Mathematik ist für viele Schüler das am meisten mit Angst besetzte Schulfach. Dass diese Sorge oft unbegründet ist, erfuhren die Besucher eines Vortrages beim Minimathematikum in Eltmann. Prof. Dr. Albrecht Beutelsbacher näherte sich dem vermeintlichen Angstfach über scheinbar banale Experimente und zeigte unter großem Beifall „Mathematik zum Anfassen“.
Mit der „Eurovisionsmelodie“ hatte die Flötengruppe der Grundschule Eltmann die Veranstaltung eröffnet und bot dann auch gleich den „Mathematik-Rap“: „Tick-tick-tick, welch ein wunderbarer Trick, diese Mathematik“. Dazu zeigte auch die Rhythmus-Gruppe ihr Können.
Schulleiterin Jutta Aumüller begrüßte die Ehrengäste, Erzieherinnen aus den Vorschuleinrichtungen sowie die Lehrer aus den Grundschulen. Bürgermeister Michael Ziegler sagte in seinem Grußwort, es sei wichtig, sich mit der Mathematik zu beschäftigen, um durchs Leben zu kommen. In der Wanderausstellung habe er gesehen, mit welcher Intelligenz und Leidenschaft die Kinder an die Spiele herangehen. Er hoffe, dass das Mathematikum nicht nur kurz in den Mittelpunkt rücke, sondern nachhaltig wirke. Die Beteiligten hätten noch einige Ideen.
Sein Kompliment galt der Johann-Baptist-Graser-Grundschule, die diese Ausstellung begleitet, sowie der Stiftung der Sparkasse Ostunterfranken, welche diese Ausstellung und die Veranstaltung sponserte.
Schulamtsdirektorin a.D. Ulrike Brech, die die Ausstellung noch federführend organisiert hatte, begann ihre Begrüßung mit „liebe Fans des Horrorfaches Mathematik“. Viele Erwachsene fänden es geradezu schick, sich als Mathe-Nieten zu outen und sogar Politiker und Intellektuelle brüsteten sich in Deutschland damit, in Mathe schlecht gewesen zu sein. „Woher kommt es, dass Mathematik so etwas wie ein blinder Fleck geblieben ist, in dem sich nur wenige Eingeweihte verschanzt haben?“ fragte sie. Stures Rechnen, starre Verfahren zu trainieren, könne nicht die Lösung sein. „Man kann Menschen ja auch nicht in die Musik einführen, indem man sie jahrelang Tonleitern üben lässt!“
Von dem durch Fernsehsendungen und Buchveröffentlichungen bekannten Prof. Dr. Beutelsbacher stamme jedoch das Zitat: „Mathematik macht glücklich“. Er möchte den Kindern eine Tür zur Mathematik weit aufstoßen und ihnen beweisen, dass Mathematik kein Horrorfach sein muss. „Mathematik macht neugierig auf die Rätselwelt namens Zahlen und Kinder entdecken, dass sie in ihrem Alltag von Zahlen umstellt sind.“
Beutelsbacher führte dann mit Hilfe einfachster Materialien Experimente vor und erläuterte dabei ihre mathematische Bedeutung. Dabei ging es erst um Aufgaben mit großen Zahlen, die er mit einem Rechenexempel löste, das eine etwa 30 000-jährige Geschichte hat. Die Menschen schrieben damals zwar noch keine Zahlen, aber sie schnitzten Kerben, welche die Zahlenwerte symbolisierten, in Knochen. Auf dieser Grundlage führte der Mathematikprofessor zum Erstaunen seiner Zuhörer Multiplikationen durch. Dazu kamen Wahrscheinlichkeitsrechnungen, die er mit Murmeln und einer Flasche näherbrachte. Viele hatten sich dabei verschätzt, wie viele Murmeln in eine solche Flasche gingen und auch die Bedeutung von einem Prozent zeigte er mit einer roten Murmel unter 100 schwarzen Murmeln auf.
Dazu passte auch das „Geburtstagsparadoxon“, dass es in einer Gruppe von 30 Personen sehr wahrscheinlich ist, dass zwei von ihnen am gleichen Tag Geburtstag haben. Auch unter den Teilnehmern traf das zu.
Verblüffend war auch seine „Quadratur des Kreises“, als er zwei aus je einem Papierstreifen geformte Kreise wieder auseinanderschnitt und plötzlich ein Quadrat präsentierte. Dann zeigte er zwei Möbius-Schleifen, die miteinander verklebt und auseinander geschnitten zwei ineinander verschlungene Herzen darstellten. „Wer hätte so etwas der Mathematik zugetraut?“, fragte er.
Im Laufe der Woche hatten viele Kindergartenkinder sowie Erst- und Zweitklässer aus dem Landkreis Haßberge die Ausstellung besucht. An diesem Wochenende ist die Ausstellung für alle interessierten Bürger und Familien geöffnet und zwar am Samstag, 2. Dezember, von 10.00 bis 14.00 Uhr und am Sonntag, 3. Dezember, von 12.00 bis 15.00 Uhr.