
Nach Aussage vieler Landkreisbewohner gibt es in diesem Jahr mehr Stechmücken als in den Vorjahren. Dies kann auch Apotheker Uwe Mainka aus Hofheim bestätigen. Teilweise seien in seinen Apotheken in Hofheim, Haßfurt und Schweinfurt Mückenpräparate ausverkauft gewesen, sagt er.
Nachgewiesen sei das erhöhte Vorkommen der Plagegeister im Landkreis bislang jedoch nicht, teilte uns Klaus Mandery, Vorsitzender der Kreisgruppe des Bund Naturschutz mit.
Monika Luckas vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandforschung in Müncheberg (ZALF) forscht in Sachen Mücken. Sie bestätigt das vermehrte Vorkommen der Stechmücken in diesem Jahr. Grund seien die starken Niederschläge im Frühjahr mit der anschließenden Wärme. Die Forscher des ZALF fanden 2012 dank der über 6000 eingesandten Mücken aus ganz Deutschland die Asiatische Buschmücke „Aedes japonicus“, die sich im Raum Köln und Koblenz bereits in größeren Populationen etablieren konnte. Sie kann das West-Nil-Virus und weitere für den Menschen infektiöse Enzephalitis-Viren übertragen.
Um die Verbreitung der Mückenarten in Deutschland flächendeckend erfassen zu können, hatten die Wissenschaftler des ZALF und des Friedrich-Löffler-Instituts (FLI) im Jahr 2012 das Projekt „Mückenatlas“ ins Leben gerufen. Das Forscherteam benötigt weiterhin Einsendungen aus allen Teilen Deutschlands und rechnet 2013 mit einer noch höheren Anzahl von Einsendungen als im letzten Jahr. Die Stechmücken sollen unbeschädigt, beispielsweise in einem leeren Marmeladenglas, eingefangen, tiefgefroren und anschließend beispielsweise in einer Streichholzschachtel an das ZALF, Eberswalder Straße 24 in 15374 Müncheberg geschickt werden.
Weltweit gibt es rund 3500 Stechmückenarten, 49 davon wurden laut Luckas bisher in Deutschland nachgewiesen.
Auch einheimische Arten können unter bestimmten Umständen gefährlich werden, meint Helge Kampen vom Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit auf der Insel Riems bei Greifswald. So sei es den Forschern ein Rätsel, warum das Westnilfieber bisher in Deutschland noch nicht aufgetreten ist. „Das Virus wird in den USA und auch in einigen europäischen Ländern von Mücken übertragen, die in die Verwandtschaft der gemeinen Hausmücke gehören.“ Die gemeine Hausmücke ist häufigste der 49 Stechmückenarten in Deutschland. Da sie wissenschaftlich lange vernachlässigt wurden, fehlt grundlegendes Wissen über ihr Vorkommen und ihre regionale Verbreitung. Faktoren wie Globalisierung und Klimaveränderungen begünstigen zudem die Einschleppung und Ansiedlung nicht einheimischer Stechmückenarten, von denen einige Krankheitserreger übertragen können. So traten in Südeuropa in den letzten Jahren erstmalig lokal verursachte, aber durch die neu angesiedelte asiatische Tigermücke vermittelte Infektionen mit dem Dengue-Virus und dem Chikungunya-Virus auf.
Sowohl dem Biologen Jürgen Thein vom Bund Naturschutz, Kreisverband Haßberge, als auch Dr. Werner Hornung vom Gesundheitsamt ist es nicht bekannt, dass exotische Mückenarten wie die Tigermücke im Landkreis vorkommen. Es kann also wohl vorerst Entwarnung gegeben werden, zumal sich der Sommer dem Ende zuneigt und Herbst und Winter dem Werk der Plagegeister vorerst ein Ende setzen werden.