nach Hause sitze, bin ich umgeben von Frauen mit schwarz-weißen Kleidern und aufwändigen Frisuren, die meist durch ein Gesteck im Haar ergänzt werden sowie Männern in teuren schwarzen Anzügen.

Das Rennen erfreut sich vor allem bei den Gesetzgebern so großer Beliebtheit, dass sogar von einem langen Cup-Wochenende gesprochen wird. Schulen haben am Montag geschlossen und viele Leute nehmen sich frei, um ein langes Wochenende zu genießen. Alles für ein Pferderennen, das letztendlich knapp fünf Minuten dauern wird.

Gesehen habe ich das Rennen nicht. Als ich das Wohnzimmer betrete, steht der Sieger schon fest. Ein schmächtiges Männlein steht vor der Kamera und darf sich über einen Pokal sowie ein Preisgeld in Millionenhöhe freuen. Doch nicht alle Leute fiebern dem Rennen entgegen. Meine Freundin erklärt mir, dass sie gegen dieses Sportevent ist. In fast jedem Jahr verletze sich ein Pferd. Im letzten Jahr sei sogar eines nach dem Rennen verstorben. Dennoch: den Feiertag nehmen alle gerne an. Es sei ein Familientag, sagt Haileys Großvater. Es störe ihn nicht, dass sämtliche Geschäfte geschlossen hätten. Und wer weiß, vielleicht komme es in diesem Jahr zu Kuchen Nummer zwei.

 
 
 
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