
Die Firma Maincor will im Industriegebiet von Knetzgau ein Windrad errichten, um einerseits den Strom selbst zu nutzen und andererseits Knetzgau mit Nahwärme zu versorgen. Das Windrad mit einer Gesamthöhe von zirka 260 Metern soll zwischen dem Betriebsgelände und der nahen Autobahn entstehen.
Der Abstand zur Wohnbebauung würde rund 400 Meter betragen. Dieser geringe Abstand erhitzte die Gemüter bei der Bürgerversammlung am Dienstag im vollbesetzten Pfarrsaal. In Redebeiträgen machten Bürgerinnen und Bürger ihrem Unmut Luft.
Sorge vor Lärmbelästigung oder Schlagschatten
Sie befürchten eine Beeinträchtigung der Lebensqualität durch Lärmbelästigung oder Schlagschatten. Normalerweise müsse der Abstand zu Siedlungen mindestens 1000 Meter betragen, sagten einige Redner. Andere kritisierten den Gemeinderat, der dem Vorhaben quasi schon zugestimmt habe. Dies sei ein Signal an Dieter Pfister, Chef von Maincor, den Bau des Windrads voranzutreiben, obwohl dies nicht im Sinne der Bevölkerung sei.
Bürgermeister Stefan Paulus erwiderte, dass der Gemeinderat in dem Beschluss nur sein Interesse an dem Projekt und der Nahwärmeversorgung kundgetan habe. Ein Bauantrag liege nicht vor. Auch der Standort des Windrads stehe noch nicht fest. Unter dem Applaus des Publikums versprach er, die Verbriefung des Grundstückskaufs, auf dem das Windrad errichtet werden soll, zurückzustellen.
Das Grundstück gehöre der Gemeinde. Es sei noch kein Notarvertrag geschlossen worden, so Paulus weiter. Dies müsse auch im Interesse von Pfister sein, der in einer Informationsveranstaltung noch über das Projekt aufklären will.
Schulden werden sich bis 2027 verdoppeln
Das Baugebiet Höret II in Knetzgau sei hingegen noch nicht reif für eine Bebauung. Der Bebauungsplan wurde laut des Bürgermeisters geändert. Die Abwasserentsorgung bereite momentan noch Probleme. In vier bis fünf Monaten könne man loslegen, sagte Paulus. Die Kläranlage sei für 19.000 Einwohner konzipiert und damit noch lange nicht am Limit. Sie müsse jedoch in den nächsten zehn Jahren saniert werden und die voraussichtlichen Kosten von über zehn Millionen Euro müssten zum Teil auch über Gebühren der Nutzerinnen und Nutzer bezahlt werden.
Für die Finanzen der Gemeinde malte der Rathauschef ein düsteres Bild. Im Jahr 2027 werde die Gemeinde doppelt so viele Schulden haben wie heute. Dies liege auch am Krankenhaus in Haßfurt mit einem Defizit von rund zehn Millionen Euro. "Wie lange können wir uns das noch leisten?", fragte Paulus deshalb.
Bereits der Haushalt 2024 weise ein Defizit in Höhe von 820.000 Euro aus, das aus der Rücklage finanziert werden müsse. Die Förderungen für Vereine würden laut ihm aber weiterhin fließen. Jedoch müssten die Gebühren, unter anderem auch für den Kindergarten, steigen. So koste der Kindergarten die Gemeinde jedes Jahr 800.000 Euro. Die Gebühr werde deshalb um 50 Euro monatlich ab September dieses Jahres steigen, so Paulus weiter.
Abriss des alten Bauhofs in Knetzgau geplant
Doch auch der Bauhof müsse aufgrund von Sicherheitsauflagen verlagert werden. Ein Grundstück gegenüber dem Coca-Cola-Werk wurde bereits gekauft. Der Neubau kostet rund 2,6 Millionen Euro, während der alte Bauhof samt alter Post und ehemaligem Edeka-Markt abgerissen werden soll. Dafür sollen, so der Bürgermeister, neue Wohnungen, eine Arztpraxis, Büros und ein Café mit Eisdiele entstehen.

Das Schwimmbad und die Turnhalle werden vorerst nicht saniert. Die Kosten seien mit rund sieben Millionen Euro zu hoch, auch wenn 1,5 Millionen Fördergelder fließen würden. Der Kindergarten-Neubau in Knetzgau für 6,5 Millionen Euro werde hingegen bis 1. September fertiggestellt. Erfreut zeigte sich der Bürgermeister, dass genügend Personal gefunden worden sei.
Nachdenklich stimmte es Paulus, dass bei den letzten Wahlen 25 Prozent der Wähler in Knetzgau die AfD gewählt haben, im Altort von Knetzgau sogar 40 Prozent. Zu Beginn der Veranstaltung hatte Thomas Zettelmeier die Kommunale Familien- und Jugendarbeit vorgestellt. Über 400 Angebote habe es gegeben, vom Bürgerbus, dem Sträkelkreis (Stricken und Häkeln) bis zum Mittagstisch und diversen Jugendveranstaltungen.
Natürlich würde es bürgerfreundlicher sein, wenn man Windräder sehr nördlich aufstellt. Von dort kommt, meist kein Wind (Schall) und auch keine Sonne (Schatten).
Das ist m.E. aber auch das einzige Argument.
Und ob das Windrad neben der Autobahn mehr Lärm erzeugt als die Autobahn selbst, darf auch bezweifelt werden.
Vielleicht sollten andererseits Windkraftbetreiber die Bevölkerung besser informieren und die Sorgen und Ängste der Menschen mehr berücksichtigen?
Denn: erst wenn der Kühlschrank leer ist, werden die Menschen in Deutschland begreifen, dass man Solarpaneele nicht essen kann.