
Es war schon seit über zehn Jahren dem Riedbacher Gemeinderat bekannt, dass die wasserrechtliche Betriebserlaubnis der Kläranlage Mechenried nach mehreren Verlängerungen Ende 2020 ausläuft. Die Anlage ist nach über 30 Betriebsjahren veraltet und muss für die aktuellen Anforderungen (Stickstoffabbau) und auf den neuesten Stand der Abwasserreinigungstechnik gebracht werden.
Es war schon fast wie eine unendliche Geschichte. Nach umfangreichen Überlegungen, Fachgutachten und Stellungsnahmen von Fachbüros fasste der Riedbacher Gemeinderat in seiner Sitzung vom 17. Mai 2018 eine wegweisende Entscheidung mit dem Beschluss zur Modernisierung und Ertüchtigung der Sammelkläranlage in Mechenried.
Mit zwei Gegenstimmen (Elke Heusinger, Detlef Hofmann) sprach sich damals der Gemeinderat dafür aus, den Weg für den Umbau der Mechenrieder Kläranlage zu einer Kläranlage mit Sequentielle biologische Reinigung (SBR) einzuschlagen.
Das Zeitfenster damals sah vor, dass die Sanierungsplanung bis Ende 2018 beim Wasserwirtschaftsamt (WWA) vorliegen müsse. Das Ingenieurbüro Stubenrauch (ISE) aus Königsberg wurde ein Jahr zuvor als externes Planungsbüro beauftragt zu drei verschiedene Sanierungsvarianten die jeweiligen Kostenvergleichsrechnungen auszuarbeiten. Diese wurden im November 2017 dem Gemeinderat vorgestellt. Es blieben zwei Varianten zur Auswahl übrig.
Unsichere Aussagen
Das war zum einen eine Sanierung zur SPR-Anlage mit der Anpassung an die vom Gesetzgeber vorgegebenen aktuellen Anforderungen zur Abwasseraufbereitung mit der Ausreinigungsstufe III oder der Anschluss mit einer Druckleitung in Richtung Rügheim zur Kläranlage nach Hofheim. Die erwarteten Baukosten beim Anschluss nach Hofheim mit Pumpwerk und einer rund 2,5 Kilometer langen Abwasserdruckleitung mit Grunderwerb waren zu diesem Zeitpunkt nicht als belastbarer Kostenvoranschlag gesichert.
Das war damals dem Gemeinderat viel zu unsicher, weil zudem zu viele offene Fragen, wie die der laufenden Betriebskosten und der späteren vertraglichen Bindung der Gemeinde Riedbach an die Abwasserbeseitigungsanlage Hofheim im Raum standen um hier eine verbindliche Entscheidung zu treffen.
Die nun bekannt gewordenen aktuellen Baukosten bewegen sich im Bereich von 1,2 Millionen Euro (Brutto) bei einer jährlichen Einleitungsgebühr in Höhe von rund 130 000 Euro.
Extrem gestiegene Kosten
Im ersten Kostenvoranschlag für die zweite Variante der Kläranlagenbetreiberfirma Südwasser (Eon-Tochter) aus Erlangen, die vom Gemeinderat im Jahr 2011 einen Planungsauftrag für den Umbau auf eine SPR-Anlage erhielt, wurde im Jahr 2014 eine Kostenkalkulation in Höhe von 800 000 Euro errechnet. Knapp vier Jahre später erhöhte sich wegen allgemeiner Kostensteigerung der Betrag auf knapp 2 Millionen Euro und liegt jetzt bei 2,5 bis 2,94 Millionen Euro (Brutto) mit errechneten jährlichen Betriebskosten von 190 000 Euro.
Eine weitere gesicherte Kostenkalkulation für eine SBR-Anlage der Firma Biogest (Taunusstein) lag zum Vergleich in Höhe von knapp 1,2 Millionen Euro auf dem Ratstisch. Dieses Angebot sei, so Dipl.-Ing. Arne Nath von Südwasser in der aktuellen Gemeinderatssitzung in dieser Form vom Wasserwirtschaftsamt nicht genehmigungsfähig.
Behördliche Komplikationen
Damals sah es so aus, dass der übliche Weg des Ausschreibungsverfahren beim Wasserwirtschaftsamt rechtzeitig bis zum Stichtag 31. Dezember 2018 zur Genehmigung vorgelegt werden kann. Es gab aber Komplikationen bei der Abstimmung zwischen Landratsamt und Wasserwirtschaftsamt mit verschärften Vorschriften bei der Klärschlammentsorgung und weil die Schmutzfrachtberechnung noch ausstand.
Die vorliegende Kostensteigerung sei von 2017 bis 2019 vor allem bei den Ingenieurleistungen und der Elektrotechnik zu tage getreten, so Arne Nath von Südwasser am Donnerstag im Gemeindehaus.
Nach eingehender Diskussion im Gemeinderat, vor allem wegen der immensen Verteuerung, einigte sich das Gremium zu einer Vertagung zur Beschlussfassung dann in der Dezembersitzung.